Weg-Wort vom 19.Oktober 2006
Jede Lebensphase hat ihre Schönheiten
In den letzten Tagen konnten wir hin und wieder beobachten, wie die Sonne
einzelne Strahlen durch den Nebel schickte. Das sieht manchmal auch
gespenstisch aus, wenn die Sonne mit dem Nebel kämpft und die Bäume
schemenhaft zum Vorschein kommen. Für mich ist dies auch ein faszinierendes
Schauspiel der Natur, wenn der Herbst seine malerischen Künste zum Ausdruck
bringt.
Aber was für die Einen schön und faszinierend ist, ist für Andere wiederum
bedrückend. Ich kenne Menschen, die haben Mühe mit dieser Jahreszeit, in der
die Sonne nur noch hin und wieder durch den Nebel dringt. Für sie hat das
etwas wehmütiges an sich, weil ihnen bewusst wird, dass der Sommer vorbei
ist.
Ist das aber nicht auch ein Sinnbild für das Leben überhaupt?
Jede Lebensphase hat ihre Schönheiten, und dies sollen wir wahrnehmen und
auch geniessen, auch wenn wir genau wissen, dass kein Zeitabschnitt unseres
Lebens wiederkehrt. Und gerade beim Älter werden wird uns das bewusst.
Es ist deshalb sehr hilfreich, wenn Menschen sich gegenseitig Mut machen und
einander helfen in diesen Jahres- oder Lebenszeiten das Schöne zu geniessen,
das jede Phase hat.
In dem Bildband Pflücke den Tag von Margot Bickel habe ich einen Text
gefunden, der genau diese Seite anspricht:
Es gibt Momente da wünschte ich, ich wäre Sonnenstrahlen für dich
Sonnenstrahlen, die deine Hände wärmen, deine Tränen trocknen
Sonnenstrahlen, die dich an der Nase kitzeln und zum Lachen bringen
Sonnenstrahlen, die deine dunklen Winkel in deinem Innern erleuchten
deinen Alltag in helles Licht tauchen, die Eisberge um dich zum Schmelzen
bringen.
Sonnenstrahlen sein für Menschen, welche die Sonne nicht mehr so recht
wahrnehmen können, das ist doch eine wunderschöne Aufgabe.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche