Weg-Wort vom 12. März 2008
Die befreiende Kraft des Glaubens
Glaube ist nicht in erster Linie eine Lehre oder ein Sittengesetz. Er hat
vielmehr mit der Lebensgeschichte eines Menschen zu tun, die auch uns für
unser Leben anregen, begleiten und ermutigen kann.
Die Zeitgenossen Jesu wunderten sich immer wieder über das, was er sagte und
was er tat. Sie waren nicht weniger erstaunt über seine unmittelbare und
vertraute Beziehung zu Gott, den er mit Vater ansprach. Sein Vertrauen zu
ihm und die Dynamik dieser Beziehung liessen ihn in grosser Freiheit
handeln.
So sprach er auch den Menschen die Nähe und Liebe Gottes zu, die von anderen
als von Gott verlassen angesehen wurden, weil sie den gängigen Vorstellungen
widersprachen, was recht und gut ist so zum Beispiel Fremde,
Andersgläubige, körperlich und geistig Kranke.
Seine Jüngerinnen und Jünger waren immer wieder überrascht von der
besonderen und überzeugenden Art, wie er auf diese Menschen zuging. Er
sprach mit ihnen. Er traute ihnen etwas zu. Seine Aufrichtigkeit im Umgang
mit ihnen richtete sie auf und liess sie aufrecht weitergehen.
Die Menschen, die Jesus begegneten, liessen sich zunehmend ergreifen von der
Dynamik und der Kraft seiner Beziehung zu Gott, die frei machte und die
zugleich verbindlich war, weil sie keinen Menschen ausschloss.
Wer sich wie Jesus auf eine unmittelbare und vertraute Beziehung zu Gott
einlässt, wer sich ihm anvertraut und seiner Gnade und Liebe vertraut, wird
immer wieder etwas von dieser befreienden Kraft des Glaubens erfahren, von
der Kraft, die zum Leben befreit in all seinen Schattierungen.
Auch für C.G. Jung ist die religiöse Erfahrung eine Kraftquelle des Lebens:
Es ist gleichgültig, was die Welt über religiöse Erfahrung denkt;
derjenige, der sie hat, besitzt den grossen Schatz einer Sache, die ihm zu
einer Quelle von Leben, Sinn und Schönheit wurde und die der Welt und der
Menschheit einen neuen Glanz gegeben hat. ... Gibt es tatsächlich irgend
eine bessere Wahrheit über letzte Dinge als diejenige, die einem hilft zu
leben?
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