Weg-Wort vom 28. November 2006
Ich bekenne mich schuldig (Psalm 51)
Ich habe einmal einen Menschen gekannt, der nach dem Motto gelebt hat: Ich
kann alles machen! Wenn es falsch ist oder einen Anderen verletzt, dann kann
ich mich ja entschuldigen. Und so hat er dann auch gelebt, skrupellos und
knallhart zielorientiert. Ist er auf Widerstand gestossen, hat er sich
einfach durchgeboxt und bei den Opfern entschuldigt; aber seinen Weg,
seine Art zu leben hat er nie geändert!
Solche Menschen mag ich nicht. Ich gehe ihnen aus dem Weg oder versuche, sie
auszubremsen. Da gefällt mir der Mann besser, der im 51. Psalm zu Wort
kommt. Er hat grosse Schuld auf sich geladen. Und er mag nicht mehr darüber
hinweg gehen. Er bekennt sich in allen Punkten für schuldig. Er steht dazu:
Ich weiss, dass ich verantwortungslos war, ich bin mir meiner Fehler
bewusst. ... Also besteht dein Urteil zu Recht, du hast allen Grund mich zu
strafen. (Ps 515,6b)
Er ist bereit, die Konsequenzen zu tragen und sein Leben zu verändern. Er
sieht das als seine Chance an. Er ist nicht verzweifelt, sondern voll
Hoffnung, weil er eingesehen hat, dass sein Leben eine neue Richtung
braucht. Wer unterstützt ihn dabei?
Gott! Sei mir gnädig ... Schicke mich nicht von dir weg ...Lass mich wieder
deine Hilfe spüren; stütze mich und mach mich gehorsam. ... Errette mich
...! (Ps 51)
Er schaut seiner Schuld ins Auge, macht sie öffentlich, steht dazu, ist
bereit, die Konsequenzen zu tragen und hofft in allem auf die Güte Gottes.
Diese Aufrichtigkeit und Offenheit gefällt mir. Da wird es doch leicht, neue
Chancen zu schenken und Wege zu öffnen, die wir gemeinsam gehen können.
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