Weg-Wort vom 16. Mai 2006
Gott schenkt uns seine Hilfe (Psalm 5)
Zum bekannten Theologieprofessor Karl Barth kam einmal eine noble Frau aus
der Basler Gesellschaft. Eine Frage trieb sie um. Und diese wollte sie ihm
stellen: Herr Professor, werden wir im Himmel unsere Lieben wieder sehen?
Karl Barth nahm sich Zeit für die Antwort. Dann war er soweit und meinte:
Die Anderen auch!
Ganz anders sieht es der Psalmbeter des 5. Psalms. Er verwünscht alle, die
sich nicht so verhalten, wie Gott es gefällt. Er betet: Lass sie es
büssen, Gott! Ihr Machenschaften mögen sie zu Fall bringen. Verstosse sie,
weil sie so falsch gewesen sind, denn sie haben sich dir widersetzt. (Ps
5.11)
Den einen Teil dieser Bitte kann ich nachvollziehen. So nach dem Motto
Lügen haben kurze Beine stolpert tatsächlich manch ein Bösewicht über
seine eigenen Machenschaften. Aber dass Gott ihn verstösst? Nein. Gott ist
vielmehr derjenige, der immer wieder eine Chance gibt.
Ja, noch mehr: Er gibt uns Hilfe für unser Leben: Freuen sollen sich alle,
die bei dir Halt suchen. Sie sollen in einem fort jubeln. Du nimmst sie in
Schutz; die dich lieben, sind ausgelassen vor Freude. Denn du, Herr, machst
die Gerechten glücklich, dein Wohlwollen umgibt sie wie ein grosser Schild.
(Ps 5.12f)
Mit viel weniger Angst können wir leben, wenn wir uns an Gottes Liebe
halten, uns an ihr orientieren. Wir werden ein Netz der Liebe erleben und
bauen können, das hält über den Tod hinaus. Und mit Karl Barth denke ich,
dass dieses Netz so stark sein wird, dass es auch die trägt, die
angeblich - nichts dazu beigetragen haben.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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