Weg-Wort vom 30. Juli 2013
Kirche und Staat, Staat und Kirche
In einer Diskussion über die Trennung von Kirche und Staat meldete sich eine ältere Frau
und meinte: "Es tut dem Staat gut, wenn er dafür zu schauen hat, dass demokratische
Spielregeln in den Kirchen funktionieren. Nirgends wird das Böse so perfid und perfekt
vollbracht, wenn es von unkontrollierten Glaubensgemeinschaften abgesegnet ist. Und es tut
den Kirchen gut, wenn sie genötigt sind, nicht nur zum Wohl der Gläubigen, sondern zum
Wohl aller da zu sein. Die Volkskirchen, die mit dem Staat verbunden sind, sind für ihn
ein Segen. Und der Staat, der sich mit den Volkskirchen auseinandersetzen muss, ist für
diese ein Segen."
Nach den Worten dieser Frau aus dem Publikum wusste der Moderator der Diskussion nicht
sofort weiter. Nach anfänglichem Applaus für dieses Votum wurde es darum ganz still.
Und mir ist wieder einmal diese alte Geschichte in den Sinn gekommen:
Ein ungläubiger Jude betet in der Synagoge und weint.
"Was heult ihr, da ihr doch gar nicht an Gott glaubt?" fragt ihn einer.
"Es gibt zwei Möglichkeiten", entgegnet der weinende Atheist, "entweder bin
ich im Unrecht und es gibt Gott dennoch - dann hat man schon allen Grund, vor ihm zu
klagen und zu weinen. Oder aber ich habe Recht und es gibt ihn nicht - dann hat man erst
recht Grund, darüber zu weinen."
Kirche und Staat, Mensch und Gott - wir brauchen einander, auch wenn wir nicht immer so
einfach den Zugang und das Verständnis füreinander finden. Es gibt immer wieder
Situationen, Ereignisse und Herausforderungen in unserem Leben, wo das ganz augenfällig
wird.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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