Weg-Wort vom 28. Februar 2007
In meine Mitte ist ein Stein gefallen
Manchmal, wenn ich an einem Spital vorbeifahre, kommen ganz unterschiedliche
Gefühle in mir hoch. Ich muss dann an all die Menschen denken, die hinter
diesen Fenstern und Mauern krank darniederliegen, geplagt von Schmerzen
vielleicht und von der Ungewissheit, wie es mit ihnen weitergehen wird.
Manche haben nur noch wenig Hoffnung oder gar keine mehr. Manche müssen mit
der Tatsache fertig werden, dass ihr Leben von einem Tag auf den andern nie
mehr sein wird, wie es vorher war.
Ich bin dann für eine Weile in Gedanken bei diesen Menschen, fühle mit
ihnen, vor allem mit denjenigen, um deren Krankheit ich weiss. Und ich bin
dankbar, dass ich all diese Menschen im Gebet Gott ans Herz legen kann.
Aus verschiedenen Gesprächen weiss ich aber auch, dass umgekehrt viele
kranke Menschen an uns Gesunde denken, dass sie mit uns mitfühlen und uns in
ihr segnendes Gebet einschliessen.
Mir wird zudem bewusst, dass es jederzeit auch mich treffen könnte, dass ich
bisher viel Glück gehabt habe, dass das Leben es immer wieder gut gemeint
hat mit mir. Und ich spüre eine tiefe Dankbarkeit.
Im folgenden Gebet stellt sich Barbara Ramming der Last der Krankheit:
In meine Mitte ist ein Stein gefallen
früher einmal
ein kantiger Stein
meine Schritte sind langsam
und mühsam
seit ich ihn trage.
Wie mit Magnetkraft
zieht mich die Last
dorthin
wo mein Platz ist
an den verborgenen Ort
wo du mit mir bist.
Da deine Stimme leise zu mir spricht im Unsichtbaren
wie könnte ich anders daheim sein
als dort
wo das Kleine Langsame blüht?
Dankbar empfange ich von dir
meinen Stein
als Geschenk
und lasse ihn als Mitte legen
in mein Sein
damit ich
in dir bleiben kann.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
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