Weg-Wort vom 5. März 2010
Alles, was Atem hat, lobe den Herrn!
Halleluja! Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn, den Mächtigen im
Himmel!
Lobt ihn für seine grossen Taten, lobt ihn in seiner gewaltigen Grösse!
Lobt ihn mit dem Schall der Posaune, lobt ihn mit Harfe und Zither!
Lobt ihn mit Pauken und Tanz, lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel!
Alles, was atmet hat, lobe den Herrn! Halleluja! (aus Ps 150)
Ich frage mich: Wer lobt Gott noch mit solchen Worten angesichts der
jüngsten Katastrophen in Haiti und Chile und all des Elends in der Welt?
Vielleicht hatte der Psalmist zu seiner Zeit gerade allen Grund dazu,
vielleicht hatte er eine Glückssträhne und war im Freudentaumel und schrieb
das Gott zu.
Aber jetzt und heute? Jawohl, genau heute besingen in über 170 Ländern auf
der ganzen Welt Frauen und auch Männer mit den Worten des Psalm 150 die
Grösse Gottes.
Jeweils am ersten Freitag im März findet nämlich der christliche
Gottesdienst zum Weltgebetstag statt. Dieser ist eine
gewachsene ökumenische Bewegung, die über konfessionelle Abgrenzungen hinweg
Menschen durch die Feier eines Gottesdienstes im gemeinsamen Gebet
verbindet. So entsteht
weltweite Solidarität. Die Liturgie dazu verfassen jeweils Frauen eines
Landes. In diesem Jahr haben sich 50 Frauen aus den verschiedenen Regionen
Kameruns und aus elf unterschied-
lichen, englisch- und französischsprachigen Kirchen beteiligt. Mit dem Thema
Alles, was Atem hat, lobe den Herrn drücken sie in vielen Bildern, Liedern
und Texten ihr Gotteslob aus.
Sie tun dies mit einer Selbstverständlichkeit, die erstaunt, da viele
Probleme im Alltag ihre Lebenssituation schwierig machen. Umso mehr danken
sie dafür, dass die verschiedenen Bevölkerungsgruppen friedlich
zusammenleben. Dass ihr Land vielfältig, schön und fruchtbar ist. Dass für
sie das Leben selbst das grösste Geschenk unseres Schöpfers ist. Sie sehen
und benennen aber auch Konflikte, Gewalt, Missbrauch, Korruption,
Perspektivlosigkeit für junge Menschen und den Kampf ums tägliche
Ueberleben. In dieser Situation sind Beten und Handeln notwendig. Das machen
die Frauen aus Kamerun mit ihrem Engagement und ihrer Liturgie deutlich.
Beim Beten sind wir online mit Gott; es entsteht quasi eine vertikale
Kraftquelle. Diese Kraft motiviert zum Handeln. Handeln aber heisst
aufstehen, mich bewegen, damit etwas in Bewegung kommt; mich einsetzen,
anstatt die Hände in den Schoss zu legen; selber anpacken, anstatt nur zu
jammern. Das tun die Frauen aus Kamerun, und das gilt gleichermassen für uns
hier in der Schweiz wie für unsere Mitmenschen irgendwo auf der Welt. Die
Menschen in Haiti schöpfen Hoffnung trotz des Grauens und packen mit an. Für
uns, für Sie und mich, heisst das, beten und zupacken da, wo wir gerade
stehen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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