Weg-Wort vom 20. März 2009
Empfangenes weitergeben
Unser Leben ist wie eine Brunnenschale, die sich immer wieder neu füllt. Das
Wesentliche im Leben bekommen wir geschenkt: von den Eltern, vom Partner,
von den Kindern, von der Gesellschaft, und zuerst und zuletzt von Gott. Wer
das erkennt, durchschaut das Lebensgeheimnis und findet zur richtigen
Antwort des Geschöpfes: zum Danken.
Wenn ich vorbehaltlos weitergebe, was ich letztlich geschenkt bekommen habe,
kommt so viel zurück, dass es mich erfüllt und dankbar macht. Auf den ersten
Blick ist der reicher, der alles anhäuft und hortet. Aber die Freude
verdoppelt sich, wenn ich weitergebe. Empfangen UND Geben, Geben UND
Empfangen, das hält unsere Welt in Bewegung und bereichert unser
Zusammenleben. Unsere Welt geht nicht zugrunde aus Mangel an Wissen,
Sachverstand und Können, sondern aus Mangel an Bereitschaft, seine
Begabungen und Talente selbstlos einzubringen auch über den Weg der
ehrenamtlichen Tätigkeit.
Bevor ich weitergeben kann, muss ich allerdings meine eigene innere
Brunnenschale füllen lassen. Diese Wahrheit hat Conrad Ferdinand Meyer
einmal in seinem Gedicht über den römischen Brunnen klassisch formuliert:
Aufsteigt der Strahl und fallend giesst
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfliesst
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
Für wen bin ich eine Kraftquelle? Und welche Menschen sind für mich
Lebensbrunnen? Danke ich ihnen einmal dafür, dass sie mir Mut und Kraft zum
Leben geben? Kann ich ohne Berechnung schenken? Und kann ich ein Geschenk
dankbar annehmen oder überlege ich mir sofort, was ich zurückschenken
könnte?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch