Weg-Wort vom 6. März 2007
Du bringst Hilfe mitten in diese Welt (Psalm 74)
Der 74. Psalm berichtet vom total zerstörten Tempel in Jerusalem. Die Feinde
habe die Stadt und den Tempel gestürmt und dem Erdboden gleich gemacht. Der
Psalmbeter ist am Boden zerstört gleich wie der Tempel. Und er hat das
Gefühl, dass Gott sein Volk verstossen hat. Aber er gibt Gott nicht auf. Er
klagt zu Gott, erinnert ihn an seine Macht und bittet ihn, dass er wieder
eingreift.
Dabei hätte man dieses Geschehen erahnen können. Propheten haben
eindringlich darauf hingewiesen, gemahnt und zur Umkehr aufgerufen. Aber all
das hat nichts gefruchtet. Man hat nicht auf sie gehört. Israel hat sich
weiter seine Hölle geschaffen. Und jetzt ist alles zerbrochen. Nicht einmal
mehr Propheten treten auf.
Für die grosse Analyse, was hätten wir anders machen können, ist es noch zu
früh. Allein zum Klagen reicht die Kraft. Und im Klagen bekommt der
Psalmbeter wieder das zu fassen, was immer gegolten hat und weiter gilt:
Du bringst mitten in dieser Welt Hilfe! (Ps 74.12b)
Ja, das ist die Stärke Gottes! Er hat nicht nur irgendwann einmal in und für
diese Welt gewirkt, und er wirkt nicht auch erst dann, wenn er uns bei der
Schwelle Tod an der Hand nimmt. Nein, er wirkt jetzt! Mitten in unserem
Leben! Das ist das, woran wir uns halten können!
Und haben wir noch so viel verbockt und falsch gemacht, wir dürfen
vertrauen, dass er uns hier und jetzt hilft, wenn wir es besser machen
wollen!
Steh auf, Gott, nimm deine Sache in die Hand! (Ps 74.22a) Und auch wir
wollen tun, was uns obliegt. Zusammen können wir neue und bessere Wege
gehen.
Mit freundlichen Grüssen
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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