Weg-Wort vom 16. Mai 2012
Frieden
Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben. Wir sind nicht im Frieden
auseinandergegangen. Die Spannung von damals hat mich nie ganz losgelassen.
Wir wussten voneinander und wussten doch nichts. Jetzt nach mehr als 20
Jahren haben wir uns zufällig getroffen. Ungeplant, unerwartet! Beide waren
wir überrascht, uns plötzlich gegenüberzustehen. Ein Abtasten, vorsichtige
Worte, Erinnerungen, ein Gespräch und ein friedvolles Auseinandergehen.
Zu Hause suchte ich einen meiner Lieblingstexte aus dem Lukasevangelium und
stimmte mit Simeon ein:
"Jetzt lässt du deinen Sklaven in Frieden ziehen, Gott, gemäss deinem Wort.
Meine Augen haben das Rettende gesehen, das du vor allen Stämmen Israels
bereitet hast: Licht zeigt sich den Völkern und Glanz deines Volkes Israel."
(Lk 2,29-32)
Geschichten wie die oben erzählte gibt es viele. Wir hören in der
Bahnhofkirche oft von Konflikten. Umso erfreulicher ist es auch von
Versöhnungserlebnissen zu hören. Manchmal ist das Finden des inneren
Friedens auch ohne die persönliche Begegnung möglich. So oder so, es lohnt
sich Versöhnung zu wagen. Und Versöhnung feiern tut gut, sei es mit einem
Gotteslob wie Simeon oder mit Essen und Fröhlichsein, wie in dem Gleichnis
vom barmherzigen Vater im Lukasevangelium (Lk 15,11-32).
Ich wünsche Ihnen, dass sie die Hoffnung auf Versöhnung nie aufgeben. Ich
wünsche Ihnen den inneren Frieden. Und vor allem wünsche ich Ihnen die
Gelassenheit zu warten, bis die Zeit reif ist, bis Versöhnung möglich ist.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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