Weg-Wort vom 12. Januar 2009
Barmherzigkeitsgefässe werden
Gott ist ungerecht! klagt die ältere Frau bei mir. Ich verstehe sie. Sie
hat Grund das zu denken. Sie hat so viel erlebt. Wenn ich sie wäre, käme ich
zur gleichen Aussage.
Ja, manchmal erleben wir Gott als ungerecht. Manchmal verstehen wir nicht,
warum einige nur Gutes im Leben erfahren und andere von so viel Leid
betroffen sind. Manchmal können wir Gott nur anklagen und unsere Not zur
Sprache bringen. Gott aber begreifen, das können wir (noch) nicht. Wir
können nur aushalten, dass wir keine Antworten auf unsere Fragen finden.
Auf keinen Fall stimmt die resignierende Antwort: Es ist halt so. Das ist
Schicksal, da kann man nichts machen! Das ist nicht biblisch gedacht.
Dietrich Bonhoeffer hat es in seinem Bekenntnis so formuliert:
Ich glaube nicht, dass Gott ein zeitloses Schicksal ist, sondern dass Gott
auf aufrichtige Taten wartet und antwortet. Gott wartet darauf, dass wir
Menschen uns füllen lassen mit Barmherzigkeit. Wir haben die Möglichkeit
dazu in uns, wir sind darauf vorbereitet. Dazu hat Gott uns herausgerufen,
um Barmherzigkeitsgefässe zu werden.
Diese Möglichkeit haben Menschen aus allen Völkern, ja aus allen Religionen,
diese Möglichkeit haben auch Menschen, die Böses getan haben und sich davon
abkehren. Diese Möglichkeit haben wir alle
Und es ist Menschen möglich, die unvorstellbares Leid erfahren haben und
sich deshalb von Gott abwenden. Gott wartet auch auf sie in grosser Geduld
und will sie begleiten in ihrer Not. Gott will, dass sie an ihm festhalten
und sich wieder für seine Güte und Liebe öffnen. Und wenn sie es nicht
können, sind wir Mitchristinnen und Mitchristen dazu aufgerufen, es für sie
zu tun.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
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