Weg-Wort vom 8. September 2011
Wir sind ja auch nur Menschen
Ich bin nicht der einzige, der diesen Satz zu hören bekommt oder selber
braucht. Er schleicht sich ein, sobald Fehler auftauchen, die gern unter den
Teppich gewischt werden. Er soll beruhigen, auch beschönigen, man braucht
sich dann nicht zu entschuldigen, oder für den Mist, der geschehen ist, die
Verantwortung zu übernehmen.
Dabei erwarte ich gar nichts Übermenschliches von mir und Meinesgleichen,
ich erwarte, dass eine oder einer hin steht, wenn sie oder er Mist gebaut
hat, und bekennt: Ja, ich war es, das geht auf meine Kappe.
Wie oft geschieht es, dass Fehler passieren, ein Malheur und der Ärger
angemessen ist. Ist jedoch weder für Fehler noch für ein Malheur keiner
verantwortlich, kann sich der Ärger schnell in fast hilflose Wut wandeln.
Wie durch Zauberei leert sich zum Beispiel der Kühlschrank und das
vorbereitete kalte Plättli ist weg, der Teller zerschellt am Boden, im Büro
fehlen Klebstift oder der Locher hat Beine gekriegt. Niemand war es - und
doch ist keine Zauberei im Spiel. Wir sind halt auch bloss Menschen.
Ich weiss, wie man sich fühlt, wenn man Fehler macht, ich weiss auch, dass
die erste Reaktion sein kann, hoffentlich hat es niemand bemerkt und
nochmals weiss ich, dass ich es nicht aushalte, nicht dazu zu stehen. Ich
muss reinen Tisch machen. Dann geht es mir besser.
Wenn ich das von andern fordere, dann höre ich: Trample doch nicht auf den
Fehlern anderer herum, das sind ja auch nur Menschen.
Als ob es zur menschlichen Natur gehörte nicht nur Fehler zu machen, sondern
dazu noch, sie ja nicht einzugestehen.
Mist bauen ist menschlich, dazu stehen aber ebenso. Zusätzlich könnten wir
als Christen wissen: Leichter als andere könnten wir zu den eigenen Fehlern
stehen, weil Gott uns in seinem Sohn Vergebung zugesprochen hat - Warum
gehts dann so harzig?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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