Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 2. Oktober 2019
…kühler weht der Wind…
Schon als Kind habe ich im Abschied vom Sommer und im Übergang zum Herbst den Abschied vom
Leben überhaupt geahnt. Der Herbstanfang hat mich immer mit dieser doppelten Wehmut
erfüllt. Meine Freundinnen haben in den Laubhaufen herumgetollt und ich habe angesichts
der herabfallenden Blätter gedacht: Es ist unabänderlich, eines Tages werden Menschen
sterben, die ich liebhabe und eines Tages werde ich sterben.
Zu präsent waren in meiner Familie die im Krieg gefallenen Freunde meines Vaters und ein
Bruder, der vor mir geboren und gestorben ist, als dass ich mich dem hätte entziehen
können. Ein Psalm im Alten Testament empfiehlt uns sogar das Nachdenken über unseren
eigenen Abgang: Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug
werden.
Die Klugheit die ich daraus gewonnen habe ist die, dass ich in vielen Bereichen
selbstbestimmt leben kann. Bei den Jahreszeiten und dem Tod ist das anders. Ich kann
keinen Einfluss nehmen. Ich muss sie geschehen lassen und zustimmen. So ist das und so
wird das sein: die Tage werden kürzer und kälter, die Bäume werden kahl, der Wind weht
kühler, mein Tod wird kommen.
Jesus bietet zum Thema Tod keine Aussicht auf Klugheit, sondern das Versprechen, dass er
mein Ich erhält: Ich gebe ihnen das ewige Leben, und niemand wird sie aus meiner Hand
reissen (Johannes 10).
Eine Garantie, dass das so sein wird habe ich nicht, aber das Gleichnis, das mir der
Herbst Jahr für Jahr bietet und das zu Erfahrung geworden ist: Die Vögel fressen jetzt die
roten Beeren der Eberesche, so werden sie verbreitet und an einem anderen Ort wird ein
neuer Baum heranwachsen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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