Weg-Wort vom 17. September 2012
Kopf und Bibel
"Manch Christ bringt gern der Bibel Opfer -
er glaubt. Nur selten nutzt den Kopf er."
So hat ein Kirchenkabarettist einmal, ziemlich bissig, das Verständnis der Bibel mancher
Frommen auf die Formel gebracht. Ist das berechtigt?
Ich habe das immer wieder einmal gehört, wenn es um biblische Texte ging: "Ja, das
ist schier unglaublich, was da steht. Aber es steht in der Bibel, also muss man es
glauben."
Der christliche Fundamentalismus breitet sich immer mehr aus. Deshalb könnte es schneller,
als wir ahnen, dazu kommen, dass jemand, der sich kritisch mit der Bibel auseinandersetzt,
als ungläubig gilt.
Es gibt einen grossen Unterschied zwischen der kritischen theologischen Forschung und dem,
was in unseren Gemeinden häufig als "fromm" gilt. Je mehr pauschal gesagt wird,
die Bibel sei "Gottes Wort", umso weniger wird es möglich sein, hier Brücken zu
bauen.
Die Bibel ist oft ein beeindruckendes Beispiel für Weisheit, ohne dass sie zuerst
historische Berichte liefert. Jemand schrieb dazu einmal:
"Gott hat die Welt aus nichts gemacht",
heisst es im weisen alten Buch.
Das kann ich gut ertragen.
"Doch all das ist nur der Versuch
(menschlich erlebt, erhofft, erdacht),
Unsagbares zu sagen."
Ich bin darum überzeugt, dass es Bibel und unseren Kopf, unser Forschen und Wissen
braucht, um heute Gottes Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sein. Und im Zweifelsfall
heisst es: Gottes Geheimnisse stehen lassen und sie nicht durch menschliche Erklärungen
verengen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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