Weg-Wort vom 7. März 2008
Gottes Weisheit schenkt neues Verstehen
Jeweils am ersten Freitag im März begehen christliche Frauen in über 170
Ländern den ökumenischen Weltgebetstag.
Den Gottesdienst gestalten jeweils Frauen eines Landes für die ganze Welt.
Dabei fliessen Informationen über die politische, wirtschaftliche, soziale
und religiöse Situation dieses Landes mit ein. Im Feiern des Gottesdienstes
entsteht an diesem Tag weltweite Solidarität von Frauen. Sie bekräftigen
damit, dass Gebet und Handeln untrennbar sind und beide einen nicht zu
ermessenden Einfluss in der Welt haben.
Auf dem Hintergrund ihrer eigenen Leidensgeschichte haben 22 Frauen aus
Guyana Hiob zum Thema des diesjährigen Gottesdienstes gewählt. Das Bild dazu
wurde von Winslow Craig aus dem indigenen Stamm der Arawak gestaltet:
Das Kreuz ist geschmückt mit der Federkrone. Sie ist Würdenzeichen für den
Dorfvorsteher, der in menschlicher Weisheit die Geschicke des Dorfes lenkt,
Rat erteilt, Armen beisteht und Streitende versöhnt. Der Menschenkreis um
das Kreuz deutet den Dorfplatz an. Die nach indigener Volkskunst
gezeichneten Strichfiguren zeigen, dass hier die unterschiedlichsten
Menschen zusammenkommen.
Im Zentrum des Gottesdienstes steht der biblische Hiob. Er hält trotz allen
Leidens und seiner Unbegreiflichkeit am Glauben fest. Und Gott verurteilt
Hiob wegen seines Klagens und seines Rechtens mit ihm nicht. Er lässt ihn
nicht fallen, sondern schenkt ihm weiterhin seine Zuwendung. Mit dieser
Gewissheit kann Hiob sich in Gottes Willen ergeben und hinnehmen, dass dem
Menschen die Antwort auf das Warum des Leidens verborgen bleibt.
Die Frauen identifizieren sich mit Hiob, erleben sie doch selbst immer
wieder das hilflose Ausgeliefertsein an Ungerechtigkeit, Gewalt und Leid.
Ihr Glaube ist es, der ihnen Halt gibt, das alles zu ertragen, aber auch die
Kraft, für Recht und Gerechtigkeit einzutreten und so dem Leben zu dienen:
Seht, die Furcht vor dem Herrn, das ist Weisheit,
das Meiden des Bösen ist Einsicht.
(Hiob 28,28)
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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