Weg-Wort vom 3. Oktober 2008
Der Weg Jesu
Wir haben wohl alle gerne angesehene und bedeutende Bekannte. Wir freuen uns
über ihre Wichtigkeit und nutzen manchmal auch die Vorteile solcher
Beziehungen.
Meistens aber ist unsere Welt eher einseitig. Da verbünden sich die Starken
mit den Bedeutenden und die Bedeutenden mit den Starken. Die Schwachen und
Unbedeutenden können zumeist nur zusehen, wie die anderen immer stärker und
wichtiger werden und müssen nur allzu oft noch die entsprechenden
Nachteile in Kauf nehmen. Sie haben selten eine andere Wahl.
Bei Gott ist es anders. Jesus wählte die Schwachen und Geringen. Er hat sich
vorrangig derer angenommen, deren Chancen gering waren. Er stellte sich auf
die Seite der Unbedeutenden und Machtlosen. Er gab den Benachteiligten, den
Armen und Verachteten den Vorzug. Nicht um die Starken und Bedeutenden
auszugrenzen, sondern um ihren Privilegien ein Gegengewicht zu geben. Er hat
sich auf die Seite der Schwachen geschlagen, um sie zu stärken und ihre
Chancen zu erhöhen. Wie
es zum Beispiel bei Lukas (14,12-14) heisst:
Wenn du ein Essen gibst, am Mittag oder am Abend, dann lade nicht deine
Freunde ein, deine Brüder und Verwandten oder die reichen Nachbarn. Sie
laden dich dann nur wieder ein, und du hast deinen Lohn gehabt. Nein, wenn
du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Gelähmte und Blinde ein!
Dann darfst du dich freuen, weil sie es dir nicht vergelten können.
Niemand kann sich vor Gott rühmen (1Kor 1,29) auch nicht mit Reichtum,
Macht und Erfolg. Gott brauchen wir nichts zu bieten oder zu beweisen. Vor
ihm besteht einzig das rechte Herz, aus dem die gute Tat unweigerlich folgt.
Denn es lebt aus der Kraft, die Gottes Geist ihm verleiht. Wir sind als
Christen von Gott eingeladen, den besonderen, einmaligen Weg Jesu an der
Seite der Chancenlosen und Ausgegrenzten mitzugehen, ihnen nahe zu sein:
Das heisst allem voran: Den Nächsten zu lieben wie uns selbst (Mt 22,39).
Und das kann bedeuten: Hungrigen zu essen, Durstigen zu trinken geben;
Bedürftige zu bekleiden; Fremde aufzunehmen; Kranke zu versorgen und
Gefangene zu besuchen (Mt 25,35f). Das heisst aber auch, für alle zu sorgen,
die Not leiden, und uns um ihre Rechte zu kümmern (Lk 11,42).
In allem aber: Seid fröhlich als Menschen der Hoffnung (Röm 12,12) im
Wissen, dass unsere Liebe immer Stückwerk bleibt, Gott aber unser Bemühen
wie unsere Grenzen kennt (1Joh 3,20).
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Hauptbahnhof Zürich
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