Weg-Wort vom 9. Mai 2006
Ja zu sich selbst
Er hat nach und nach einiges erreicht in seinem Leben. Aber zufrieden oder
glücklich hat er sich dabei nie gefühlt. Irgendetwas liess ihn immer
unerfüllt zurück. Worauf er sich jeweils mit der verbliebenen Kraft dem
nächsten herausfordernden Schritt seiner Karriere widmete.
Aber jetzt wusste er nicht mehr weiter. Er sah keinen nächsten Schritt mehr.
Er wollte auch nicht mehr. Denn er glaubte nicht mehr daran, dass er dann
zufriedener oder glücklicher wäre.
Manche Menschen können nicht zu ihrem Glück stehen. Sie können sich nicht
dazu entscheiden glücklich zu sein. Wir haben aber jeden Tag die Wahl, uns
für die oder den zu entscheiden, die wir sind. Uns selbst immer wieder neu
zu wählen. Ja zu sagen, wer wir sind und was wir haben.
Uns für uns selbst zu entscheiden, befreit uns vom zwanghaften Mehr, vom
ständigen Druck, anders sein oder besser werden zu müssen. Es ist vor allem
die Anerkennung uns selbst gegenüber, die uns den Boden bereitet für
Zufriedenheit, Glück und Erfüllung.
Das Leben beschert uns dann schon immer wieder neue Herausforderungen. Als
zufriedene Menschen, die mit sich selbst im Reinen sind, haben wir unsere
ganzen, uneingeschränkten Kräfte zur Verfügung, uns ihnen zu stellen.
Mit dem Ja zu uns selbst sind wir auch eher in der Lage, Ja zu sagen zum
Glück und zum Unglück, zu Erfolg und Versagen, zu Verlust und Gewinn.
Und wenn es uns nicht gelingen will, uns anzunehmen, wie wir wirklich
sind: Gott tut es, vorbehaltlos. Ihm können wir uns anschliessen,
vertrauensvoll.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche
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