Weg-Wort vom 18. Februar 2013
Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig
Alles Gute beginnt mit einem kleinen ersten Schritt! Diesen Satz habe ich von einer alten
Bäuerin in meiner ersten Gemeinde gehört. Er kommt mir immer wieder einmal in den Sinn.
Und einen ebenso wichtigen anderen Satz habe ich beim Apostel Paulus gelesen im 2. Brief
an die Gemeinde in Korinth: "Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark." (2
Kor 12.10)
Das, was beide Sätze meinen kommen in diesem Fall zusammen. Ich weiss von einem sehr
erfolgreichen Mann, dem CEO eines grossen Textilkonzerns. Über Jahre hat er in der Firma
seinen Aufstieg genommen, vom juristischen Berater hinein in den Verwaltungsrat und
schliesslich zum Chief Executive Officer. Ein Millionenetat lief über seinen Schreibtisch.
Das ging Jahrzehnte gut. Bis er einmal einen Fehler machte. Am nächsten Tag war er
entlassen.
Da brach sein ganzes Lebenswerk, das ganze Berufswerk von einem Tag auf den anderen wie
ein Kartenhaus zusammen und er drohte in die Depression zu fallen. Die Familie machte sich
grosse Sorgen, ob er mit dieser Niederlage überhaupt fertig werden würde.
Da passierte das Überraschende: Von einem Tag auf den andern entdeckte dieser Mann seinen
Enkel, der körperlich und geistig behindert war. Und er machte einen kleinen Schritt auf
ihn zu. Von da an besuchte er ihn jeden Tag, ging im Sommer mit ihm ins Schwimmbad, zog
mit ihm durch den Wald und zeigte ihm die Bäume und die Namen der Blumen. Er half ihm, das
Lesen zu lernen – und wurde zum besten Freund seines Enkels.
Nach einigen Jahren starb er, aber in dieser Zeit hatte er auf einmal noch eine neue Seite
an sich entwickelt, die bisher verschüttet war. Vorher hatte er auf Zahlen und Fakten
gesetzt. Das nackte Kalkül bestimmte sein Leben. Jetzt auf einmal war er ein sensibler,
feinfühliger Mensch geworden, der den Sinn seines Lebens darin sah, für den schwachen
Enkel da zu sein. Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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