Weg-Wort vom 15. Februar 2013
Brot und Rosen
Brot für alle und Fastenopfer führen seit Jahren in der Fastenzeit eine
Rosenaktion durch. Migros stellt den Hilfswerken 160'000 fairtrade-Rosen zur
Verfügung. Diese werden dann für je fünf Franken verkauft. Der Erlös ist für
Projekte im Süden.
Auch eine Brotaktion wird jährlich durchgeführt. Verschiedene Bäckereien
bieten das "Brot zum Teilen" an. Jedes Brot wird 50 Rappen teurer verkauft.
Dieser Erlös fliesst ebenfalls in Projekte der Hilfswerke.
Von Rainer Maria Rilke wird eine Geschichte erzählt, die Sie vielleicht
kennen. Es wird berichtet, dass Rilke einer Bettlerin, nicht wie seine
Freundin, ein Geldstück gibt, sondern eine Rose. Darauf bleibt die Bettlerin
für acht Tage ihrem Stammplatz zum Betteln fern. Auf die Frage wovon die
Bettlerin in dieser Zeit gelebt hat, antwortet Rilke: "Von der Rose."
In der Schweiz ist Brot ein Grundnahrungsmittel, es steht für das
Lebensnotwendige, das was wir zum Leben brauchen, das, was für alle
erschwinglich sein soll. Die Rose steht für Besonderes, ein kleiner Luxus,
zu vergleichen mit dem Butter oder dem Honig auf dem Brot, sie ist etwas
Zusätzliches, wir brauchen Rosen nicht zwingendermassen zum Überleben. Rosen
verschenken wir jemandem, den wir mögen, zu Rosen gehört Beziehung. Wenn ich
an Armut und soziale Ausgegrenztheit denke, so sind die Rosen Zeichen für
die Menschenwürde. Eben mehr als das nackte Überleben.
Dass Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein mit der Rosenaktion und der
Brotaktion darauf hinweisen, dass es um mehr geht als nur ums
Lebensnotwendige, finde ich wichtig. Hilfe, die Nachhaltig ist, beinhaltet
mehr als das Recht auf Nahrung.
Menschenwürde ist nicht käuflich, auch nicht mit unseren Spenden.
Menschenwürde ist nur möglich, wenn wir Beziehung zulassen, wenn wir
Hilfesuchende als Mitmenschen sehen, nicht als Arme oder Bettler.
Gerechtigkeit heisst: Brot und Rosen für alle.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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