Weg-Wort vom 7. März 2007
Gott sorgt für Recht (Psalm 75)
Ich sagen zu den Grossprotzigen: Aus ists mit protzen! Und zu den
Unterdrückern: Aus ists mit der Gewalt! Aus ists mit eurer grossen Gewalt
und mit euren hochnäsigen Reden!
Da hilft kein Heil aus dem Osten und keines aus dem Westen, auch keine
Wallfahrt mehr auf. Denn Gott ist der Richter. (Ps 75.5-8a)
Gott ist der Richter! Das steht nicht nur in diesem Psalm, sondern an vielen
Orten in unserer Bibel. Damit haben die mächtigen Vertreter der Kirchen im
Laufe der Jahrhunderte den Gläubigen so richtig Angst gemacht. Dieses Reden
von Gott als dem Richter wurde von ihnen richtiggehend missbraucht. Und
nicht selten haben sie sich an die Stelle Gottes gesetzt und sich selbst zu
Richtern aufgespielt.
Das geht heute hoffentlich nicht mehr! Wir sind da zum guten Glück
hellhöriger und selbstbewusster geworden. Trotzdem aber gilt der Satz nach
wie vor, dass Gott der Richter ist. Ich bin davon überzeugt, dass früher
oder später wir alle für unser Tun und Lassen die Quittung bekommen werden.
Und es geht dabei nicht um Strafe, sondern um Einsicht.
Früher oder später werden wir alle einmal freudig einsehen, was wir gut
gemacht haben in unserem Leben, und schmerzlich begreifen, was wir schlecht
gemacht oder gelassen haben. So schmerzlich, dass wir es aufrichtig und
leidvoll bereuen werden. Und das wird unsere Strafe sein, dass wir
begreifen, wie schlecht es war, und dass wir sehen, was wir hätten gewinnen
können, wenn wir uns nur anders verhalten hätten.
Wir alle wissen, wie leidvoll das sein kann. Denn wenn jemand von aussen zu
uns sagt: Du bist ein Esel! dann tut das nicht so weh, wie wenn wir selber
einsehen: Was war ich doch für ein Esel! Nutzen wir darum unsere Lebenszeit,
um verantwortlich und überlegt zu tun und zu lassen!
Mit freundlichen Grüssen
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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