Weg-Wort von Ostersonntag, 4. April 2010
Ostern
Alles aus und vorbei! - Sie hatten ihrem Sohn stets vertraut, dass er es
schafft, sich aus der Spielsucht zu befreien. Sie glaubten, als Eltern doch
die Schulden und Bussen für ihn immer wieder bezahlen zu müssen. Bis sie
selber auf der Strasse standen. Mit nichts als überhohen Schulden. Und das
wenige Tage vor Ostern.
Alles aus und vorbei! Er wollte doch nur seine Firma retten und die
Arbeitsplätze seiner ihm lieb gewordenen Mitarbeiter. Er hatte alles
versucht. Doch nichts half. Bis er in seiner Verzweiflung zu weit ging.
Jetzt sitzt er im Gefängnis. Seine Frau will ihn nicht mehr sehen. Nun hat
er alles verloren.
Alles aus und vorbei! Jesus, auf den sie ihre ganze Hoffnung und ihr Leben
gesetzt hatten, war tot! Gekreuzigt und begraben. Enttäuscht, wütend,
traurig und mit zerbrochenen Hoffnungen zogen sich seine Jünger zurück.
Alles aus und vorbei!
Nur einige Frauen aus seinem Jüngerkreis flohen nicht vor ihrem Schmerz.
Trotz allem behielten sie ihr Herz offen, gingen zum Grab und schauten
hinein. Sie stellten sich ihrer Verzweiflung, der zerborstenen Hoffnung und
der Trauer. Und gerade diese Frauen waren es, die als erste die
unglaubliche, überwältigende, alles neumachende Botschaft von der
Auferstehung Jesu hörten.
Das ist die frohe Botschaft von Ostern:
Wir brauchen vor den Verletzungen, den Lebensbrüchen, dem Schmerz und der
Aussichtslosigkeit in unserem Leben nicht davon zu rennen oder uns dem
Dunkel unserer Resignation zu überlassen. Wir sollen sie auch nicht
bagatellisieren oder schönreden. Wir sollen vielmehr ihre Wirklichkeit, wie
sie ist, in den Blick nehmen.
Denn der gekreuzigte und von Gott auferweckte Jesus ist Gewähr, dass es für
uns keinen Abgrund, kein Elend, keine Krankheit, keinen Tod und keinen
Schmerz gibt, wo nicht Gott selbst mit seiner leidenschaftlichen Liebe mit
anwesend ist.
Wir brauchen uns nicht mehr mit der von Hunger, Krieg, Terror und Tod
gezeichneten Welt oder den Trümmerhaufen unseres Lebens abzufinden. Denn all
das ist nicht das Ende, ist nicht das Letzte. Der Osterglaube gibt uns die
Kraft darauf zu vertrauen, dass es immer einen Neuanfang gibt, auch wenn es
nach alles aus und vorbei aussieht, auch wenn wir vielleicht unglaublich
viel aufgeben müssen.
Am Ostermorgen fanden die Frauen und Männer, die Jünger Jesu, langsam die
Sprache wieder, die sie am Kreuz verloren hatten.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
© Bahnhofkirche. Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
info(a)bahnhofkirche.ch