Weg-Wort vom 14. August 2006
Gewissen (Psalm 26)
Er hatte ein reines Gewissen. Es war nie benutzt worden. Diesen treffenden
Spruch hat Stanislaw Jerzy Lec formuliert. Wie haben Sie es mit dem
Gewissen?
Ich kann Ihnen von mir berichten. Wenn mein Gewissen mich drückt, dann ist
das nicht sehr angenehm. Dann muss ich mich dem stellen, womit mein Gewissen
beschäftigt ist. Da gibt es kein Entrinnen. Und das ist gut so.
Und dann gibt es auch diese anderen Situationen. Andere sprechen mich auf
mein Gewissen an, sind mit irgend etwas, das ich getan oder gelassen habe,
nicht einverstanden. Dann kommen mir Worte aus dem 26. Psalm in den Sinn:
Durchforsche mich, Herr, stelle mich auf die Probe, prüfe mich auf Herz und
Nieren! (Psalm 26.2)
Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen so sagt es der Volksmund.
Ja! Aber eben, es braucht auch immer wieder das Erforschen, das auf Herz und
Nieren prüfen. Leicht dürfen wir es uns da nie machen!
Und was, wenn ich gegen mein Gewissen gehandelt habe? Was, wenn ich schuldig
geworden bin? Dann muss ich handeln, wieder gut machen, um Entschuldigung
bitten. Im Psalm 26 heisst es: Raffe mich nicht mit den Sündern hinweg.
Nimm mir nicht das Leben wie einem Verbrecher, an dessen Händen Blut klebt
und dessen Taschen voller Bestechungsgeld sind. ... Befreie mich und sei mir
gnädig! (Psalm 26.9f, 11b)
Ich bin froh um das Gewissen. Es ist eine Instanz in mir, die mir hilft, mit
dem Leben zurecht zu kommen. Darum pflege ich die Auseinandersetzung mit
ihm. Ich stehe dann auf sicherem Grund (Psalm 26.12a).
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