Weg-Wort vom 23. September 2010
Singend durch den Regen tanzen
Hinter dem Haus haben wir einen Pflanzblätz. Gurken, Zucchetti, Bohnen,
Salat, Kartoffeln, Tomaten, diverse Sorten auch von Specie Rara und nicht
zuletzt Chili, diese kleine scharfe Frucht. Sie zu essen und Gartenarbeit
haben die gleiche Wirkung: Sie treiben einem den Schweiss aus allen Poren.
Nach dem Pflanzen und Hätscheln kommt irgendwann die Zeit der Ernte.
Darauf freue ich mich auch. Aber dieses Jahr mit dem Regen, der nicht mehr
an das Singen und Tanzen des Verliebten erinnert, von Gene Kelly auf den
Strassen New Yorks so wunderbar inszeniert. Dieses Jahr hatte der Kampf mit
den Schnecken oberste Priorität, wenn man einmal ohne Schifferstiefel in den
Garten gehen konnte. Der Regen schwemmte und die Schnecken frassen alles
weg.
Kein Freudentanz eher mausgraue Traurigkeit und Schmerz über die verlorene
Zeit und die verlorene Ernte.
Und dann der Gedanke: Für mich ist das Hobby, Ausgleich für andere
Existenz, die da zerfressen wird. Dann werde ich bescheidener, lasse meinen
Kopf nicht hängen, sondern halte Ausschau nach Schönem, Gelungenem, nach den
Äpfeln, die aufgelesen werden sollen, noch nicht ganz reif das gibt so
wunderbare Wähen. Ich sehe, was trotzdem wächst, nicht verfault oder den
gefrässigen Schnecken zum Opfer gefallen ist. Ich sehe, was nährt und in
trister Zeit, Freude bereitet. Ich höre Gene Kellys Lied, habe seinen Tanz
vor Augen und spüre den Regen nicht mehr. Was lässt den Mann singen, was
lässt ihn tanzen? Die Liebe füllt ihn aus, lässt ihn fast platzen. Die
Liebe, dieses eigenwillige Ja zu mir, zu uns. Menschen sprechen es aus und
sychronisieren dabei nur Gottes Stimme, die Ja sagt zu uns. Und wenn die
Menschen einmal stumm werden, Gott bleibt bei seiner Meinung. Sein Ja zu uns
schwemmt kein Regen weg.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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