Weg-Wort vom 6. November 2008
Erkenne die Güte Gottes und seine Strenge! Die Strenge gegen jene, die
gefallen sind, Gottes Güte aber gegen dich, sofern du in seiner Güte
bleibst; (Röm 11:22)
Strenge und Güte
Von Gottes Güte hören wir gerne. Von dort empfangen wir Trost. Dass diese
aber auch mit seiner Strenge einher kommt, verdrängen wir gern. Die Güte und
die Strenge Gottes schliessen einander nicht aus; sie gehören zusammen, wie
zwei Seiten einer Medaille.
Gott ist gütig, ja er beschenkt uns im Überfluss. Wir müssen aber bereit
sein, diesen zu empfangen, wenn er uns zufällt. Sonst ist er verloren.
Gott liess diesen Herbst viele Nüsse von den Bäumen fallen. Diese mussten
rechtzeitig, eingesammelt und ans Trockene gebacht werden. Wer die Mühe
aufschob, den bestrafte der frühe Schnee. Der deckte den ganzen Reichtum zu.
Was darunter lag ging kaputt.
Es braucht auch Güte und Strenge um Kinder zu erziehen.
Verantwortungsbewusste Eltern wissen das. Manchmal ist es nötig, Kindern
bestimmt auf das Gute zu lenken. Mit der Strenge zeigen die Eltern ihren
Kindern, dass ihnen ihr Wohlergehen wichtig ist.
Für Gott ist das Heil der Menschen wichtig. Dahin versucht er sie mit
Strenge und Güte zu lenken. Gott benutzt dazu auch gesundheitliche Probleme,
sperrige Mitmenschen oder solche, die uns im Leben zu tragen geben. Er weist
uns durch sie Aufgaben zu, an denen wir wachsen können. Da ist das Wirken
Gottes sehr schwer zu erkennen. Wir lehnen uns gegen das Schicksal auf,
fragen nach dem Sinn des Ganzen und wir stellen Gottes Liebe und Güte in
Frage. Ja wir zweifeln an seiner Existenz.
Sorge und Not kann uns Menschen wie eine Mauer umfangen. Man kann versuchen
aus diesem Gefängnis auszubrechen und davon zu laufen. Doch manch einer
musste feststellen, dass er von ähnlichen Problemen bald wieder eingeholt
wird. Man kommt einfach nicht weiter. Man kann über diese Aussichtslosigkeit
klagen und verzagen, bis die Seele verkümmert.
Oft bessert sich erst dann etwas, wenn wir uns selber verändern. Das kann
heissen, wenn wir Gottes Strenge erfahren auch damit beginnen nach seiner
Güte zu schauen. Zu überlegen: Was will er jetzt von mir? Dadurch richtet
man den Blick von Gottes Strenge weg, auf seine Güte. Dann sehen wir wieder
sein Licht und seine Weite. Damit verliert seine Strenge ihre Bitterkeit.
Wir sehen die Welt wieder milder und freundlicher und geben uns damit neue
Chancen.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche