Weg-Wort vom 20. September 2011
Auf den Spuren Jesu
In der Nacht ist die Bahnhofkirche geschlossen und darum ist für Passanten,
ein Kästchen da, in das wir das Wegwort des Tages legen. Sie können es mit
nehmen oder da lassen, lesen oder daran vorbeigehen.
Manchmal sind aber auch andere Papiere drin, fremde, Werbeplakate - nicht
vom nächsten Pizzalieferanten, sondern von Menschen wahren Glaubens. Werbung
für Gott und sein Werk. Sie wissen so klar und deutlich, was recht und
unrecht ist, was gottgefällig ist und was nicht. Es kommt in einer Härte
daher, da ist Granit weich dagegen. Da frage ich mich immer wieder: Warum
wird sogenannt wahrer Glaube immer so hart, so starr, so unbeweglich. Ich
frage mich, mit welcher Autorität ausgerüstet, Menschen die Liebe Gottes in
einer Härte verkünden, dass einem die Spucke wegbleibt. Dass die Liebe
Gottes nicht mit dem "Jötutu" eines Peach Weber gleichzusetzen ist, ist auch
mir klar, aber was soll diese besserwisserische Starre.
Hat sich Gott uns nicht in einem Menschen gezeigt, der sich letztlich
dadurch auszeichnete, dass er einsteckte und nicht austeilte? In einem
Menschen, der sich auspeitschen und kreuzigen liess und nicht selber
auspeitschte und kreuzigte? Hat Gott nicht in Jesus Christus seine Kraft und
Stärke gezeigt?
Hat er sie uns nicht auf eine ganz besondere Art gezeigt? Als Opfer ist er
nicht nur Opfer, sondern auch allmächtiger Gott. Wie sehr bringt das unsere
Bilder von Oben und Unten durcheinander, von Macht und Ohnmacht. Das Kreuz
stellt unsere menschlichen Wertvorstellungen auf den Kopf. Gott ist mächtig
in der Ohnmacht Christi. Fremd - und immer wieder ein Geheimnis. Ich möchte
ihm auf die Spur kommen.
Fremd und immer wieder ein Geheimnis: Ich lebe aus ihm. Gottes Macht ist
nicht in den Mächtigen zu finden, sondern
in der Niedrigkeit seiner Magd.
Denn so singt Maria weiter: "Mächtige hat er vom Thron gestürzt und Niedrige
erhöht, Hungrige hat er gesättigt mit Gutem und Reiche leer ausgehen
lassen."
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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