Weg-Wort vom 14. Dezember 2010
Auch das Herz hat Hunger
Seit die Kinder ausgeflogen sind aus dem häuslichen Nest, ist es abends
still geworden. Das spüre ich in diesen Tagen ganz besonders. Mir fällt ein
Lied ein, das sie im Advent jeden Abend vor dem Zubettgehen singen wollten:
Still, still, weils Kindlein schlafen will. Es war ihr erklärtes
Lieblingslied. Die Melodie ist sanft, man könnte meinen, der eigene
Herzschlag verschmelze mit dem wiegenden Rhythmus. Deshalb spürten die
Kinder wohl auch instinktiv die beruhigende Wirkung des Liedes.
Still werden und zur Ruhe kommen können wir, wenn wir stehenbleiben. Es ist
wie bei der Uhr. Steht die Unruh still, bleibt die Zeit stehen. Wenn ich
still bleibe, meine Unruhe in mir wahrnehme, brauche ich sie nicht mehr nach
aussen zu übertragen. Ich kann ihr standhalten.
Still hat auch mit stillen zu tun. Babies, die gestillt werden, sind
meistens ruhig und zufrieden. Stillen vermittelt dem Kind Geborgenheit,
Sicherheit und Vertrauen. Ich meine, dieses Bild lässt sich auch auf
Erwachsene übertragen.
Nach dem Essen ist unser Bauch satt. Aber unser Hunger nach Leben
ist damit noch nicht gestillt. Essen ist ja mehr als blosse
Nahrungsaufnahme. Essen ist Gemeinschaft. Auch unser Herz ist hungrig. Es
meldet sich umso lauter und schneller, je mehr wir von Ort zu Ort hetzen und
je mehr wir konsumieren. Es lässt sich nicht ruhig stellen durch immer mehr
Ablenkung,
sondern nur durch Hinwendung.
Was im Leben wirklich zählt, kommt von Herzen: die kleine Aufmerksamkeit,
der liebevolle Blick, das ermutigende Wort. Gott verheisst uns einen
Herzensplatz. Er sagt jedem von uns:
ich habe dich lieb. ( nach Jesaja
43,4).
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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