Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 5. Januar 2017
Zwischen den Jahren III
Ich brauche Worte, die über das, was zu Ende geht, hinaus führen. Wie könnte
ich sonst Neues beginnen?
Das neue Jahr ist noch jung, ich aber habe es mit meinen alten Erfahrungen
begonnen. Auch wenn ich davon träume, wirklich neu sind meine Tage nicht
geworden, mein Verhalten hat sich auch nicht von einem Tag auf den andern
geändert. Das alles weiss ich.
Was ich aber auch weiss: Ich brauche Worte, die mich nicht im Alten stecken
lassen, die mich Neues wagen lassen. Ich bin nicht auf das beschränkt, was
geschehen ist, ich kann mich auch von Neuem leiten lassen.
Und das Geheimnis dieses Neuen ist wohl, dass es überhaupt nicht neu ist. Es
ist das alte Zutrauen Gottes, das ich mich nicht mit dem zufrieden geben
muss, was ich schon weiss und schon erlebt und erfahren habe.
Gott ist in meiner Vergangenheit die Kraft, die versöhnt, in der Gegenwart
die Kraft, die mich weiter als meine Nasenspitze schauen lässt und in der
Zukunft das Leben, das mich erwartet. Immer wieder neu, immer wieder
spannend und herausfordernd.
Darum: Wenn ich nicht nur an mein persönliches Schicksal denke. Wenn ich vor
allem an uns als Bürger unseres Landes mitten im Rummelplatz der
globalisierten Welt, denke dann weiss ich, dass der Ort, an dem ich Hoffnung
schöpfen kann, nicht dort liegt. Er liegt ausserhalb unserer Zuständigkeit.
Ich komme noch einmal zurück auf das Gedicht von Jochen Klepper:
"Da alles, was der Mensch beginnt, vor seinen Augen noch zerrinnt, sei du
selbst der Vollender. Die Jahre, die du uns geschenkt, wenn deine Güte uns
nicht lenkt, veralten wie Gewänder. Wer ist hier, der vor dir besteht? Der
Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht: Nur du allein wirst bleiben. Nur Gottes
Jahr währt für und für, drum kehre jeden Tag zu dir, weil wir im Winde
treiben."
Da liegt meine Hoffnung, meine Kraft. Ich lebe und arbeite aus der Güte
Gottes.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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