Weg-Wort vom 6. August 2007
Zur Ehre Gottes
Es gibt Musik, die mich vom ersten Takt an berührt und wie gefangen nimmt.
Sie durchflutet meinen ganzen Körper und dringt tief in meine Seele ein.
Manchmal habe ich dabei das Gefühl, mit den Tönen zu verschmelzen, eins zu
sein mit der Musik. Es breitet sich eine Harmonie in mir aus, die Körper,
Geist und Seele gleichermassen umfasst.
Wenn ich selber Musik mache, zum Beispiel singe, kann sich dieses Gefühl
noch verstärken. Dann beginnen Körper, Gedanken und Gefühle wie von selber
harmonisch im gleichen Takt zu schwingen.
Im rhythmischen Wechsel der Töne und ihrer Intensität kommen die
verschiedenen Aspekte meines Selbst zum Ausdruck. Es ist, wie wenn die Seele
in ihrer Fülle nach aussen dringt und hörbar wird.
Für Goethe ist die ganze Natur eine Melodie, in der eine tiefe Harmonie
verborgen ist. Wir erfahren Harmonie in unserem Leben, wenn wir die
natürliche, uns von Gott anvertraute Lebensmelodie spielen die
persönliche, unverwechselbare, originale. Dazu braucht es viel Übung und ein
feines Gespür.
Gott will, dass wir alle Töne spielen und alle Register ziehen, das heisst,
dass wir alle uns von ihm gegebenen Fähigkeiten zum Klingen bringen und
weiter entwickeln. Erst im steten Ausprobieren spüren wir das richtige
Zusammenspiel unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten, verfeinert sich mit der
Zeit unsere Wahrnehmung der inneren Harmonie.
Im gewöhnlichen Alltag immer wieder uns selbst zu sein, bringt uns stets von
Neuem dieser inneren Harmonie nahe, unserer von Gott anvertrauten
Lebensmelodie. In solchen Momenten ist darum unser ganz alltägliches Leben
selbst ein Lobpreis Gottes. Was gibt es Schöneres, Beglückenderes,
Erfüllenderes als unsere ureigene Lebensmelodie zu spielen uns zur Freude
und Gott zur Ehre!
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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