Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 21. Februar 2017
Befreiung
Eine Frau kommt in die Kapelle und sagt zu mir: «Ich gehe schon lange nicht mehr in die
Kirche zu einem Gottesdienst. Ich kann es nicht mehr hören. Immer dieses „Herr, erbarme
dich! Herr, erbarme dich!“ Hier bin ich frei und werde nicht niedergedrückt. Gell, Sie
brauchen diese Worte hier nicht.»
Diese Frau steht mit ihrer Erfahrung nicht alleine da. Viele haben es im Lauf der Zeit so
erlebt, dass die Kirche sie in dem, was sie sagte, erst mal schlechtmachte. Dahinter
steckt vielleicht die irrige Vorstellung, dass Menschen die Vergebung umso dankbarer
annehmen, je schuldiger und erbärmlicher sie sich fühlen. Und besonders schlimm ist es,
wenn im Benennen von Schuld die Befreiung davon vergessen geht.
In dem, was die Evangelien von Jesus erzählen, kommt mir etwas ganz Anderes entgegen als
das, was diese Frau erlebt hat. Er richtet nicht, sondern richtet auf. Er schützt die
Ehebrecherin, welche die Umstehenden steinigen wollen. Und als die Angehörigen eines
Blindgeborenen nach einem Schuldigen suchen, weitet er den Blick und macht den Weg frei
für die Kraft Gottes, die heilt.
Gott ist ein Gott der Liebe.
«Die Liebe kennt keine Angst.
Wahre Liebe vertreibt die Angst.
Wer Angst hat und vor der Strafe zittert,
bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht.»
(1. Joh. 4, 18)
In diesem Sinne glaube ich gerne an einen Gott, den ich um sein Erbarmen bitten kann. Denn
seine Barmherzigkeit befreit mich und lässt mich aufblühen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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