Weg-Wort vom 31. Dezember 2009
An der Schwelle zum Neuen Jahr
Begrüsse das Neue Jahr vertrauensvoll
und ohne Vorurteile, dann hast du es
schon halb zum Freunde gewonnen. (Novalis)
Die Blätter am Kalender sind noch vollzählig. Das Jahr mit seinen 8760
Stunden liegt vor uns wie ein unbeschriebenes weisses Blatt, wie ein
unbelichteter Film, wie eine Strasse, auf der noch niemand gegangen ist.
Aber beim Uebergang von einem Jahr in ein anderes wird uns meist schlagartig
unsere Zeitlichkeit so bewusst wie selten im Verlaufe eines Jahres. Da wird
uns klar: Wir haben unser Leben nicht aus uns selber, sondern es ist uns
gegeben, geschenkt. Und es hat. einen Anfang hat und ein Ende, es ist
befristet. Es macht uns traurig, dass wir die Zeit nicht zurückholen können.
Wir können Vergangenes nicht ungeschehen machen. Es ist vorbei. Und doch
wirkt es weiter. Da ist es wichtig, dass wir dem Geschehenen durch das
Erinnern einen Platz geben und die Vergangenheit Gott übergeben.
Das können wir tun, indem wir danken für das Schöne, aber auch für das
Schmerzvolle. Indem wir bei Gott unsere Schuld abgeben; wenn wir die
Menschen, denen wir das Leben schwer gemacht haben, um Verzeihung bitten und
wenn wir selber Vergebung schenken. Wir werden uns wie neu geboren fühlen,
leicht und frei. Den so gewonnenen Freiraum können wir mit Hoffnungen von
einst füllen und Träume wieder wach werden lassen. Zukunft tut sich auf.
Nur: Wie will ich umgehen mit meiner Zukunft? Ich kann sie Gott hinhalten,
dann bitte ich damit um seinen Segen. Ich kann Pläne machen und gleichzeitig
Gott meine Zweifel, meine Angst und meine Unentschlossenheit hinhalten.
Was uns das neue Jahr bringen wird, wissen wir freilich nicht. Eines aber
wissen wir: Vergangene Woche haben wir Weihnachten gefeiert, das Geheimnis
der Ankunft Gottes mitten in unserer Welt. Wenn wir versuchen, uns genauso
herab-zulassen wie er und uns einlassen auf das, was uns erwartet, dann
können wir, selbst wenn wir ins Stolpern kommen, nicht so leicht fallen.
Dann wird es für uns ein Jahr des Heils werden. Gott fängt uns auf und hilft
uns immer wieder auf die Füsse. Der Dichter Mörike hat dafür folgende Worte:
In Ihm seis begonnen, der Monde und Sonnen an blauen Gezelten des Himmels
bewegt. Du, Vater, du rate! Lenke du und wende! Herr, dir in die Hände sei
Anfang und Ende, sei alles gelegt!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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