Weg-Wort vom 8. November 2007
Unterwegs
Still liegt die Landschaft in dieser Novemberzeit da. Die Ernte ist
eingebracht. Gepflügt sind die Äcker und bereit für die neue Saat. Langsam
fällt Blatt um Blatt, und etliche der Bäume stehen schon ganz leer da. Die
Natur erinnert uns an den Rhythmus des Lebens von Werden und Vergehen, von
Sterben und Neuwerden. Sie erinnert uns, dass alles im Fluss und nur
vorläufig ist.
Wir selber haben uns meist fest eingerichtet auf dieser Erde. Wir tun so,
als wären wir der Nabel der Welt, als müsse sich alles um uns drehen. Unser
Eingerichtetsein wird durch den Lauf der Natur in Frage gestellt, unsere
Wesensbestimmung zurecht gerückt. Auch wir kommen und gehen, auch wir
bleiben nicht ewig. Eigentlich sind wir nur Gast auf Erden. So heisst es
in einem bekannten Kirchenlied:
Wir sind nur Gast auf Erden
und wandern ohne Ruh
mit mancherlei Beschwerden
der ewigen Heimat zu.
Wir sind nur Gast auf Erden. Gastsein ist etwas Vorläufiges. Der Gast weiss
sich beschenkt. Er geht behutsam mit Dingen und Menschen um, die ihm
begegnen. Er möchte, dass auch die Gäste nach ihm sich hier wohl fühlen. Er
weiss, dass er nicht selber Herr oder Dame des Lebenshauses ist.
Wir wandern ohne Ruh der ewigen Heimat zu. Die Erde bietet uns vorübergehend
Heimat. Doch unser Weg führt weiter. Wir gehen stetig der ewigen Heimat bei
Gott zu. Zu ihm sind wir unterwegs. Er ist es auch, der uns jetzt schon auf
unserem Unterwegssein begleitet, wie es das bereits erwähnte Lied mutmachend
ausdrückt:
Nur einer gibt Geleite,
das ist der Herre Christ;
er wandert treu zur Seite,
wenn alles uns vergisst.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche