Weg-Wort vom 10. Dezember 2007
In unseren Händen
Endlich ein Jacke, die mir gefällt. Ich kontrolliere Stoff und Herstellung:
Made in China! Sofort sehe ich vor meinen Augen die Bilder wieder, die ich
kürzlich im Fernsehen sah. Bilder von menschenunwürdigen, fast
sklavenartigen Arbeitsbedingungen und von Kinderarbeit. Ich muss zudem an
die Luft- und Meeresverschmutzung durch die unsinnigen Transporte denken.
In mir steigt leise Wut hoch. Dann fühle ich mich zunehmend ohnmächtig und
hilflos nein, nicht ganz! Solange ich nicht sicher weiss, ob ein Produkt
menschenrechtskonform, sozial- und umweltverträglich hergestellt ist, kann
ich mich ihm verweigern. Wenigstens das! Ich lege die Jacke zurück, ärgere
mich aber, wie wenige Produkte entsprechend gekennzeichnet sind.
Das zumindest kann ich persönlich tun. Ich weiss, es ist nur ein Tropfen auf
einen heissen Stein. Aber ich träume (und rede) davon, dass wir
Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt die uns gegebene Macht ausüben,
indem wir bewusst nur noch sozial- und umweltverträglich hergestellte Waren
kaufen. Die Konzerne werden ihre Produktion sofort umstellen, sobald es um
ihren Gewinn geht.
Ich kann zudem die Entwicklungsarbeit der Hilfswerke moralisch* und
finanziell unterstützen, vielleicht gerade heute am internationalen Tag der
Menschenrechte. Sie sorgen mit ihren gezielten Hilfsprojekten dafür, dass an
unzähligen Orten in der Welt Unrecht in Recht, Hunger, Armut und Not in
echte Chancen für ein selbstbestimmtes Leben gewandelt werden.
Als letztes kann ich beten um Kraft für alle Menschen guten Willens. Denn
vor Gott sind wir alle gleich. Vor ihm ist niemand mehr wert als der oder
die andere. Vor ihm gibt es keine Unterschiede zwischen arm und reich, unter
Nationen und Kulturen. Er schenkt seine Gnade und Liebe allen Menschen ohne
Unterschied.
Aber er hat nur unsere Hände, um sein Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und
des Friedens auf dieser Welt schon jetzt Wirklichkeit werden zu lassen. Er
hat dieses Reich in unsere Hände, in unsere Macht gelegt! Beten wir darum,
dass wir die Kraft und den Mut haben, diese grosse Verantwortung
wahrzunehmen.
* zum Beispiel mit Unterschriften für die Petition 0,7% - Gemeinsam gegen
Armut.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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