Weg-Wort vom 29. März 2006
Kraftvolle Erinnerungen
Es gibt Zeiten in unserem Leben, in denen wir uns als schwach und ungenügend
erleben. Wir sehen nur noch, was nicht funktioniert, was fehlt und was
schwierig ist für uns. Wir sind fixiert auf das, was im Moment verkehrt und
belastend ist, und wir haben den Blick fürs Ganze verloren.
In solchen Situationen ist es hilfreich, uns an kraftvollere Zeiten und Orte
zu erinnern. Denn wir alle haben Zeiten der Kraft erlebt, wie zum
Beispiel:
Situationen, in denen die Angst uns zu erdrücken drohte, wir aber über uns
selbst hinausgewachsen sind und einen gangbaren Weg gefunden haben.
Herausfordernde Begegnungen mit Menschen, die uns verändert und gestärkt
haben.
Ein verzweifeltes, schreiendes Gebet, das uns entlastet, unsern Blick wieder
geweitet und uns versöhnlich gestimmt hat.
Menschen, die uns wohlgesinnt sind und uns auch in unseren
Stimmungsschwankungen immer wieder verstanden haben.
Landschaften und Orte, wo wir uns wohl fühlen, wo wir zur Ruhe gekommen sind
und uns wieder neu gefunden haben.
Es ist wichtig, uns von Zeit zu Zeit an diese erfahrenen Kraftmomente zu
erinnern und uns mit unserem ganzen Wesen immer wieder neu in ihren
Kraftfluss zu stellen. Wir haben dann auch in schwierigeren Zeiten einen
leichteren Zugang zu unseren ganz persönlichen Kraftquellen.
Bei diesem Erinnern können wir entdecken, dass unsere wahre Stärke von innen
kommt, aus der Tiefe unseres Wesens, aus unserer Einmaligkeit und
Unverwechselbarkeit.
Wir kommen dabei vielleicht auch in Berührung mit der vertrauensvollen
Gewissheit, dass da jemand ist, der uns überall geborgen hält, was auch
immer geschieht. Dass da ein uns liebender Gott ist, der für uns
unerschöpfliche Quelle des Lebens und der Kraft ist.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche
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