Weg-Wort vom 26. Januar 2007
Ein gesunder Rhythmus
In der spirituellen Tradition wurde die Einheit zwischen Glauben und Leben,
Beten und Arbeiten auf die gelungene Kurzformel gebracht: Ora et labora,
bete und arbeite. In der klösterlichen Tradition der Benediktiner wurde dem
Gebet der absolute Vorrang eingeräumt. Durch die gesellschaftliche
Entwicklung bekam in der Neuzeit die Arbeit immer grössere Bedeutung. Das
Motto lautete nun labora et ora, arbeite und bete.
Heute spüren viele Menschen die Folgen, die das Aufgehen in der Arbeit hat.
Sie suchen wieder einen gesunden Rhythmus zwischen Arbeit und Erholung, auch
zwischen Arbeit und Gebet. Die Bewegung zwischen Einsatz und Gebet findet
sich auch im Leben Jesu. Schauen wir hin auf einen charakteristischen Tag in
seinem Leben. Der Evangelist Markus schildert ihn gleich zu Beginn seines
Evangeliums ( Mk 1,32-39).
Jesus verlässt am Morgen die Synagoge, geht in das Haus des Simon und des
Andreas und heilt die Schwiegermutter. Gegen Abend versammelt sich vor dem
Haus alles Elend des Städtchens. Alle kommen und wollen geheilt werden. Da
ist Jesus ganz gefordert mit seinen Kräften. Er weicht nicht aus, sondern
stellt sich den Anforderungen der Menschen.
Doch in aller Frühe, als es noch dunkel ist, steht er auf und geht an einen
einsamen Ort, um zu beten. Mitten in den Anforderungen seiner Aufgabe sucht
er die Einsamkeit, die Stille und darin das Gespräch mit seinem Vater. Im
Gebet will er sein gefordertes und beanspruchtes Leben vor Gott selbst ins
Wort bringen. Im Gebet kann er wieder neu erfahren, woher er die Kraft
bekommt für die Anforderungen seines Lebens.
Diese lassen nicht lange auf sich warten. Markus berichtet, dass Simon und
seine Begleiter ihm in die Einsamkeit gefolgt sind und ihn drängen
mitzukommen, weil viele Menschen auf ihn warten.
Die Bewegung von gelebtem Leben im Alltag hin zum Rückzug in die Stille des
Gebets wieder hin zu den alltäglichen Anforderungen gilt für jeden Christen,
jede Christin. Jemand sagte einmal: Es ist wie beim Rudern. Nur wenn man
beide Ruder gleichmässig benützt, kommt man vorwärts. Wenn man nur ein Ruder
bewegt, dreht man im Kreis.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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