Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 15. September 2015
Partykiller
Sagen Sie als Frau an einer Party, dass sie römisch-katholisch sind und
womöglich noch in der Kirche arbeiten, dann stossen Sie auf Verwunderung.
Toppen können Sie das noch, wenn Sie sich als schwul oder als lesbisch
outen. Die Reaktionen: Mitleid! Was? Du? und vielleicht eine Handvoll
herausfordernder Fragen. Meist wird jedoch das Thema gewechselt, zu
Bioprodukten der Migros, dem Wetter oder sonst etwas Unverfängliches. Eine
Freundin von mir fühlt sich in solchen Situationen als Patrykiller, sagt
sie.
Und jetzt, wie lebe ich damit? Denn ich bin eine Frau, arbeite in der
römisch-katholischen Kirche und habe Freunde und Freundinnen, die in
gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben. Verteidige ich unsere
Amtsträger, Würdenträger oder verurteile ich sie?
Ich bin nicht wegen Bischöfen, wegen Pfarrern, Dekanen oder wegen dem Papst
in der katholischen Kirche, sondern wegen dem Evangelium, der guten
Nachricht.
Es ist doch erstaunlich, durch die ganze Geschichte der Christenheit gab es
Spaltungen, Neuerungen, Konflikte, doch bei der Übersetzung der heiligen
Schrift war und ist Eines immer klar: Es geht ums Evangelium, die gute
Nachricht. Es geht um den treuen Gott, der die Menschen begleitet, trotz
Verleugnung und ihrer Selbstüberschätzung (goldenes Kalb). Es geht um den
Gott, der Zeichen setzt (Regenbogen), es geht darum, dass Gott Verrat
(Petrus) nicht mit Liebesentzug bestraft. Gott traut uns Menschen immer
wieder, sucht und liebt uns, kennt uns beim Namen und begleitet uns mit
seinem Segen.
Unchristliche Aussagen und Handlugen machen mich betroffen, ja wütend. Wenn
sich Menschen hinter Gesetzen (Katechismus und Kirchenrecht) verstecken und
nicht die gute Nachricht in den Mittelpunkt stellen, dann hoffe und bete
ich, dass die Liebe Gottes und die Geistkraft, die weht wo und wie sie will,
Herzen und Hände bewegt, damit das Evangelium immer neu zum Leben erweckt
wird. Damit Ostern, Auferstehung und Aufstehen für Gerechtigkeit und Liebe
immer wieder erfahrbar werden.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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