Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde
Der Sommer fällt bei uns ja buchstäblich ins Wasser - wobei wir ja noch
mit einem hellblauen Auge davongekommen sind, wenn wir die Lage in
anderen Ländern betrachten... Doch heute möchten wir den Blick auf ein
Thema lenken, dass ebensowenig vergessen oder totgeschwiegen werden darf
wie die Folgen des fortschreitenden Klimawandels: Kriegsverbrechen und
-traumata sowie Vergebung. Als Film des Monats August empfehlen wir
Jasmila Žbanićs "Quo vadis, Aida?". Die Regisseurin arbeitet darin das
Massaker von Srebrenica auf und zwar aus der Sicht der
Blauhelm-Übersetzerin und ehemaligen Lehrerin Aida. Diese erlebt am
eigenen Leib, wie sich während des Kriegs Nachbarn zu Feinden und
Menschen in Monster verwandeln. Dennoch kehrt sie nach Kriegsende
zurück, um den nachfolgenden Generationen ein Vorbild in Sachen
Vergebung und Hoffnung zu sein. Für die Kinder ihrer Schulklasse eine
Überlebende, die statt Rache Versöhnung fordert, für die Täter ein
lebendes Mahnmal für ihre Gräueltaten. Grosses Kino, das starke Nerven
braucht aber eine Haltung vertritt, die wichtiger ist denn je!
Mit feucht-sommerlichen Grüssen
Eva Meienberg und Natalie Fritz
FILM DES MONATS AUGUST
August 2021
QUO VADIS, AIDA?
AIDA IST ÜBERSETZERIN FÜR DIE UN-BLAUHELME. IN DEN VERHANDLUNGEN WIRD
IHR KLAR, WAS AUF SREBRENICA ZUKOMMEN KÖNNTE. SIE SETZT ALLES DARAN,
IHRE FAMILIE ZU RETTEN
Aida sitzt mit Kommandant Karremans und Major Franken am
Verhandlungstisch. Sie übersetzt die Beschwichtigungen der
niederländischen UNO-Blauhelme. Zigarettenrauch schwängert die Luft aber
nicht deswegen kann man kaum atmen. Die Zeit drängt. Die serbische Miliz
steht vor Srebrenica, Granaten schlagen ein. Karremans hat
Luftunterstützung von der NATO angefordert. Eine Frage der Zeit, bis die
Flugzeuge kommen.
Aida nützt ihren Informationsvorsprung, um ihre beiden Söhne und ihren
Mann in das UN-Camp zu schleusen, sie fälscht Listen, besticht Soldaten
und widersetzt sich den Befehlen der Militärs. Doch sie führt einen
Kampf, der nicht zu gewinnen ist. Egal, wie sie sich entscheidet, sie
verliert. So geht Krieg.
Die Flugzeuge sind nie eigetroffen. Karremans blieb alleingelassen mit
25'000 Flüchtenden vor dem UN-Camp in Potočari. Am 11. Juli 1995 begann
das Massaker von Srebrenica, mehr als 8000 Männer und Jungen wurden bei
diesem Völkermord getötet.
Jasmila Žbanić hat in ihrem Kriegsfilm die Ereignisse um das Massaker
authentisch nachgezeichnet. Sie wirft ein Schlaglicht auf Aida. Ein
Individuum in dieser Masse von Menschen, die den serbischen Schergen
hilflos ausgeliefert waren. Eine Frau von tausenden, die ihren Mann und
ihre Söhne aus den Augen verlor, um sie dann jahrelang zu suchen.
Aida hätte allen Grund zu hassen, als sie nach dem Krieg nach Srebrenica
zurück kommt. Aber sie hasst nicht. Sie unterrichtet die Kinder in der
Schule. Die Kinder der Opfer und die, der Täter.
Eva Meienberg, Redaktorin Medientipp
«Quo vadis, Aida?», Bosnien 2020, Regie: Jasmila Žbanic, Besetzung:
Jasna Ðuricic, Izudin Bajrovic, Boris Ler; Verleih: Cineworx, Internet:
https://cineworx.ch/jetzt-im-kino/, Filmwebsite:
https://cineworx.ch/movie/quo-vadis-aida/
Kinostart: 5. August 2021
https://vimeo.com/577089428
https://www.medientipp.ch/events/quo-vadis-aida/