Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde
Und plötzlich werden die Abende wieder kühler und dunkel wird es sowieso
schon viel zu früh. Es herbstelt. Gerade wird der Mais eingebracht,
Äpfel und Kürbisse leuchten verführerisch um die Wette. Am Sonntag
feierten wir Erntedank - und auch cineastisch ist das Jahresende reich
bestückt ;) Ein vielfältiges Film-Angebot wartet nur darauf, von uns
allen durchkämmt, geschaut und besprochen zu werden.
Mit «Nachbarn» präsentiert Mano Khalil einen berührenden Spielfilm über
seine Heimat Syrien. Nach den dokumentarischen Einblicken in den
Schweizer Alltag in «Unser Garten Eden» oder «Der Imker», verarbeitet
der Filmemacher nun seine eigenen Kindheitserinnerungen an das Leben in
einer Diktatur. Der Bezug zur desaströsen, syrischen Gegenwart ist
leider gegeben - aber wie immer bei Khalil blitzt auch in «Nachbarn»
Hoffnung auf. Hoffnung, die gerade in der dunkleren Jahreszeit gut tut.
Herzlich
Eva Meienberg und Natalie Fritz
FILM DES MONATS OKTOBER
Oktober 2021
NACHBARN
SERO IST ZEUGE, WIE SICH IN SEINEM DORF DIE ZEICHEN ÄNDERN. AN DER
TÜRKISCH-SYRISCHEN GRENZE NIMMT DER DRUCK DES ASSAD-REGIMES ZU. MANO
KHALIL ERZÄHLT DIE GESCHICHTE SEINER KINDHEIT UND DIE TRAURIGE
GESCHICHTE EINES SICH ANBAHNENDEN KRIEGES
Ein Dorf an der türkisch-syrischen Grenze. Zu Beginn der 1980er-Jahre
ist es noch weitgehend verschont von den sich radikalisierenden
Ideologien der Assad-Diktatur. Hier leben Menschen verschiedenster
Herkunft und religiöser Überzeugungen harmonisch zusammen. Für den
sechsjährigen kurdischen Jungen Sero ist das erste Schuljahr jedoch eine
schwierige Zeit, die ihn für immer verändern wird. Denn die
nationalistische Gesinnung seines Lehrers, die mit den friedfertigen
Ansichten der Stadtbewohner kollidiert, erschüttert Seros Gewissheiten.
Der kurdisch-schweizerische Regisseur Mano Khalil richtet den Blick
einmal mehr auf seine Heimat Syrien und den Konflikt, der das Land
erschöpft. Diesmal schaut er durch die Augen eines Jungen und erzählt
die Geschichte seiner Kindheit. In Qamishli, wo die Geschichte spielt
und gedreht wurde, ist Mano Khalil aufgewachsen.
Anhand vieler kleiner Alltagssituationen illustriert er eindrücklich,
wie der Argwohn langsam wächst und die Beziehungen der Menschen
untereinander zerstört. «Vielleicht stimmt es ja doch, dass die Juden
mit Kinderblut backen», denkt Sero und rührt den Kuchen nicht mehr an.
Diese unsichtbare Gefahr, die in den Worten lauert und sich in die
Gedanken frisst, ist die Wurzel des späteren Hasses. Trotzdem schwingt
in «Nachbarn» auch immer die Leichtigkeit des Lebens mit und die
Hoffnung, dass sich die Menschen eines Tages wieder mit Respekt und
Liebe begegnen.
Sarah Stutte, Filmjournalistin
«Nachbarn», Schweiz 2021, Regie: Mano Khalil, Besetzung: Serhed Khalil,
Jalal Altawil, Jay Abdo, Verleih: Frenetic,
www.frenetic.ch [1]
Kinostart: 14. Oktober 2021
https://youtu.be/d7nsYFpv5e8
https://www.medientipp.ch/events/nachbarn/
Links:
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[1]
https://www.frenetic.ch/