Weg-Wort vom 2. Mai 2011
Alles neu macht der Mai
Wissen Sie, weshalb der Mai als Wonnemonat bezeichnet wird? Ich erkläre es
mir damit, dass
bis dahin die Frühjahrsmüdigkeit so ziemlich vorbei ist und wir Lust haben,
Neues in Angriff zu nehmen, den Wintermief abzuschütteln. Ab und zu brauchen
wir einfach Veränderung, sie wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus.
Gerade als ich diesen Gedanken nachhing, hatte ich den Fernsehapparat
eingeschaltet. Es lief Werbung. Eine hübsche, schlanke Frau strahlte ihr
Spiegelbild an und sagte selbstbewusst und offenbar sehr glücklich:
Ich will so bleiben wie ich bin!
So bleiben wie ich bin? Also nichts mit alles neu macht der Mai?
Bei einer Klassenzusammenkunft bekam ich mehr als einmal zu hören:
Du hast dich überhaupt nicht verändert Du siehst noch genauso aus wie vor
zehn Jahren. Ja, du bist noch genau dieselbe wie damals. Natürlich war das
als Kompliment gemeint. Aber ist es das wirklich?, fragte ich mich.
Was würde das denn bedeuten, wenn ich mich tatsächlich nicht verändert hätte
in all den Jahren? Ich würde heute noch am selben Punkt stehen wie damals.
Hätte mich nicht weiterentwickelt. Hätte nie eine Meinung revidiert. Hätte
nie die gewohnten Geleise verlassen, mich nie neugierig und offen auf etwas
Neues eingelassen.
Nein, ich will nicht so bleiben, wie ich bin. Das heisst nicht, dass ich mit
mir und meinem Leben unzufrieden oder gar unglücklich bin. Ich will auch
Bewährtes und Liebgewonnenes nicht missen oder aufgeben.
Aber Leben ist ständigen Veränderungen unterworfen. Die können geplant sein,
bei vielen werde ich aber nicht gefragt. Sie kommen einfach. Wenn ich bereit
bin, sie als gute Herausforderungen zu sehen und als Zugewinn anzunehmen,
wird mein Leben mit jedem Jahr reicher und erfüllter.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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