Wegwort August 2012

wegwort@mailman.datenpark.ch

1 participants
23 discussions

Wo bist Du denn? - 3. August 2012

by wegwort＠mailman.datenpark.ch

Weg-Wort vom 3. August 2012 Wo bist Du denn? Es summt ein Lied in meinem Ohr. Der Text beginnt mit: "Wo, wo Mensch, wo, wo bist du denn?" Und meine Frage lautet: Wo bist Du Gott? Es gibt Tage, da habe ich mehr Fragen an Gott, als dass es Antworten geben kann. Ich suche dann Halt und Zuversicht. Es ist diese Suche nach Halt und Hoffnung, die immer wieder auch Besucher und Besucherinnen der Bahnhofkirche zu uns ins Gespräch bringt. Schöne Worte oder ein Glaubensbekenntnis sind dann wenig hilfreich. Es ist nicht das, was die Menschen suchen. Und was suchen sie dann? Was gibt Halt? Was gibt Hoffnung? Beten, ja vielleicht. Weinen auch. Reden, ruhig werden, alleinsein, Gespräche mit Freundinnen, ein Spaziergang, sich an Situationen erinnern, wo Hilfe und Hoffnung erfahren wurde. Und als Christinnen und Christen suchen wir Halt und Hoffnung bei Gott. Unsere Fragen und unser Schreien nach Gott führen uns immer wieder auch zu den Menschen. In einem anderen Lied heisst es: "DU bist da, wo Menschen leben, DU bist da wo Hoffnung ist, DU bist da wo Liebe ist." Gottesbegegnungen geschehen immer wieder da, wo mir Menschen begegnen. Antworten auf die Frage: "Wo ist Gott?" finde ich in der Liebe, im Leben in der Hoffnung, in Begegnungen. Das schreibt und liest sich so einfach, ist es nicht immer! Ich lese im Moment das Buch "Rettungswiderstand". Das Buch erzählt von kleinen und grossen Rettungsversuchen, die in Nazideutschland stattfanden. Viel geschah im Kleinen und Versteckten. "Die Menschen waren keine Helden, es waren ganz normale Menschen, die aus der Vorstellung heraus handelten, etwas Selbstverständliches und moralisch Gebotenes zu tun", das schreibt Wolfram Wette im Vorwort. Viel von dem Widerstand wurde erst Jahre später entdeckt, anerkannt und gewürdigt. Manchmal liegt die Hoffnung, der Halt im Versteckten. Gott ist da, wo Menschen menschlich handeln, voll Liebe und grenzenloser Hoffnung. Mit freundlichen Grüssen Ihre Bahnhofkirche © Ökumenische Bahnhofkirche m Hauptbahnhof Zürich info(a)bahnhofkirche.ch www.bahnhofkirche.ch www.offene-tuer.net

12 years, 10 months

2. August 2012 - Ich brauche Zuversicht

by wegwort＠mailman.datenpark.ch

Weg-Wort vom 2. August 2012 Ich brauche Zuversicht So beginnt Peter Walss sein Gebet vom 2. April 1993. Er schreibt vom Spitalbett aus, an das ihn seine Krebskrankheit gefesselt hat. Knapp 30 Jahre später - tun mir die Worte gut - ich brauche sie und gebe sie darum weiter: Ich brauche Zuversicht Energie Kraft aus der Gewissheit gesund zu werden Tränen dringen durch die dünne Haut meiner Seele Schmerz über das Viele den persönlichen Schmerz, die unverständlichen Kriege das Wissen um Kindernöte bei uns und in andern Ländern Angstträume plagen Kinder, lassen sie nachts aufweinen meine Seele erträgt all das nicht mehr Tränen auch aus Dankbarkeit und Freude weil es so viele Menschen gibt, die andern Menschen zuliebe leben Ich weine aus Dankbarkeit, ja aus Freude - und dann doch wieder aus Angst vor Schmerzen, die mir bevorstehen Angst vor der Verstopfung schwingt mit und das Viele mischt sich und keine Haut hält die Tränen auf, die Zeugen sind für Menschlichkeit viel lieber möchte ich lachen in dieser wunderbaren Welt und ich bin froh hat mir jemand gesagt dass der Schalk immer noch in meinen Augen sitzt manchmal (aus: Peter Walss, Gebete auf dem Rücken liegend, Gotthelf-Verlag 1993, S.112f) Mit freundlichen Grüssen Ihre Bahnhofkirche © Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich info(a)bahnhofkirche.ch www.bahnhofkirche.ch www.offene-tuer.net

12 years, 10 months

1. August 2012 - Was uns im Moment fehlt

by wegwort＠mailman.datenpark.ch

Weg-Wort vom 1. August 2012 Was uns im Moment fehlt Von Leonhard Ragaz (1868 - 1945), reformierter Theologe und Mitbegründer der religiös-sozialen Bewegung der Schweiz kommt das folgende Wort: "Schon das Kommen des Reiches (Gottes) ist auch Sache des Menschen. Es ist gerüstet, es wird angeboten, aber es kommt nicht, wenn nicht Menschen da sind, die darauf warten, die darum bitten, die für sein Kommen arbeiten, kämpfen, leiden." Ich sehe im Moment nicht viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mitkämpferinnen und Mitkämpfer. Und dafür leiden wollen die wenigsten. Was ich wahrnehme, ist eine grosse Entsolidarisierung in unserem Land, ein Rückzug in die eigene, private Welt. Hauptsache mir geht es gut. Was will ich mich um Gott und die anderen Menschen kümmern? Und unseren "Leadern", den Exponenten in Kirche und Gesellschaft, fehlt die Courage zu mutigen Tagen, zum Hinstehen für Glauben und Überzeugung. Nur im stockkonservativen Bereich, in der rigiden Aus- und Abgrenzung, bei den Antreibern der Entsolidarisierung sind starke Auftritte zu sehen. Und sie scharen Menschen hinter sich, die sie im Endeffekt hintergehen. Was uns im Moment fehlt, was wir also dringend brauchen, sind Menschen und Leitpersonen, die sich für das Reich Gottes geprägt von Solidarität, Genossenschaftlichkeit, Liebe und Barmherzigkeit stark machen. Christen sollen sich outen und stark machen für diese Werte. Das ist Gottes Wille. "Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder, einer dieser meiner geringsten Schwester getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25,40) Mit freundlichen Grüssen Ihre Bahnhofkirche © Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich info(a)bahnhofkirche.ch www.bahnhofkirche.ch www.offene-tuer.net

12 years, 10 months

2025

2024

2023

2022

2021

2020

2019

2018

2017

2016

2015

2014

2013

2012

2011

2010

2009

2008

2007

2006

Wegwort August 2012