Weg-Wort vom 30. Dezember 2009
Weichen stellen Gedanken vor dem Jahreswechsel
Weihnachten ist vorbei, und unsere Gedanken sind schon beim nächsten
Event. Silvester ist angesagt. Das Fondue Chinoise haben Sie vielleicht
schon zusammen mit dem Grosseinkauf für die Weihnachtstage besorgt, die
Nachbarn oder Freunde eingeladen. Wers lebhafter mag, geht an eine der
unzähligen Silvesterparties oder ganz chic in ein Hotel mit 6-Gang-Menü und
live Musik zum Abtanzen. Auf das neue Jahr wird mit Sekt ange- stossen,
während Feuerwerk den nächtlichen Himmel beleuchtet. Gute Wünsche werden
ausgesprochen, und wenn jemand zufällig eine Sternschnuppe sieht, so
sollen seine Wünsche angeblich in Erfüllung gehen.
Welchen Wunsch haben Sie fürs Jahr 2010?
Sind es Gesundheit, Liebe, eine sichere Arbeitsstelle, beruflicher Erfolg,
eine gelingende, harmonische Partnerschaft, Aussöhnung mit den Kindern?
Vielleicht sehen Sie dem neuen Jahr mit Sorge entgegen. Da ist eine alte
Schuld, die mitgeschleppt wird und die lähmt; da ist die schleichende
Krankheit, die nicht zu stoppen ist und deswegen die Angst noch grösser
werden lässt. Da ist vielleicht
noch die eine oder andere offene Rechnung, so dass es schwer fällt, das
alte Jahr gelassen und mit gutem Gewissen abzuschliessen.
Einer Umfrage zufolge sind die Menschen in der Schweiz ein hoffnungsvolles
Volk.
So ist eines der beliebtesten Worte: Die Hoffnung stirbt zuletzt, was
bedeutet, dass wir uns selbst Mut für die Zukunft zusprechen. Auch Obamas
Credo Yes,
we can lässt uns mutig daran glauben, dass zwar nicht alles gut, im Neuen
Jahr aber sicher Vieles besser werden wird.
Ich glaube, dass es gut ist, wenn wir unsere persönliche Bilanz ziehen: Was
war gut im vergangenen Jahr, was hat sich bewährt, was möchte ich mitnehmen
ins neue Jahr? Aber auch: Wo muss ich die Weichen neu stellen, einen
Spurwechsel vornehmen? Die Weichen zu stellen erfordert vielleicht nur eine
kleine Bewegung, die aber grosse Wirkung hat. Weil sie nämlich die neue
Richtung bestimmt. Weil dieser Spurwechsel Klärung bringen kann. Ein noch
unbegangener Weg birgt zwar immer auch das Risiko des Irrens, dafür aber
durch den Perspektivenwechsel die grosse Chance, dass die Lebensfahrt nicht
in einer Sackgasse endet. Ich wünsche uns dazu viel Mut und Gottvertrauen!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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www.bahnhofkirche.ch
Weg-Wort vom 24. Dezember 2009
Weihnachten - ein Kind ist uns geboren
Wir wollen gerne hoch hinaus und daran ist gar nichts Schlechtes.
An nebligen Tagen, einfach hinauf an die Sonne, das tut gut. Im Beruf
auf¬steigen fördert das Selbstbe¬wusst¬sein, man kann etwas, wird
ge¬braucht. Auch in der Schule gilt der Aufstieg als das Normale von der
ersten bis zur sechsten Klasse Pri¬mar¬schule und je länger zur Schule desto
gescheiter und desto besser auch im Sport gehts um Schneller, Weiter,
Höher bei den Handys ebenso und wo eigentlich nicht? Und ist das nicht ein
wunderbares Gefühl in einem Ballon hoch in den Lüften über die Landschaft zu
schweben und zu sehen, wie die Menschen immer winziger werden, wie Ameisen
sind sie anzusehen, so unscheinbar, so bedeutungslos. Aber hoch oben in den
Lüften - ein wunderbares Gefühl. Es scheint, dass wir uns endlos sehnen
nach dieser Höhe, nach dem ersten Platz hoch oben auf dem Podest. Ganz
wenigen gelingt es oder wird ihnen geschenkt, die andern gehen unter in der
Masse und das wollen wir eigentlich nicht.
Wir wollen hinauf und wenn es eben nur dazu da ist, den Kopf aus dem Nebel
der Sonne entgegenzustrecken.
Und da geschieht das Wunder und es bleibt ein Wunder: Gott wird Mensch.
Der im göttlichen Penthouse wohnt, der der immer über dem Nebel an der Sonne
ist, der wird Mensch und zwar gerade richtig: Er taucht ein in die Welt der
Menschen, die am Boden sind geht zu denen, die wie Ameisen anzusehen sind.
Er will nicht hoch hinaus, sondern tief hinein, unter den Nebel und denen
ein Bruder sein, die im Leben keinen Podestplatz errungen haben, zu denen,
die zufrieden sein müssen, wenn sie ihr Überleben schaffen. Gott wird Mensch
wird so unwichtig und unscheinbar, wie wir uns manchmal fühlen. Und genau
dorthin kommt Gott in seinem Sohn nicht hoch hinaus tief hinein. Das ist
und bleibt ein Wunder wir bekommen keine Genickstarre beim Hinaufschauen
zu Gott, dem Allmächtigen, sondern schauen auf Gott hinab, auf das Kind in
der Krippe, selbst wenn wir vor ihm niederknien. Weil er als Kind gekommen
ist, sind wir schon da, wo wir eigentlich hinwollen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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Weg-Wort vom 17. Dezember 2009
Gott, ich sehne mich
Dass jeder Kreis sich rundet - und jeder Halt gewährt
Dass alle Knospen springen- und jeder Keim begossen
Dass jedes Herz sich weitet - und jeder Durst gestillt
Dass jede Tür sich öffnet - und jeder Weg gesehn
Dass jede Nacht sich lichtet - und der Advent erfüllt
Dass du dich endlich zeigest - und jeder Mensch befreit
Gott, ich sehne mich nach dir
Der Kapuzinermönch Anton Rotzetter lässt uns mit diesen Gedanken teilhaben
an seinem Sehnen und Hoffen auf eine Welt, in der Menschen einander annehmen
und beistehen ohne Wenn und Aber, so dass Gottes Dasein greifbar und
erfahrbar wird.
Ausgerechnet die erste Zeile hat mich noch länger beschäftigt: Dass jeder
Kreis sich rundet und jeder Halt gewährt Ein Kreis ist doch eine runde
Sache oder etwa nicht? Da fällt mein Blick auf meinen Adventskranz, der,
das muss ich zugeben, nicht wirklich rund ist. Ist eigentlich auch nicht so
wichtig, denke ich zuerst. Schliesslich geht es doch darum, dass die vier
Kerzen schön angeordnet darauf Platz finden. Für jeden Adventsonntag eine.
Die Vier ist aber auch eine symbolische Zahl. Vier ist die Zahl der Elemente
und der Himmelsrichtungen. Und, so Anselm Grün, die Symbolzahl Vier ist als
Quadrat der Inbegriff alles Geordneten. Wenn vier Kerzen auf dem runden
Kranz brennen, dann ist das die Einheit aller Gegensätze: das Runde und das
Quadratische werden miteinander eins. Als Quadratur des Kreises bezeichnen
wir schliesslich umgangssprachlich eine unmögliche Aufgabe, etwas, was
unsere Kräfte übersteigt. Was wir nicht zusammenfügen können, das gelingt
Christus, wenn er zu uns kommt, wenn er in unser Herz eintritt.
Deshalb vertraue ich darauf, dass mir, dass uns allen mit Gottes Hilfe die
Revolution des Denkens und Wollens gelingt, wie es Kardinal Karl Lehmann
einmal ausgedrückt hat. Diese Revolution bedeutet Rücksicht statt
Eigensinn,
Barmherzigkeit statt Niedertrampeln, Verstehen statt Kaltschnäuzigkeit,
Liebe statt Hass.
Komm, Gott, in allen Menschen, die lieben und den Frieden suchen.
Komm, ja komm, Gott und mache diese Welt zu Deiner Wohnung!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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Weg-Wort vom 16. Dezember 2009
Dem Stern folgen
Seit Anfang Dezember mache ich am Abend regelmässig einen Spaziergang durchs
Quartier. Das hat einen Grund: Ich hüte für ein paar Wochen den Hund meines
Sohnes. Und so nehme ich die Vielzahl der Sterne am dunklen nächtlichen
Himmel erstmals seit langem wieder intensiv wahr. Ich komme aus dem Staunen
kaum heraus. Ich kenne nur den grossen und den kleinen Wagen, den Polarstern
und den Fixstern. Und doch bin ich völlig fasziniert.
Im krassen Kontrast zu diesem nächtlichen Schauspiel am Firmament steht für
mich die Helligkeit der mit Sternen elektrisch beleuchteten Fenster und
Vorgärten. Zum ersten Mal frage ich mich, was wir überhaupt mit den
künstlichen Sternen ausdrücken möchten? Ein Wirkungsverstärker für unsere
Sehnsucht nach Licht? Sollen sie etwa die dunklen Wolken am
Wirtschaftshimmel verdecken? Suchen wir Menschen das Glück und das Heil in
den Sternen? Was sagen uns die Sterne? Steht mein, steht Ihr Leben unter
einem guten Stern?
Mit der Astronomie und erst recht mit der Astrophysik lassen sich viele
Geschehnisse auf unserem Planeten Erde berechnen und erklären. Die Bibel
berichtet uns, dass schon Jahre vor der Geburt von Jesus Sternkundige in der
damaligen Konstellation der Gestirne einen neuen, besonders hellen Stern
entdeckt hatten, welcher ihren Berechnungen zufolge auf ein besonderes
Ereignis in der nahen Zukunft hindeutete, nämlich eine Zeitenwende. Deshalb
machten sie sich auf den Weg, um diesem Ereignis auf die Spur zu kommen.
Auch heute suchen wir Menschen nach Zeichen. Vieles, was in der Welt, in
Politik und Wirtschaft, aber auch im Namen Gottes, getan wird, wollen wir
nicht einfach so hinnehmen. Oftmals fühlen wir uns jedoch zu ohnmächtig, um
eigene Kurs-korrekturen vorzunehmen. Wir sind verunsichert. Eventuell
suchen auch Sie Ihr persönliches Schicksal und die Zukunft mit Hilfe der
Sterne zu ergründen.
Sicher aber tun wir gut daran, uns zu erinnern, dass wir die allermeisten
Wege, die wir gehen, nicht selbst gespurt, d.h. gangbar gemacht haben. Ein
Anderer hat schon die Spur für uns gelegt, Jesus. Freilich ist diese Spur
oft verwischt, eine Vielzahl von Wegen liegt vor uns. Dass es uns gelingen
möge, seine Spur in unserem Leben wieder zu entdecken und ihr zu folgen, das
wünsche ich uns, ganz besonders jetzt im Advent. Dann geht uns (s)ein Licht
auf, und auch wir werden sagen können: Wir haben seinen Stern gesehen und
sind ihm gefolgt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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