Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 29. Mai 2015
Die Geschichte mit der Maus
Ziemlich traurig kommt eine junge Frau zu mir. Sie berichtet, dass sie schon seit einiger
Zeit in einer Freikirche mitmache. Es gefalle ihr sehr, obwohl sie den Prediger und ihre
Kolleginnen und Kollegen dort ziemlich häufig mit ihren kritischen Fragen behellige. Aber
sie sei nun mal so, dass sie den Sachen gerne auf den Grund gehe.
Am letzten Sonntag sei sie nun aber nach dem Gottesdienst vom Prediger zu einem Gespräch
eingeladen worden. Dort habe der Prediger ihr sehr freundlich erklärt, dass in ihrer
Freikirche für sie kein Platz sei. Wer so viele Dinge immer wieder hinterfrage, störe den
Glaubensbetrieb.
Die junge Frau versteht die Welt nicht mehr. Sie vermisst ihre Kolleginnen und Kollegen
dort, die wunderbaren Lieder, die in den Gottesdiensten und bei den Bibelarbeiten gesungen
wurden. Warum könne sie nicht bleiben, auch wenn sie halt noch etwas mehr auf der Suche
sei als die Übrigen?
Ich erzähle ihr diese Geschichte:
Ein Eremit sass meditierend in der Einsamkeit. Da huschte eine Maus herbei und knabberte
an seiner Sandale. Verärgert öffnete der Eremit die Augen und sagte: "Warum störst du
meine Meditation?“ "Weil ich Hunger habe", antwortete die Maus. "Geh weg,
du dumme Maus", sagte der Eremit, "ich suche gerade die Einheit mit Gott, wie
kannst du mich dabei stören!“ "Wie willst Du eins sein mit Gott", sagte die
Maus, "wenn du nicht einmal einig wirst mit mir".
Die junge Frau meint: "Genau so eine graue kleine Maus bin ich! Warum nur haben sie
so viel Angst vor mir?"
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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