Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 25. Juni 2019
Ich glaub an…
In der lutherischen Kirche, in der ich groß geworden bin, haben wir vor unserer
Konfirmation das Apostolische Glaubensbekenntnis auswendig gelernt. Wir haben es in
unserem Konfirmationsgottesdienst als aufgeregte, aber auch entschlossene Vierzehnjährige
vor der Gemeinde gesagt. Danach wurden wir konfirmiert.
In jedem Gottesdienst habe ich das Glaubensbekenntnis nach der Lesung des Evangeliums im
Stehen mit den anderen Christen laut gesprochen. Ich habe gleichzeitig geredet und gehört,
gegeben und empfangen. Die anderen haben meinen Glauben stark gemacht und ich, so hoffe
ich, ihren. Auch Gott hat an jedem Sonntag gehört, dass ich mich zu ihm bekenne.
Die Sprache des Glaubensbekenntnisses ist steif, es sind Formulierungen theologisch
gelehrter Menschen, die lange vor uns gelebt haben. Ihnen ging es um die Bewahrung des
Wesentlichen, um einen gemeinsamen Nenner und Korrektheit, nicht um Schönheit der Sprache.
Trotzdem haben sie damit erreicht, was sie wollten. Sie haben uns eine inhaltliche
Verbindung für alle Kirchen der westlichen Welt geschenkt. Wir streiten uns über Details,
über Basics streiten wir nicht. Die christliche Grossfamilie pflegt sozusagen eine eigene,
gemeinsame Sprache, auch wenn jeder Teil der Sippe ein wenig anders damit umgeht. Bei
einem Teil der grossen Verwandtschaft hängt der Text – bildlich gesprochen – als Urkunde
an der Wand, andere benutzen ihn zu besonderen Festtagen und andere an jedem Sonntag.
Wie in jeder grossen Familie rümpft man auch mal die Nase über die Verwandtschaft,
trotzdem weiss man, dass man gemeinsam zur «Gemeinschaft der Heiligen» gehört, wie es der
dritte Teil des Glaubensbekenntnisses sagt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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