Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 28. September 2015
Mit Gottes Augen schauen
Für den ersten Eindruck, sagt der Coiffeur, gibt es keine zweite Chance. Deshalb sind die
perfekte Frisur, die Kleidung und das selbstsichere Auftreten ausschlaggebend für das
Urteil anderer über uns. "Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen."
"Man sieht doch gleich auf den ersten Blick, wen man vor sich hat." So lauten
Redensarten. "Alles Bluff", heisst der Titel eines Buches, das nicht nur von
Hochstaplern, Heiratsschwindlern und Finanzmaklern handelt, die den ersten guten Eindruck
nutzen, um ihre Mitmenschen zu schädigen.
Wir selbst, so meinen die Autoren, unterliegen gewollt und ungewollt immer mehr dem Druck,
uns an dieser Welt der Selbstdarstellung zu beteiligen. Reichtum und Macht haben viele
Facetten. Dazu gehört die Fähigkeit, gesellschaftliche Positionen erreichen zu können.
"Kompetenzdarstellungskompetenz" ist ein neudeutsches Modewort, dass das Können
preist, sich selbst ins rechte Licht zu stellen, damit man für andere attraktiv wird, dass
man ihre Erwartungen, auch Wünsche und Sehnsüchte, ihr offenes oder verborgenes Selbstbild
anspricht.
Unser Glaube aber erlaubt uns, uns zu distanzieren, auch von uns selbst. Im Glauben können
wir - frei von Eigennutz - kritisch und entschieden urteilen, damit nicht die Welt von
uns Besitz ergreift, sondern wir ihr und ihren Gesetzen gegenübertreten können. Die
"Maske", das Ansehen der Person vor der Welt, kann fallen, muss uns nicht
täuschen: "Denn nicht sieht der Herr auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch
sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an." (1 Sam 16,7 b)
Gottes Wort lehrt uns, unsere Welt, unsere Mitmenschen und uns selbst mit Gottes Augen
anschauen zu lassen. Nicht die äussere Erscheinung, nicht die zur Schau getragenen
Kompetenzen sollen uns den Blick verstellen. Menschen mit Herzensbildung erkennen wir auf
den zweiten Blick. Gelebte Barmherzigkeit und die Liebe zu dem Nächsten geben unserem
Leben Sinn. Das ist der Massstab, an dem auch unser Leben einmal gemessen werden wird.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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