Liebe Filmfreundinnen und *Filmfreunde
Grosse Fragen im warmen Sommer! «Wo kommen wir her?» «Wo gehen wir hin?»
«Hat das Leben einen Sinn?» - Der Filmemacher Wes Anderson präsentiert
in seinem neuesten Werk «Asteroid City» keine platten Antworten auf
diese existenziellen Fragen, sondern regt vielmehr zum Nachdenken
darüber an, was wirklich wichtig ist im Leben; was das Leben eigentlich
ausmacht. Natürlich macht er dies auf seine typische Anderson-Art: viele
kleine Episoden ergeben nach und nach eine Geschichte, deren Vielfalt
überwältigt und letztlich wirklicher anmutet, als das hyperästhetische
Setting auf den ersten Blick vermuten lässt. Aberwitzige Episoden
wechseln sich mit traurigen oder tiefgründigen Momenten ab. Indem
Anderson auf die kleinen Geschichten des Alltags fokussiert und sie zu
einem grossen Ganzen orchestriert, werden die Absurditäten des Lebens
umso sichtbarer.
Auch bei «Asteroid City» muss sich das Publikum - wie bei allen Filmen
des Texaners - auf Andersons Welt einlassen, zwischen den Zeilen lesen
und die Ästhetik als bedeutsamen Aspekt eines kritischen Reframings der
Gesellschaft durch die Kameralinse verstehen. Die liebevoll gezeichneten
Figuren und die Unvorhersehbarkeit der Geschichte machen den Film zu
einem erfrischend-exzentrischen Augenschmaus, der durchaus Tiefgang hat.
In diesem Sinne wünschen wir einen heiter-anspruchsvollen Kino-Juni,
Sarah Stutte und Natalie Fritz
FILM DES MONATS JUNI
Juni 2023
ASTEROID CITY
«Vielleicht liegt der Sinn des Lebens irgendwo da draussen!» -
Gestrandet im Wüstenkaff Asteroid City, erlebt Kriegsfotograf Augie
Steenbeck in den 1950ern mit einer bunt gemischten Gruppe von Menschen
einen extraterrestrischen Besuch. Wes Anderson macht sich in «Asteroid
City» nicht nur auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, sondern wirft
einen kritischen Blick auf die US-amerikanische Vergangenheit - und die
Gegenwart.
Kriegsfotograf Augie Steenbeck bleibt mit seinem Sohn, einem
hyperintelligenten Nachwuchswissenschaftler, und seinen drei Töchtern
nach einer Autopanne mit anschliessender Motorenexplosion im Wüstenkaff
Asteroid City stecken.
Was sich erst wie eine Farce anhört, wird noch viel verrückter. Jedes
Jahr wird nämlich in Asteroid City der «Asteroid Day» gefeiert. Der Tag,
an dem vor 5'000 Jahren ein Meteorit einschlug, dabei einen gigantischen
Krater hinterliess und Namensgeber der Ortschaft wurde. Neben
Feierlichkeiten und Feuerwerk am nächtlichen Wüstenhimmel werden an
diesem Tag auch Nachwuchsforschende ausgezeichnet. Als dann den
Anwesenden in Asteroid City auch noch ein Alien erscheint, ist die
Ironie perfekt.
Wes Anderson ist bekannt für seine symmetrischen Bilder, seine
künstlichen Welten und absurd schöne, melancholische Geschichten.
«Asteroid City» wirkt wie eine Modelllandschaft mit lebenden Menschen,
was die Skurrilität noch unterstreicht und den Film formal abschliesst.
Dennoch sucht der Film Antworten auf die grossen Fragen des Lebens. So
scheint es, dass Wes Anderson, der in Texas Philosophie studierte, uns
immer wieder fragt: «Was ist der Sinn des Lebens und was wollen wir
eigentlich alle hier?»
Mit einem All-Star-Cast, bei dem bereits die kleinste Nebenrolle von
einer Berühmtheit gespielt wird, gelingt ihm dieser philosophische
Aspekt etwas gar zu oberflächlich. Trotzdem berührt der Film, nicht
zuletzt dank einer wunderschönen Verpackung.
Silvan Maximilian Hohl, Multimediaproduzent
«Asteroid City», USA 2023; Regie: Wes Anderson; Mit: Jason Schwartzman,
Scarlett Johansson, Jake Ryan, Tom Hanks, Steve Carell; Verleih:
Universal Pictures Switzerland; Homepage:
https://www.universalpictures.ch/micro/asteroid-city
Ab 15. Juni 2023 im Kino
https://www.youtube.com/watch?v=AmUggROmhqk