Markus Sahli wird theologischer Leiter im Kloster Kappel
SCHWEIZ
Per 1. Juni 2010 übernimmt Markus Sahli die theologische Leitung des
Klosters Kappel. Seit 10 Jahren war der Pfarrer in verschiedenen Funktionen
im Kirchenbund tätig.
RNA/comm.
Markus Sahli ist seit 1999 beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund
SEK tätig, zuerst als Geschäftsführer, seit 2001 als Leiter
Innenbeziehungen und ab 2007 als persönlicher Mitarbeiter des
Ratspräsidenten. Seit 2006 ist er zudem Sekretär des Schweizerischen Rats
der Religionen. Zuvor war Sahli Theologischer Sekretär des Kirchenrates der
Reformierten Landeskirche Aargau sowie Gemeindepfarrer im Kanton Freiburg.
Sahli ist verheiratet und wohnt im aargauischen Moosleerau.
Per Juni 2010 tritt der 50-jährige Theologe die Nachvolge von Pfarrerin
Dorothea Wiehmann Giezendanner an, die dann in Pension geht. Im
Seminarhotel und Bildungshaus der reformierten Zürcher Landeskirche in
Kappel wird er die Verantwortung für den theologischen Bereich tragen. Im
Vordergrund stehen die Gestaltung des spirituellen Lebens wie auch des
kulturellen und erwachsenenbildnerischen Angebots.
Klage wegen Minarettverbot in Strassburg
SCHWEIZ/WELT
Hafid Ouardiri, früherer Sprecher der Moschee in Genf, hat am Dienstag
beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg eine
Beschwerde gegen das Schweizer Minarett-Verbot eingereicht. Es sei
unvereinbar mit der Europäischen Menschenrechtskonvention.
RNA/sda
Gleichzeitig mit seiner Klage in Strassburg schickte Quardiri einen Brief
an den Bundesrat und an alle Mitglieder des Europarates. Der Genfer Jurist
Pierre de Preux, einer von fünf schweizerischen, französischen und
belgischen Anwälten, die Quardiri vertreten, bestätigte einen Bericht auf
der Internet-Online-Seite des Westschweizer Fernsehens TSR. Ouardiri ist
der Ansicht, dass die Schweiz mit dem generellen und absoluten Verbot des
Baus von Minaretten die Religionsfreiheit der Muslime beschränke. Das
Verbot sei zudem diskriminierend, weil es nur für eine Religion gelte und
nicht für alle.
Quardiri macht geltend, die Schweiz habe mit der Unterzeichnung der
Europäischen Menschenrechtskonvention akzeptiert, dass gewisse fundamentale
Werte unter die Kontrolle einer höheren Autorität fielen, das heisst unter
jene des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Diese Werte seien
nicht verhandelbar, auch nicht durch das Volk, erklärte de Preux. Wenn das
Strassburger Gericht seinem Klienten Recht gebe, könne das Minarett-Verbot
in der Schweiz nicht vollzogen werden.
Gemäss dem Schweizer Strafrechtsprofessor Stefan Trechsel, ehemals
Präsident der Europäischen Kommission für Menschenrechte und derzeit
Richter am Jugoslawien-Tribunal in Den Haag, stehen die Chancen für die
Beschwerde nicht besonders gut. Trechsel sprach gegenüber der «Tagesschau»
des Schweizer Fernsehens von zwei grossen Hindernissen. Der Europäische
Gerichtshof für Menschenrechte sei nur eine Art Notbremse. Zuerst müssten
alle Instanzen in der Schweiz bis hin zum Bundesgericht angerufen werden.
Zudem seien die Beschwerdeführer persönlich vom Minarett-Verbot gar nicht
betroffen, weil ihnen kein Gesuch für den Bau eines Minaretts verwehrt
wurde.
Elf Tote bei Attacken auf Kirchen im Nordirak
WELT
Bei Bombenanschlägen vor zwei christlichen Kirchen in der nordirakischen
Stadt Mossul sind am Dienstag elf Menschen ums Leben gekommen. Nach
Informationen der Nachrichtenagentur Al-Yaqan explodierte ein Sprengsatz
vor der Jungfrau-Maria-Kirche im Westen der Stadt. Eine weitere Bombe
detonierte vor einem christlichen Gotteshaus im Osten von Mossul.
RNA/sda
Insgesamt wurden den Angaben zufolge mehr als 80 Menschen verletzt. Im
Regierungsviertel von Bagdad starben – eine Woche nach der letzten grossen
Bombenserie – Menschen durch die Explosion von drei Autos, die mit
Sprengstoff präpariert waren. Nach Angaben des Innenministeriums starben
vier Menschen, 14 wurden verletzt. Unbekannte feuerten zudem mehrere
Granaten auf die streng abgeriegelte Grüne Zone von Bagdad ab, in der unter
anderem die US-Botschaft liegt. Die drei Bomben detonierten auf einem
Parkplatz nahe deriranischen Botschaft, neben dem Aussenministerium und in
der Nähe des Ministeriums für Migration.
Am Dienstag vergangener Woche waren in Bagdad durch Terroranschläge in der
Umgebung von öffentlichen Gebäuden nach offiziellen Angaben 132 Menschen
ums Leben gekommen. In der Stadt Kirkuk starb ein Offizier durch eine
Haftbombe, die an einem Militärfahrzeug befestigt worden war. Drei Soldaten
wurden laut Al-Yaqan verletzt. Die Kämpfer der iranischen Oppositionsgruppe
Volksmudschahedin protestierten in ihrem Lager nördlich von Bagdad am
Dienstag gegen ihre von der irakischen Regierung geplante Umsiedlung.
Schwieriger Bau einer islamischen Dachorganisation für die Schweiz
SCHWEIZ
Die Schaffung einer islamischen Dachorganisation in der Schweiz dürfte
vorerst auf Schwierigkeiten unter den Muslimen selber stossen. Denn sowohl
die Föderation Islamischer Dachorganisationen in der Schweiz (Fids) wie die
Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (Kios) haben einen
Führungsanspruch.
RNA/kipa
Am 24. Januar will Fids-Präsident Hisham Maizar seine Organisation, die es
eigentlich schon seit dreieinhalb Jahren gibt, nach Genehmigung der
Statuten in einem feierlichen Akt der Öffentlichkeit präsentieren. Die Fids
verstehe sich «als ein Sammelbecken für alle islamischen Verbände in der
Schweiz, welche ihre Grundideen mittragen können, mit dem Ziel, die
gemeinsamen Interessen muslimischer Bürger in der Schweiz künftig
einheitlicher zu präsentieren», sagte Maizar gegenüber der
«Mittelland-Zeitung» vom 15. Dezember. Kios-Präsident Farhad Afshar hält
nichts davon, dass sich die muslimischen Organisationen, die ohnehin viel
zu weit von den Menschen an der Basis entfernt seien, zusätzlich noch in
einer grossen Einheitsorganisation zusammenschliessen würden.
Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen
Islam, sprach gegenüber der Zeitung von einem Machtkampf zwischen Maizar
und Afshar: «Da liegen sich zwei Machtmenschen in den Haaren». Denn
inhaltlich gebe es keine Unterschiede zwischen den beiden, die Vertreter
eines konservativen Islam seien, zu dem sich höchstens zehn Prozent der
Schweizer Muslime bekennen würden. Keller-Messahli hält dennoch die Fids
für berechtigter, als Stimme der konservativen Muslime aufzutreten. Denn
sie besteht aus zwölf Dachorganisationen aus allen Teilen der Schweiz und
vertritt über die Hälfte der 300 islamischen Vereine in der Schweiz. Der
Kios gehören laut Keller-Messahli demgegenüber nur drei Kantonalverbände
an.
Noch vor Weihnachten soll es ein Rundtisch-Treffen zwischen Bundesrätin
Eveline Widmer-Schlumpf und Vertretern der verschiedenen islamischen
Organisationen geben.
Frankreich: Gegen Hilfsverbot für Illegale
WELT
Französische Nichtregierungsorganisationen haben eine Beschwerde beim
Obersten Verwaltungsgerichtshof angekündigt: Unterstützung für illegale
Einwanderer soll nicht mehr bestraft werden.
RNA/kipa
Wer Ausländer ohne gültige Papiere mit einer Dusche oder einem belegten
Brot versorge, gerate in Gefahr, sich strafbar zu mache, erklärten die
Organisationen am Montag, 14. Dezember, in Paris. Noch vor Jahresende soll
gegen die Durchführungserlasse des entsprechenden Gesetzes geklagt werden.
Die Pläne sehen vor, dass die Unterstützung für Ausländer ohne gültige
Papiere bei deren Einreise oder ihrem Aufenthalt mit bis zu fünf Jahren
Haft und umgerechnet rund 45000 Franken Geldbusse bestraft werden kann.
Durch die Regelungen würden Menschenhändler und Schlepperbanden mit
humanitären Helfern auf eine Stufe gestellt, so die Organisationen. Zu den
Klägern gehören unter anderem die Emmaus-Gemeinschaft, die Caritas und die
ökumenische Flüchtlingshilfe «La Cimade».
Muslim-Präsident Maizar fordert Dachverband
SCHWEIZ
Der Präsident der Föderation islamischer Organisationen in der Schweiz
(FIDS), Hisham Maizar, fordert die Schaffung einer islamischen
Dachorganisation. Ein solcher Verband der Muslime würde seiner Meinung nach
den Dialog mit Behörden und Politik vereinfachen. Das berichtet das «St.
Galler Tagblatt»am Montag.
RNA/kipa
Maizar ist laut der Zeitung überzeugt, dass Muslime in der Schweiz
vermehrt mit den Behörden zusammenarbeiten müssten. Dies etwa beim Umgang
mit radikalen Geistlichen, da die Gläubigen selbst am besten wüssten,
worüber an ihren Kultstätten gepredigt werde. Der Präsident der Föderation
geht davon aus, dass seine Glaubensbrüder auch bei der Erteilung von Visa
an Imane ein Wort mitreden könnten. Dies sei etwa in Österreich bereits der
Fall.
Ein erster Schritt in die Richtung eines Dachverbands sei schon vor dem
Minarett-Verbot erfolgt, sagt Maizar, als seine Organisation mit der
Koordination der islamischen Organisationen (COIS) zusammenarbeitete.
Aus Mangel eines einheitlichen Ansprechpartners hat Bundesrätin Eveline
Widmer-Schlumpf die verschiedenen Organisationen an einen runden Tisch
gerufen, so die Zeitung. Das Treffen soll laut Philippe Piatti, Sprecher
des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), noch vor
Weihnachten stattfinden. Ein erstes Treffen im September war dem Thema
Integration gewidmet; ob der runde Tisch nun regelmässig stattfinden wird,
wollte das EJPD nicht sagen.
Deutscher Islam-Prediger will trotz Verbots an Demo in Bern
SCHWEIZ
Der umstrittene deutsche Islam-Prediger Pierre Vogel will trotz des
Einreiseverbots des Bundesamts für Migration am Samstag in Bern an der
Kundgebung "Islam ohne Vorurteile" dabei sein. Grenzwache und Polizei sind
auf der Hut.
RNA/sda
Vogel, der sich Abu Hamza nennt, ist ein zum Islam konvertierter
muslimischer Prediger. Er werde auf jeden Fall am Samstag an der Kundgebung
auf dem Bundesplatz dabei sein, erklärte er am Freitag in einer
Videobotschaft auf seiner Internetseite.
Mit der Einreisesperre gegen ihn würden die Menschenrechte mit Füssen
getreten. Es gehe nicht an, ihm die Meinungsfreiheit zu verbieten, weil
dies angeblich zu inneren Unruhen führe. Die Schweizer Behörden
disqualifizierten sich damit selbst.
Bei der Kundgebung am Samstag auf dem Bundesplatz in Bern gehe es darum,
dass die Hetze gegen die Muslime und den Islam gestoppt werde, damit es
hier nicht zu einem "Blutvergiessen" komme.
Das Grenzwachtskorps sei informiert, sagte Michael Glauser, Sprecher des
Bundesamts für Migration, auf Anfrage der SDA. Falls Vogel einreisen wolle
und dabei kontrolliert werde, werde er an der Einreise gehindert und
weggewiesen.
Tag der Menschenrechte: Minarett-Verbot und Libyen-Geiseln beschäftigten
Schweizer
SCHWEIZ
Der internationale Tag der Menschenrechte am 10. Dezember ist von zwei
Themen dominiert worden. Tausende bekundeten am Donnerstag ihre Solidarität
mit den Libyen-Geiseln und anderen, in der ganzen Welt zu Unrecht
Inhaftierten. Gleichzeitig gab es Kundgebungen gegen das Minarett-Verbot.
RNA/sda
Für den frühen Abend kündigten verschiedene Organisatoren unter anderem in
Altdorf, Zürich, Luzern, Bern und St. Gallen Mahnwachen an. Beim
Bürkliplatz in Zürich nahmen rund 200 Personen an einer Kundgebung für mehr
Toleranz und mehr Respekt vor den Menschenrechten in der Schweiz teil.
Gemäss Organisator Henry Both ging es nach dem Volksentscheid für ein
Minarett-Verbot auch darum, "ein Zeichen der Solidarität mit Minderheiten,
vor allem mit der muslimischen Bevölkerung" ins Ausland zu senden.
In Bern gingen ebenfalls gegen 200 Personen auf den Waisenhausplatz.
Organisator Simon Enzler sagte, nach dem Minarett-Verbot herrsche in der
Schweiz eine Stimmung, die Grund gebe, sich Sorgen um die Menschenrechte zu
machen.
Ebenfalls eine grosse Solidaritätswelle rollte für die beiden in Libyen
festgehaltenen Schweizer Geschäftsleute. Die Menschenrechtsorganisation
Amnesty International Schweiz konnte Tausende zu Solidaritätsbekundungen
mobilisieren.
Bis am Donnerstag sind im Internet 9270 virtuelle Kerzen angezündet
worden. Minütlich kämen neue dazu, teilte Amnesty International Schweiz
mit. Zudem hätten Max Göldi und Rachid Hamdani über den Nachrichtendienst
Twitter mehr als 4500 persönliche Grussbotschaften erhalten. Weiter sind
über 50'000 Solidaritätspostkarten im Umlauf, wie der Amnesty-Sprecher
sagte. Und 25'000 Karten seien bereits auf dem Weg nach Tripolis.
Schweizer Muslime gehen in die Offensive - aber nicht gemeinsam
SCHWEIZ
Nach der Abstimmung über die Minarettverbots-Initiative gehen die
Schweizer Muslime in die Offensive - allerdings nicht gemeinsam. Einige
rufen zu Protesten auf, andere setzen auf stille Hintergrund-Arbeit, um den
Islam-Ängsten in der Gesellschaft zu begegnen.
RNA/sda
So will der Präsident der Föderation islamischer Organisationen in der
Schweiz (FIDS), Hisam Maizar, das Feld nicht der populistischen Rechten
überlassen, wie er gegenüber der Westschweizer Zeitung "Le Temps"
ausführte. Er will ein Positionspapier zu den Themen ausarbeiten, die in
der Öffentlichkeit zu Vorurteilen führten.
Dabei sucht er die Zusammenarbeit mit anderen islamischen Organisationen
in der Schweiz. "Wir sind die direkt Betroffenen, also sind wir eher in der
Lage als die politischen Parteien, eine solche Arbeit durchzuführen",
präzisierte er gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Einen Termin für die
Fertigstellung dieses Papiers wollte er nicht nennen. Dazu sei seriöse
Hintergrundarbeit nötig, Stammtischgespräche genügten nicht.
Ziel der Bemühungen müsse ein Dialog zwischen den Religionen sein, betonte
Farhad Afshar, Präsident der Koordination der islamischen Organisationen
(COIS). Auch mit den Behörden, vor allem jenen des Bundes, sowie mit den
Parteien müsse das Gespräch intensiviert werden. Die
Minarettverbots-Initiative habe den Ruf der Schweiz schwer beschädigt.
Umstrittene Demonstration
Nicht auf stille Hintergrundarbeit, sondern auf öffentlichen Auftritt
setzt der Islamische Zentralrat Schweiz. Er hat für den kommenden
Samstagnachmittag zu einer Demonstration auf dem Bundesplatz in Bern
aufgerufen.
Die grossen islamischen Organisationen seien dazu nicht eingeladen worden,
erklärte Afshar. Er nannte den Zentralrat eine Splittergruppe. Der
Kundgebungs-Aufruf könnte aber auf ein bedeutendes Echo stossen, da viele
Muslime nach dem Ja zum Minarettverbot entrüstet seien.
Die Stadtberner Polizei prüft, ob sie die Platzkundgebung bewilligen will,
wie Marc Heeb vom Polizeiinspektorat darlegte. Zum jetzigen Zeitpunkt
spreche nichts dagegen, schliesslich gebe es keine "präventive Zensur". Es
würden noch Fragen zum Programm geklärt. Zu den eingeladenen Rednern
machten die Organisatoren beim Polizeiinspektorat bisher keine Angaben.
Laut "20 Minuten" soll der extremistische deutsche Prediger Pierre Vogel an
der Kundgebung teilnehmen. Auf dem Demo-Aufruf auf der Internetplattform
Facebook ist er als Gastredner angegeben. Sollten irgendwelche Redner am
Samstag Strafnormen verletzen, müsste die Kantonspolizei vor Ort
einschreiten, erklärte Heeb.
Islamische Partei
Zur Gründung einer islamischen Partei hat der Präsident der Liga der
Muslime im Tessin aufgerufen. So könnten die Interessen der
vielkritisierten Minderheit am besten verteidigt werden.
Für Afshar zeigen die verschiedenen Vorstösse, wie heterogen die
islamische Gemeinde in der Schweiz zusammengesetzt ist. Die hiesigen
Muslime stammten aus verschiedensten Kulturen und hätten die
verschiedensten Interessen. Sie alle hätten aber den Eindruck, dass mit dem
Minarettverbot 40 Jahre des friedlichen Zusammenlebens und guter
Integration nicht honoriert worden seien.
«Distanz bringt Nähe»: 10 Jahre SMS-Seelsorge
SCHWEIZ
Probleme per SMS lösen: Seit 10 Jahren bietet die ökumenische,
gesamtschweizerische SMS-Seelsorge "seelsorge.net" Beratungen via Handy an.
Neu bietet das "Netz, das hält" seine Dienste unter der Kurznummer 767 an.
RNA/sda
SMS- und auch Internet-Seelsorge seien kein Ersatz der persönlichen
Seelsorge, betonten Geschäftsführer Hans Peter Murbach und SMS-Seelsorger
Jörg Weisshaupt am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Ziel sei es,
Ratsuchende bei schwierigen Problemen zu ermutigen, eine Beratungsstelle
aufzusuchen.
Manchmal reiche es bereits, dass die Absenderin oder der Absender wisse,
dass jemand das SMS oder Mail lese. Murbach bezeichnete "seelsorge.net" als
Auffangnetz.
Als Vorteil der virtuellen Seelsorge sehen Murbach und Weisshaupt die
Anonymität. Auch dass nicht umgehend spontan eine Antwort kommen müsse, sei
ein Vorteil. "Distanz bringt Nähe", sagte Murbach. Eine Anfrage wird im
Allgemeinen innert einem Tag beantwortet. Das Angebot ist kostenlos.
Wer sich meldet, ist wegen der Anonymität nicht eruierbar. Aus den
Anfragen können die Beratenden aber gewisse Rückschlüsse ziehen - die
Alterspalette ist gemäss Weisshaupt breit. Wichtigste Themen sind
Partnerschaft, Sexualität, Suizid, Familie und Einsamkeit.
Die Idee der Internet-Seelsorge hatte der reformierte Pfarrer Jakob Vetsch
im Jahr 1994. Fünf Jahre später kamen zu Mail- auch SMS-Beratungen dazu.
Stirnrunzeln habe dies ausgelöst, sagte Murbach, der seit 2004 als
Geschäftsführer dabei ist. Es habe einiges an Überzeugungsarbeit - auch im
Team - gebraucht, sagte Weisshaupt.
Heute erhält "seelsorge.net" jährlich 1500 Erstanfragen per Mail oder SMS.
Durchschnittlich tauschen Ratsuchende und Beratende fünf SMS aus, SMS- oder
Mail-Verkehr kann aber auch über Monate gehen.
Mit der Umstellung auf die einprägsame Kurznummer 767 (entspricht "SMS"
oder
"SOS" auf der Handytastatur) erhoffen sich die Initianten einen Schub der
SMS-Seelsorge. In einem geplanten Kinospot heisst es "SOS per SMS - 767 ist
für Dich da." Die Beratung geschieht auf der Basis der christlichen
Grundwerte - es gehe aber nicht ums Missionieren, betonte Weisshaupt. Das
Budget von 200'000 Franken übernehmen je zur Hälfte die beiden
Landeskirchen.
Die Organisatoren können zudem auf die Unterstützung der
Telekommunikationsanbietern zählen. Diese verzichten etwa bei der
Kurznummer auf zusätzliche Gebühren, belastet werden den Ratsuchenden
lediglich die normalen Gebühren für gesendete SMS.
Auch arbeiten die Beraterinnen und Berater ehrenamtlich. Zum SMS-Team
gehören 8 Personen, beim Mail-Team sind es 30 - alles ausgebildete
Seelsorger und Seelsorgerinnen. Die Internet- und SMS-Seelsorge wird
dreisprachig in der ganzen Schweiz angeboten.