Weg-Wort vom 29. September 2009-09-29
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem,
was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im
Wasser unter der Erde ist. (Exodus 20:4)
Im Konfirmandenunterricht sprechen wir über Gott und die Bilder, die wir von
ihm in uns tragen. Wir tun dies um uns bewusst zu machen, dass diese im Lauf
der eigenen Entwicklung ändern. Die Jugendlichen erzählen, dass sie früher
dachten Gott sei wie ein guter alter Mann mit einem Bart oder ein
allmächtiger Magier. Manche der Heranwachsenden sind sich unsicher darüber,
wer Gott für sie heute ist oder eben nicht mehr ist.
Persönliche Gotteserfahrungen haben sie noch nicht geprägt; das sind jene
erfüllten Momente im Leben in denen wir uns mit dem Ganzen verbunden
erfahren.
Seit über zehn Jahren sehnt der Mann sich nach jenem süssen Gefühl, das
ihn einst erfüllt hatte. Der Mann erzählte er habe sein ganzes Leben danach
ausgerichtet. Er hat seine Existenz geopfert, um wieder einmal so empfinden
zu können. In den Jahren hat er auf viel verzichtet und weiter gesucht. Doch
all sein Bemühen war umsonst.
Wer meint zu wissen, wo Gott anzutreffen ist oder wie er sich anfühlt, dem
entzieht er sich. Was dann bleibt ist die grosse Leere, die in die
Verzweiflung führen kann. Das Bild, das der Mann sich von Gott gemacht hat,
vergiftet sein ganzes Dasein.
Die Erinnerung an das süsse Gefühl ist ihm zur fixen Vorstellung geworden.
Diese hindert ihn daran, Gott in dem zu erkennen, was ihn heute umgibt.
Gott ist weit mehr als wir uns ausdenken können, weit mehr, als ein süsses
Gefühl. Gott lässt sich nicht in eine Form pressen.
Damit ist nicht leicht zu leben. Jesus gab uns darum mit dem Begriff vom
Vater eine Hilfe für unser Gebet. Er meinte, dass wir uns betend Gott so
vertrauensvoll zuwenden können wie einem guten Vater. Aber Jesus beschränkte
damit Gott nicht auf die Vaterrolle. Als Jude war ihm das Gebot heilig: Du
sollst dir kein Bildnis machen. Diese Ermahnung geht auch an uns Christen.
Denn eine feste Vorstellung von Gott verunmöglicht uns ihm dort zu
begegnen, wo er ist. Gott ist da. Die Frage bleibt; wo sind wir?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
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