Sexueller Missbrauch: In fünf Monaten meldeten sich 104 Opfer
SCHWEIZ
Bei den Opferstellen der Bistümer der katholischen Kirche haben sich in
den ersten fünf Monaten 2010 104 Opfer von 72 Tätern gemeldet. 2009 waren
es 15 Opfer von 14 Tätern gewesen.
RNA/sda
Dies gab Joseph Bonnemain vom Expertengremium «sexuelle Übergriffe in der
Pastoral» am 2. Juni in Einsiedeln bekannt. 80 Prozent der neu gemeldeten
Fälle betraf die Zeit vor 1990. Nur 9 der 2010 gemeldeten Fälle geschahen
nach 1990.
Die Mehrheit der Opfer waren männliche Jugendliche im Alter von 12 bis 16
Jahren, nämlich 61. 101 der 104 Fälle stammten aus der deutschen Schweiz;
in der Westschweiz war das Thema bereits 2008 aktuell (30 Fälle allein im
Bistum Lausanne-Genf-Freiburg).
Missbrauchsverdacht: Reformierte Landeskirche Aargau entbindet Pfarrer von
Amtspflichten
SCHWEIZ
Die Reformierte Landeskirche Aargau hat einen Gemeindepfarrer, der sich
vor Gericht wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs verantworten muss
(siehe RNA vom 31. Mai), vorläufig von seinen Amtspflichten entbunden.
Weitere Entscheide fällt die Landeskirche, wenn das Gerichtsurteil
vorliegt.
sda/comm.
Das eingeleitete Disziplinarverfahren gegen den Pfarrer sage nichts
darüber aus, ob die Vorwürfe berechtigt seien oder nicht, teilte die
Reformierte Landeskirche Aargau in einer Stellungnahme am Dienstag mit. In
ähnlichen Fällen eröffne der Kirchenrat grundsätzlich ein solches
Verfahren. Gleichzeitig gelte aber die Unschuldsvermutung für den
Angeklagten. Wenn das Bezirksgericht Zofingen die Anklagepunkte beurteilt
hat, wird der Kirchenrat auf der Grundlage des Gerichtsurteils die
Auswirkungen auf die pfarramtliche Tätigkeit und die entsprechende
definitive Disziplinarmassnahme oder die Einstellung des Verfahrens
beraten.
Der Betroffene hatte gemäss Landeskirche vor zwei Jahren die Kirchenpflege
der Gemeinde über die Situation informiert. Eine seiner mittlerweile
erwachsenen Töchter habe ihn sexueller Übergriffe beschuldigt. Er habe die
Anschuldigungen als haltlos bezeichnet.
Die Kirchenpflege sei immer im Bild gewesen und habe die Vorwürfe ernst
genommen, hält die Aargauer Kirche fest. Aus der Kirchgemeinde selbst, in
welcher der Pfarrer seit drei Jahren arbeite, habe es keinerlei Hinweise
gegeben, die in eine ähnliche Richtung gedeutet hätten. Die Kirchenpflege
sei aufgrund der vorliegenden Informationen und der guten Amtsführung zur
Überzeugung gekommen, dem Pfarrer ihr Vertrauen auszusprechen. Sie sei
ihrer Pflicht nachgekommen, indem sie beim Umgang des Pfarrers mit
Jugendlichen vorsorglich weitgehende Auflagen erlassen habe. Der Prozess
findet Mitte Juni vor Bezirksgericht Zofingen AG statt.
In Fällen, in denen schwerwiegende und begründete Vorwürfe im Bereich
sexueller Übergriffe gegen eine Pfarrerin oder einen Pfarrer erhoben
werden, eröffnet der Kirchenrat grundsätzlich ein Disziplinarverfahren
gegen den betroffenen Pfarrer oder die Pfarrerin und suspendiert ihn oder
sie vom Dienst, bis die Vorwürfe abgeklärt sind. Gleichzeitig gilt aber
auch die Unschuldsvermutung für den Angeschuldigten. Bis zum Abschluss der
gerichtlichen Abklärungen geht der Kirchenrat von zwei verschiedenen
Möglichkeiten aus: dass die Vorwürfe berechtig sind, aber auch dass sie als
nicht berechtigt beurteilt werden. Deshalb beachtet der Kirchenrat den
Persönlichkeitsschutz der betroffenen Personen, um Vorverurteilungen zu
vermeiden. Gleichzeitig informiert er die Öffentlichkeit so transparent wie
möglich, und er leitet ein Disziplinarverfahren gegen die betroffene Person
ein. Der Kirchenrat wird nach dem Gerichtsurteil Mitte Juni weiter
informieren.
Basel: Muslimin mit Kopftuch auf offener Strasse angegriffen
SCHWEIZ
Eine 29-jährige Muslimin ist in Basel auf offener Strasse attackiert
worden. Eine unbekannte Frau schlug die türkische Staatsangehörige, die
schwarze Kleidung mit Kopftuch trug, ins Genick und beschimpfte sie wegen
ihres Äusseren.
RNA/kipa
Ereignet hatte sich der Vorfall letzten Mittwoch, 26. Mai, beim
Barfüsserplatz. Dies meldete die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) am
Dienstag, 1. Juni. Das Opfer hatte zuvor zusammen mit einer zweijährigen
Tochter und einer Schwägerin ein Tram verlassen. Die Staatsanwaltschaft
geht gemäss einer Mitteilung davon aus, dass die sichtbare
Religionszugehörigkeit des Opfers die Tätlichkeit und die Beschimpfung
auslösten. Sie leitete deshalb ein Verfahren gegen Unbekannt wegen
Tätlichkeit und Rassendiskriminierung ein; Zeugen werden gesucht.
Sieber-Werke spüren Wirtschaftskrise
SCHWEIZ
Die Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) haben ihren Jahres- und
Leistungsbericht sowie die Rechnung 2009 publiziert. Fazit: Das
Spendenvolumen blieb gleich, die Leistung musste erhöht werden.
RNA/comm.
Die gefestigten betriebswirtschaftlichen Grundlagen der Sozialwerke
Pfarrer Sieber (SWS) hätten sich in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten
bewährt. So heisst es in einer Pressemitteilung anlässlich der Publikation
des Jahresberichts und der Rechung 2009. Der Spendeneingang hielt sich
ungefähr auf der Höhe des Vorjahres, allerdings mussten die SWS ihre
Leistungen nochmals markant erhöhen, dies angesichts der immer grösser
werdenden Zahl von Menschen, die aufgrund der Wirtschaftskrise in Not
geraten sind. Als Schwerpunkte im Berichtsjahr werden laut einer
Medienmitteilung der Standortwechsel der Auffangeinrichtung Ur-Dörfli nach
Pfäffikon ZH, die Pläne zum Ausbau und zur Erweiterung des Fachspitals
Sune-Egge sowie der provisorische Betrieb einer kantonalen Notschlafstelle
behandelt.
Jahres- und Leistungsbericht sowie die Jahresrechnung der SWS für das
vergangene Jahr 2009 können ab sofort im PDF-Format auf der Website
www.swsieber.ch eingesehen und heruntergeladen werden.
SEA: Vorbereitungen zum Christustag laufen auf Hochtouren
SCHWEIZ
Am Freitag, 28. Mai haben sich 80 Delegierte der Schweizerischen
Evangelischen Allianz (SEA) in der Minoritätsgemeinde in Aarau versammelt.
Freikirchenleiter Johannes Wirth berichtete über Diakonie und
Evangelisation.
RNA/comm.
Er appellierte, den Dienst am Menschen nicht für die Evangelisation zu
missbrauchen. Er forderte auf, aus Liebe zu handeln, wenn man die Not
sieht. Beispielsweise bot er mit seiner Freikirche in Winterthur während
der Aschenwolke ungefähr 70 am Flughafen festsitzenden Personen spontan
eine Unterkunft an.
Auch in den lokalen Zusammenschlüssen von Kirchen, den Sektionen, wird
laut einer Medienmitteilung der Allianzgedanke gelebt. Die Sektion
Adelboden beispielsweise mietete über Ostern das Kino im Dorf und nutzte
den Dorfplatz, um den Adelbodner die Kreuzigung von Jesus näher zu bringen.
Vier Tage lang wurden Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
geboten.
Die Arbeitsgemeinschaft für Jugend schaltete dieses Jahr die Webseite
www.stop-jugendgewalt.ch auf. Die Internetseite thematisiert Jugendgewalt
aus der Sicht christlich-biblischer Werte und bietet praktische Hilfen für
Betroffene und Jugendleiter.
Gegenwärtig laufen die letzten Vorbereitungen zum Christustag, an dem sich
am 13. Juni rund 30'000 Christen im Stade de Suisse treffen werden.
Die SEA besteht gesamtschweizerisch zurzeit aus 77 lokalen Sektionen mit
rund 550 Gemeinden und 150 christlichen Organisationen. Die Basis der SEA
wird auf rund 250’000 Personen geschätzt. Sie ist eine von weltweit 127
nationalen Evangelischen Allianzen mit schätzungsweise 420 Millionen
Gleichgesinnten. Kürzlich schaltete die SEA ihre neue Internetpräsenz auf.
Sie bietet übersichtliche Informationen und News aus dem evangelischen
Umfeld in der Schweiz. www.each.ch