Lutheraner: Palästinensischer Bischof neu an der Spitze
WELT
Munib A. Younan, Bischof der Evangelisch-Lutheranischen Kirche in
Jordanien und im Heiligen Land, ist am Samstag von der Vollversammlung des
Lutherischen Weltbundes (LWB) in Stuttgart zum neuen Präsidenten gewählt
worden. Er tritt die Nachfolge des amerikanischen Bischofs Mark Hanson an,
der den LWB seit 2003 leitet.
RNA/comm.
Younan, der als einziger Kandidat antrat, erhielt 300 Stimmen, 23
Delegierte stimmten nein zu seiner Wahl, 37 enthielten sich der Stimme. Der
in Jerusalem geborene, 59-jährige Younan gilt als Kämpfer für die Rechte
der Palästinenser, er engagiert sich aber auch im interreligiösen Dialog.
Er ist zum Beispiel Mitbegründer des Rats Religiöser Institutionen des
Heiligen Landes.
Lutheraner: Bitte um Vergebung an die Mennoniten
WELT
Mit einem einstimmig gefassten Schuldbekenntnis haben die Delegierten der
elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Donnerstag in
Stuttgart mennonitische Christinnen und Christen um Vergebung für frühere
Verfolgungen gebeten. In einem historischen Akt kam es im Anschluss zur
Versöhnung des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der Mennonitischen
Weltkonferenz.
RNA/comm.
In der verabschiedeten Erklärung heisst es, der LWB empfinde «tiefes
Bedauern und Schmerz über die Verfolgung der Täufer durch lutherische
Obrigkeiten und besonders darüber, dass lutherische Reformatoren diese
Verfolgung theologisch unterstützt haben». In der Erklärung heisst es
weiter: «Im Vertrauen auf Gott, der in Jesus Christus die Welt mit sich
versöhnte, bitten wir deshalb Gott und unsere mennonitischen Schwestern und
Brüder um Vergebung für das Leiden, das unsere Vorfahren im 16. Jahrhundert
den Täufern zugefügt haben, für das Vergessen oder Ignorieren dieser
Verfolgung in den folgenden Jahrhunderten und für alle unzutreffenden,
irreführenden und verletzenden Darstellungen der Täufer und Mennoniten, die
lutherische Autoreninnen und Autoren bis heute in wissenschaftlicher oder
nichtwissenschaftlicher Form verbreitet haben.»
Der historische Hintergrund der Erklärung der LWB-Vollversammlung ist,
dass auf Grund theologischer Argumente etwa von Martin Luther und Philipp
Melanchthon sogenannte Anabaptisten im 16. Jahrhundert brutal verfolgt und
im Einzelfall auch hingerichtet worden sind. Sie werden von den heutigen
Menonniten als geistliche Vorfahren angesehen.
LWB-Präsident Bischof Mark S. Hanson sprach in Stuttgart von einem
beispiellosen Schritt der Wiedergutmachung. Allerdings haben etwa Schweizer
reformierte Kirchen schon seit einigen Jahrzehnten immer wieder
versöhnliche Kontakte mit den Mennoniten gepflegt. Dazu gehörten auch
Bitten um Vergebung.
Alliance Sud: «Seilziehen geht weiter»
SCHWEIZ
Der Jahresbericht 2009 von Alliance Sud, der entwicklungspolitischen
Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke Swissaid, Fastenopfer, Brot für alle,
Helvetas, Caritas und Heks, erinnert an diverse Krisen auf der Welt. Die
Rechnung schliesst mit einem Defizit von rund 148’000 Franken.
RNA
«Das Berichtsjahr stand im Zeichen der Krisen – der Finanz- und
Wirtschaftskrise, der Ernährungs- und der Klimakrise –, deren Folgen arme
Länder einmal mehr am härtesten treffen», heisst es im Jahresbericht. Zur
Bewältigung des Klimawandels, der weitaus grössten Bedrohung für die
Weltgemeinschaft, seien die Industrieländer, unterstützt durch einige
Schwellenländer, am Uno-Gipfel in Kopenhagen nicht bereit gewesen,
weitergehende Verpflichtungen einzugehen. Während auf internationaler Ebene
Stillstand herrsche, ginge auf innenpolitischer Ebene das Tauziehen in den
Debatten um die Revision des CO2-Gesetzes weiter.
Finanzpolitische Ängste hätten auch das Seilziehen um die Erhöhung des
öffentlichen Entwicklungshilfebudgets geprägt. Noch im Herbst erteilte der
Bundesrat dem Parlamentsauftrag nach einem Zusatzkredit eine Absage.
Finanzielle Gründe würden es nicht erlauben, die schweizerische
Entwicklungszusammenarbeit bis 2015 schrittweise auf 0,5 % des
Bruttonationaleinkommens zu erhöhen. Doch die Räte blieben standhaft. Im
Juni dieses Jahres entschied der Bundesrat, dem Parlament die
Zusatzbotschaft noch 2010 vorzulegen. Das ist nicht zuletzt der Petition
«0,7 % – Gemeinsam gegen Armut» zu verdanken, die 2008 mit über 200‘000
Unterschriften eingereicht werden konnte.
Die Rechnung mit einem Gesamtvolumen von 1,382 Millionen Franken schliesst
mit einem Gesamtverlust von rund 148'000 Franken. Er liegt tiefer als das
budgetierte Defizit von 191'000 Franken. Das verfügbare Kapital beträgt
1,268 Millionen Franken. «Bei der Steigerung der Mittel ist eine erste
Hürde genommen», heisst es im Begleitbrief zum Jahresbericht. Dass diese
Mittel vermehrt in soziale öffentliche Güter fliessen, wie es die
Millenniumsentwicklungsziele verlangen, sei einer der Schwerpunkte, welche
Alliance Sud im laufenden Jahr verfolgt.
Lutheranerführer: Zu wenig Fortschritt bei Frauenordination
WELT
Ishmael Noko, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), hat am
Mittwoch vor der LWB-Vollversammlung Kritik am fehlenden Willen mancher
Mitgliedkirchen geübt, Frauen zu ordinieren. Vor allem Kirchen in Osteuropa
und Afrika lehnen die Ordination von Frauen ab.
RNA/comm.
«Gleichberechtigte Teilhabe an der Mission Gottes ist das Markenzeichen
einer inklusiven Gemeinschaft», sagte Noko an der Versammlung, die vom 20.
bis 27. Juli in Stuttgart stattfindet. Mitgliedkirchen seien darum
nachdrücklich aufgefordert worden, Schritte im Blick auf die Ordination von
Frauen zu unternehmen und für eine Politik der Gleichstellung zu sorgen. Es
sei jedoch festzustellen, dass die Kirchen selbst bei Beschlüssen der
Vollversammlung oder des Rates, die viel Unterstützung gefunden hätten,
nachher nicht sehr aktiv geworden seien.
Lutheraner-Weltkongress eröffnet
WELT
Am Dienstag hat in Stuttgart die elfte Vollversammlung des Lutherischen
Weltbundes (LWB) begonnen. Bis am 27. Juli beschäftigen sich 418 Delegierte
aus den 140 Mitgliedkirchen mit dem Thema «Unser täglisches Brot gib uns
heute».
RNA/comm.
Der LWB-Präsident Mark S. Hanson warnte in seiner Predigt am
Eröffnungsgottesdienst vor einer Flucht in private Rückzugsräume. Und der
deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble rief im Anschluss an den
Gottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche zu einer Reform der
Wirtschafts- und Finanzsysteme auf. «Glaube und Politik können nie zwei
komplett voneinander getrennte Dinge sein», betonte der protestantische
Politiker. Politik werde gemacht von Menschen für Menschen – und diese
Menschen existierten nicht in einem Vakuum. Religion sei eine der grössten
Kräfte, die das Leben des Individuums bestimme. Deshalb sei es eine grosse
Herausforderung für moderne demokratische Länder, dass die Einsichten, die
man durch den Glauben erlange, in den politischen Entscheidungsprozess
Eingang fänden.
Syrien: Gesichtsschleier-Verbot an Unis
WELT
In Syrien dürfen Frauen mit Gesichtsschleier vom kommenden Semester an
nicht mehr studieren. Das beschloss Hochschulminister Ghiath Barakat laut
einem Bericht der Nachrichtenwebsite Syria News vom Sonntag.
RNA/sda
Das Schleierverbot soll für staatliche und private Universitäten gelten.
Der Minister habe erklärt, der Gesichtsschleier entspreche nicht den
«akademischen Gepflogenheiten». Ausserdem müssten die Studenten vor
«radikalen Gebräuchen» geschützt werden. Das Verbot bezieht sich nur auf
den Gesichtsschleier. Das Tragen von Kopftüchern bleibt erlaubt.
Debatte um Burka-Verbot erreicht Grossbritannien
WELT
Die in mehreren europäischen Ländern geführte Debatte um ein Verbot der
Vollverschleierung muslimischer Frauen hat nun auch die Politik in
Grossbritannien erreicht. Ein Abgeordneter der Konservativen brachte einen
entsprechenden Gesetzentwurf im Unterhaus ein.
RNA/sda
Der Entwurf des Tory-Politikers Philipp Hollobone, der im Dezember
behandelt werden soll, hat aber kaum Chancen auf eine Mehrheit. Die meisten
Abgeordneten und die Regierungskoalition aus Konservativen und
Liberaldemokraten lehnen ein Verbot der Vollverschleierung ab.
Einwanderungsminister Damian Green sagte der Zeitung «Sunday Telegraph»,
ein Burka-Verbot in Grossbritannien sei «sehr unwahrscheinlich».
Grossbritannien habe eine «tolerante und sich gegenseitig respektierende
Gesellschaft».
Hollobone kritisierte dagegen, die Politik stelle sich mit ihrer Ablehnung
gegen die öffentliche Meinung. Laut einer aktuellen Umfrage befürworten
zwei von drei Briten ein Burka-Verbot nach dem Vorbild Frankreichs. In
Grossbritannien leben nach Angaben des britischen Rats der Muslime mehr als
2,5 Millionen Muslime. Weniger als ein Prozent tragen einen
Ganzkörperschleier. Die französische Nationalversammlung hatte am Dienstag
mit grosser Mehrheit das Tragen von Ganzkörperschleiern verboten. Im
September stimmt der französische Senat über das Gesetz ab, das im
kommenden Jahr in Kraft treten soll.
Erstmalig in Europa hatte das belgische Parlament im April ein Verbot des
Ganzkörperschleiers in der Öffentlichkeit verabschiedet. In anderen Ländern
wie Spanien, den Niederlanden und der Schweiz wird darüber debattiert.
SCHWEIZ
Einen Solidaritätsbeitrag entrichten sollen im Kanton Zug künftig Eltern,
die ihre konfessionslosen Kinder in den reformierten Religionsunterricht
schicken. Die reformierte Kirche im Kanton Zug startet nach den
Sommerferien eine entsprechende Versuchsphase.
RNA/kipa
Der Solidaritätsbeitrag, über dessen Höhe die Eltern selber entscheiden
können, soll zwischen 100 und 400 Franken pro Familie und Jahr betragen;
Ausnahmen aufgrund der finanziellen Situation sollen möglich sein. Die
reformierte Kirche reagiere damit auf die zunehmende Tendenz, dass immer
mehr konfessionslose Kinder den Religionsunterricht besuchen, sagte die
zuständige Kirchenrätin Susan Staub gegenüber der «Zentralschweiz am
Sonntag» vom 18. Juli. Mit dem Solidaritätsbeitrag wolle man «einfach
bewusst machen, dass es die Kirche ist, die den Religionsunterricht
finanziert, und eine Gleichheit zu unseren zahlenden Mitgliedern schaffen.»
Die Beitragszahlenden sollen selber entscheiden können, wofür das Geld
verwendet wird. Die reformierte Kirche macht drei Vorschläge: Der
Solidaritätsbeitrag kann einer gemeinnützigen Institution zukommen, welche
von der reformierten Kirche unterstützt wird, an die freiwillige Fürsorge
der Reformierten gehen oder in die Kirchenkasse einbezahlt werden.
Den generellen Umgang mit den Leistungen an Nichtmitglieder gesetzlich
geregelt hat seit Mai 2010 die reformierte Kirche im Kanton Luzern. Der
Solidaritätsbeitrag für den Religionsunterricht soll ebenfalls zwischen 100
und 400 Franken jährlich betragen. Die bisherigen Reaktionen seien positiv,
denn viele Eltern seien froh, dass die Situation rechtlich geklärt sei.
Sowohl im Kanton Zug wie im Kanton Luzern gibt es auch in der katholischen
Kirche die Tendenz, dass der Religionsunterricht von mehr konfessionslosen
Kindern besucht wird. Derzeit seien jedoch keine Kostenbeteiligungen der
Eltern geplant, hiess es dazu. Vielfach handle es sich dabei um Kinder,
welche die Erstkommunion mitmachen möchten und deshalb auf die Taufe
vorbereitet würden.
Zürich: Homosexuelle wehren sich gegen Gottesdienst-Verbot
SCHWEIZ
Mit Empörung haben die Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich (HAZ) auf eine
Anordnung des Bischofsrats des Bistums Chur reagiert. Dieser hat die
katholische Mitwirkung an den ökumenischen Pride-Gottesdiensten für Lesben,
Schwule, Bi- und Transsexuelle verboten.
RNA/sda
Die HAZ fordern den Churer Bischof Vitus Huonder auf, den Entscheid zu
widerrufen, wie sie in einer Mitteilung vom 16. Juli schreiben. Ausserdem
müsse er sich für «diese offene Ausgrenzung» entschuldigen. Die
Gottesdienste finden seit einigen Jahren am Zürcher Pride-Festival statt.
Die katholische Kirche im Kanton Zürich hatte die Gottesdienste sowohl
finanziell als auch ideell unterstützt. Er sei «masslos enttäuscht über
diese Entscheidung», sagte Benno Schnüriger, Präsident des Synodalrats der
katholischen Kirche im Kanton Zürich, auf Anfrage der Nachrichtenagentur
SDA.
Der Entscheid von Bischof Huonder entspreche nicht der Haltung der
katholischen Kirche in Zürich. Erst vor kurzem habe der Synodalrat 1500
Franken für den Gottesdienst beschlossen. Der Pastoralplan sehe
ausdrücklich «spezielle Seelsorgeangebote für Homosexuelle» vor.
Das Thema werde in der nächsten Sitzung vom 30. August mit Weihbischof
Marian Eleganti besprochen. Man werde versuchen, den Entscheid rückgängig
zu machen, betonte Schnüriger.
Auch der HAZ zeigte sich über die plötzliche Einmischung aus Chur
irritiert. Der Bischofsrat und Bischof Vitus Huonder griffen damit die
bisherige offene Praxis in Zürich an und machten sich «mit mittelalterlich
anmutenden Ansichten für die Ausgrenzung eines grossen Teils der
Bevölkerung stark», heisst es in der Mitteilung des HAZ. Absurd sei, dass
gerade dasjenige weltweit tätige Unternehmen mit dem höchsten
Homosexuellen-Anteil an der Belegschaft zum Mittel der Diskriminierung
greife.
Kurt Koch: «Den Reformierten nicht das Papsttum aufdrängen»
SCHWEIZ/WELT
Kurt Koch, seit 1. Juli Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der
Einheit der Christen, bekräftigt das Bekenntnis der katholischen Kirche zur
Ökumene. Die Ökumene bleibe eine Existenzfrage für die Kirche.
RNA/sda
Die Einheit der Christen sei vital für die Glaubwürdigkeit der Kirche in
der heutigen Welt, sagte Koch in einem Interview mit der «Neuen Zürcher
Zeitung» vom 16. Juli. Die Verkündigung des Evangeliums leide darunter,
wenn die Christen nicht mit einer Stimme sprechen könnten.
Er spüre bei vielen Menschen, dass sie auf Einheit drängten, sagte Koch.
Auf der anderen Seite aber sei das Ziel der Ökumene immer mehr aus dem
Blick geraten. Das hänge damit zusammen, dass jede Kirche ihre eigene Lehre
von der Kirche und ihrer Einheit habe.
«Deshalb bin ich überzeugt, dass wir uns gegenseitig mehr über das
Kirchenverständnis unterhalten müssen, damit wir wieder eine gemeinsame
Vision von der Einheit der Kirche bekommen», sagte der ehemalige Bischof
von Basel weiter.
Es gehe darum, Gemeinsamkeiten zu suchen. Die katholische Kirche dürfe den
Reformierten nicht das Papsttum aufdrängen. Auf der anderen Seite erwarte
er dann aber auch von den Reformierten, dass sie die Katholiken nicht zum
gemeinsamen Empfang des Abendmahls (Interkommunion) und zur gemeinsamen
Gottesdienst-Feier durch Geistliche verschiedener Religionen
(Interzelebration) dränge.
«Die Einheit der Kirche bedeutet, dass wir eine Kirche sind und trotzdem
Kirchen bleiben, in ihren verschiedenen konfessionellen Identitäten», sagte
Koch. Der Hauptakzent seiner Arbeit liege auf der Begegnung. Die Ökumene
komme mit Papieren allein nicht vorwärts.
Bei den Beziehungen zu den Juden werde er auf den Bemühungen seines
Vorgängers, Kardinal Kaspar, aufbauen können. Unter den Ersten, die sich
bei ihm in Rom nach der Ernennung zum Präsidenten des Einheitsrats gemeldet
hätten, seien Juden gewesen – unter ihnen auch der Botschafter Israels.
Längst beigelegt seien die Irritationen der Juden über die Wiederzulassung
traditionalistischer Bischöfe zu den Sakramenten und die Leugnung des
Holocausts durch einen ihrer Anhänger. Der Papst habe in einem Brief und in
verschiedenen Ansprachen die besondere Tragik des Holocaust betont – und
dass es keine Relativierung geben dürfe.