Argentinien erlaubt Homo-Ehe
WELT
Historischer Sieg für Homosexuelle: Als erstes Land Lateinamerikas hat
Argentinien die Homo-Ehe erlaubt. Nach einer 15-stündigen, heftigen Debatte
gab der Senat grünes Licht. Vor allem konservative und katholische
Organisation waren gegen die Homo-Ehe Sturm gelaufen.
RNA/sda
Der Entscheid im Senat fiel am Donnerstag mit 33 zu 27 Stimmen
entsprechend knapp aus, wie die französische Nachrichtenagentur AFP
meldete. Das Gesetz war von der Mitte-Links-Regierung von Präsidentin
Cristina Kirchner unterstützt worden. Der Fraktionschef der
Regierungspartei, Miguel Pichetto, feierte die gewonnene Abstimmung als
«historisch». Es sei das erste Mal, dass in Argentinien ein Gesetz zum
Schutz einer Minderheit erlassen worden sei. Der Senat hatte zwei
Sitzungstage lang über die Homo-Ehe gestritten.
Mit dem neuen Gesetz wird das Zivilgesetzbuch des Landes abgeändert. Die
bisherige Formulierung «Mann und Frau» wird durch den Begriff
«Vertragspartner» durchgehend ersetzt. Damit können schwule und lesbische
Ehepaar auch Kinder adoptieren. Sie haben auch Anspruch auf eine gleiche
Behandlung wie heterosexuelle Paare bei der Sozialhilfe, Zuschüssen oder
Urlauben aus familiären Gründen. Das Abgeordnetenhaus hatte der Reform
bereits Anfang Mai zugestimmt.
Im Vorfeld der Abstimmung im Senat waren in Buenos Aires zehntausende
Menschen auf die Strasse gegangen. Zu den Protesten hatte die katholische
Kirche aufgerufen. In Argentinien sind rund 90 Prozent der Einwohner
katholisch. Die Kirche nutzte ihre Position um Druck auf die Abgeordneteten
zu machen. Der Erzbischof der argentinischen Hauptstadt, Jorge Bergoglio,
erklärte in einer Botschaft, die an der Demonstration vor der Menge
verlesen wurde, eine Ehe zwischen Mann und Frau sei «der einzige natürliche
Weg der Nachwuchszeugung». Staatschefin Kirchner wiederum sagte, die
Argumente der Kirche gegen gleichberechtigte Homo-Ehen führten zurück in
die «Inquisition».
Uno-Sonderberichterstatter fordert mehr religiöse Gleichbehandlung
WELT
Der Uno-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt,
hat eine mangelnde Gleichbehandlung der Religionen in Europa kritisiert. Es
gebe ein deutliches Gefälle zwischen Mehrheits- und Minderheitsreligionen.
RNA/kipa
In Griechenland sei beispielsweise die griechisch-orthodoxe Kirche von der
Verfassung derart bevorzugt, dass die Missionstätigkeit anderer Gruppen
verboten sei, sagte Bielefeldt in einem am Mittwoch, 14. Juli, vorab
veröffentlichten Interview der mitteldeutschen Kirchenzeitung «Glaube und
Heimat». Ebenfalls warnte er davor, dass «populistische Politiker, oft aus
Oppositionsparteien, gegen religiöse Minderheiten hetzen», wie etwa im Fall
der islamfeindlichen Partei des Niederländers Geert Wilders. Hier sei es
die Aufgabe des Staates, das Menschenrecht auf freie Religionsausübung vor
Angriffen zu schützen. Insgesamt bewertete Bielefeldt das Engagement für
Religionsfreiheit als einen Einsatz für den Frieden.
Kapuzinerkloster Appenzell wird geschlossen
SCHWEIZ
Das Kapuzinerkloster in Appenzell wird im Herbst 2011 seine Tore
schliessen. Das habe das Kapitel der Schweizer Kapuzinerprovinz
beschlossen, teilte die Innerrhoder Standeskommission (Regierung) am
Mittwoch mit. Das Kloster geht dann unentgeltlich an den Kanton über.
RNA/sda
Gegenwärtig leben noch zehn Brüder im Kapuzinerkloster in Appenzell, wie
Guardian Hans Portmann auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA sagte. «Sie
werden Platz finden in anderen Kapuzinergemeinschaften in der Schweiz»,
sagt er. Der Entscheid des Kapitels, das Kapuzinerkloster in Appenzell zu
schliessen, sei für die Bruderschaft nicht überraschend gekommen. Die
Standeskomission hat nun beschlossen, einen Regierungsausschuss
einzusetzen, der sich vertieft mit der Frage der künftigen Verwendung des
Grundstücks und des Klosters auseinandersetzen soll. Das Kapuzinerkloster
Appenzell war im Jahr 1578 gegründet worden.
«jenseits» – ein Treffpunkt der katholischen Kirche für junge Erwachsene
im Eisenbahn-Viadukt
SCHWEIZ
«jenseits», ein Pilotprojekt der katholischen Kirche im Kanton Zürich, ist
in den beiden Viaduktbögen 11 und 12 im Kreis 5 der Stadt Zürich gestartet.
Der Treffpunkt für primär junge Erwachsene biete als offenes «Wohnzimmer»
einen Raum jenseits des hektischen Alltags, heisst es in einer
Medienmitteilung vom 14. Juli. «jenseits» sei Ausdruck einer Geh-hin-Kirche
zu jungen, suchenden Menschen, die mit religiösen und kulturellen Angeboten
zum Sinnieren einlade.
RNA
«jenseits» wolle selbstironisch einen Raum jenseits von Konsum, Stress und
Alltag bezeichnen und sei doch mittendrin im pulsierenden Stadtleben von
Zürich-West, heisst es in der Mitteilung. Der Bogen 11 des SBB-Viadukts
präsentiere sich als offenes Wohnzimmer und Begegnungsort für junge und
andere Leute. Im Angebot seien Konzerte und Kurse mit Werkstattcharakter.
Der zweite Bogen, die Nummer 12, ist ein vier Meter hoher Sakralraum, der
Rückzugsort und zugleich Bühne für Konzerte, Ausstellungen und
Gottesdienste sei. Hier seien fünf liturgische Gegenstände – Kreuz/Altar,
Ambo, Osterkerze, Taufschale und Kerzenburg – zu finden, welche in
Kooperation mit der Zürcher Hochschule der Künste entworfen und konzipiert
wurden.
Das Projekt der katholischen Kirche im Kanton Zürich war 2006 gestartet
und hat nach Zwischenhalten in der Pfarrei St. Felix und Regula und an der
Cramerstrasse nun in den Viaduktbögen 11 und 12 seinen dritten Standort
gefunden. Es wird finanziell von Körperschaft und Stadtverband getragen,
die für das sechsjährige Pilotprojekt bis Mitte 2012 knapp 3 Millionen
Franken zur Verfügung stellen. Zusätzlich bewilligte die Synode für die
beiden Viaduktbögen einen Baukredit in der Höhe von 840000 Franken. Den
Betrieb garantiert ein junges Team um den Leiter Peter Kubikowski mit
insgesamt 310 Stellenprozenten.
Zürich: Erstmals mehr Konfessionslose als Reformierte
SCHWEIZ
Erstmals macht in der Zürcher Bevölkerung die Gruppe jener Personen, die
keiner Landeskirche angehören, den grössten Teil aus. Dies geht aus den
aktuellen Zahlen des Statistischen Amts des Kantons Zürich hervor.
RNA/kipa
Laut kantonaler Bevölkerungserhebung 2009 zählte die
evangelisch-reformierte Landeskirche Ende 2009 mit 476’800 Mitgliedern –
rund 3’900 weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2000 zählte die Landeskirche
noch rund 509’200 Mitglieder. Damit sank der Anteil der Reformierten an der
Gesamtbevölkerung des Kantons von 36,2 auf 35,5 Prozent. Die Zahl der
Konfessionslosen stieg im Jahr 2009 deutlich auf 478’500 an (2008:
457’600). Sie ist mit einem Anteil von 35,6 Prozent an der
Gesamtbevölkerung erstmals stärker als die Gruppe der Reformierten. Die
Mitgliederzahl der dritten Landeskirche, der Christkatholiken, ist mit rund
1’700 stabil geblieben. Die Zahl der Katholiken blieb mit einem leichten
Plus auf 387’000 stabil; der Anteil an der Gesamtbevölkerung sank im selben
Zeitraum von 29,2 auf 28,8 Prozent. Insgesamt lebten in Zürich Ende 2009
knapp 1,35 Millionen Menschen (2000: 1,21 Millionen).
Sowohl Katholiken als Reformierte haben laut Statistik bei niedrigen Neu-
oder Wiedereintritten hohe Austrittszahlen zu beklagen. Aus der
reformierten Landeskirche traten im letzten Jahr 3’360 Personen aus, was
einer Steigerung von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die
Austrittszahlen in der katholischen Landeskirche haben eine Steigerung von
52 Prozent auf 3.864 ausgetretene Personen zu verzeichnen (2008: 2’542). In
die Kirche eingetreten sind 112 (katholische Landeskirche) respektive 376
Personen (reformierte Landeskirche). Laut Statistik ist die vergleichsweise
stabile Mitgliederzahl der katholischen Landeskirche vor allem auf
Zuwanderung aus dem Ausland und Geburtenüberschuss zurückzuführen, während
bei den Reformierten mehr Sterbefälle und Wegzüge als Geburten und Zuzüge
zu verzeichnen waren.
Deza und Seco sehen gute Resultate in Entwicklungszusammenarbeit
SCHWEIZ
Vermehrter Zugang zu Trinkwasser oder eine tiefere Kindersterblichkeit –
die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit zeigt Wirkung. Dies halten die
Direktion für internationale Zusammenarbeit (Deza) und das
Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) im Jahresbericht fest.
RNA/sda
Dank Schweizer Unterstützung hätten in den letzten fünf Jahren 370'000
Menschen den Zugang zu Trinkwasser erhalten, heisst es in dem am Montag
publizierten Jahresbericht 2009 über die Internationale Zusammenarbeit der
Schweiz. Die Kindersterblichkeit in Tansania, wo sich die Schweiz im
Gesundheitswesen engagiert, sei in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent
gesunken. Als Erfolgsrezept betrachten Deza und Seco unter anderem die
langfristige Kontinuität in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit und
der systematische Einbezug der lokalen Bevölkerung bei der Ausgestaltung
der Programme. 2009 gab die Schweiz 0,47 Prozent des
Bruttonationaleinkommen für öffentliche Entwicklungshilfe aus. Damit liegt
sie im Mittelfeld der OECD-Länder, aber unter der Uno-Empfehlung von 0,7
Prozent.
Katholiken noch immer von britischer Thronfolge ausgeschlossen
WELT
Die Ankündigung der neuen britischen Regierung, Katholiken auch weiter von
der Thronfolge auszuschliessen, stösst auf scharfe Kritik katholischer
Bischöfe.
RNA/kipa
Katholiken sowie mit «Papisten» Verheiratete sind automatisch von der
britischen Thronfolge ausgeschlossen. So will es ein Gesetz von 1701, dem
sogenannten «Act of Settlement». Premierminister David Camerons Vorgänger
von der Labour-Party, Gordon Brown, habe dieses Gesetz ebenso infrage
gestellt wie den Vorrang von Männern vor Frauen in der Thronfolge. Wie die
britische Presse weiter berichtete, verfolgt der konservative
Regierungschef Cameron entsprechende Reformpläne der Vorgängerregierung
zugunsten der Katholiken nicht weiter. «Es ist ironisch, dass jene beiden
Koalitionsparteien, die sich selbst als Vorkämpfer der Gleichberechtigung
darstellen, ihre Ära ausgerechnet mit der klaren Botschaft an die
Katholiken beginnen, dass sie die Ausnahme sein werden», sagte der
Vorsitzende der Schottischen Bischofskonferenz, Kardinal Keith O’Brien, in
Edinburgh. Und Bischof Joseph Devine von Motherwell erklärte: «Wenn ein
Monarch einen Scientologen, einen Muslim, Buddhisten, Moon-Anhänger und
sogar einen Satanisten heiraten darf, nicht aber einen Katholiken, dann
läuft hier irgendwas ziemlich falsch.» Kaum zwei Monate nach seiner
Regierungsübernahme zeige Premierminister David Cameron bereits deutliche
Zeichen einer «Arroganz der Macht», so Devine.
Den Berichten zufolge signalisierte der neue Vizepremier Nick Clegg von
den Liberaldemokraten, dass die Gespräche über die Reform mit den
Commonwealth-Staaten abgeschlossen seien und die Koalition kein Interesse
daran habe, die Idee weiterzuführen. Die Aufhebung des «Act of Settlement»
ist ein lange verfochtenes Anliegen der katholischen Kirche. Für eine
Änderung ist die Zustimmung des Parlaments und der Commonwealth-Staaten
nötig, denen das britische Staatsoberhaupt ebenfalls vorsteht.
Vatikan-Finanzen prekärer
WELT
Der Heilige Stuhl hat zum dritten Mal in Folge ein Haushaltsdefizit
verzeichnet. Laut Radio Vatikan standen sich für das Jahr 2009 Einnahmen
von 250 und Ausgaben von 254 Millionen Euro gegenüber.
RNA
Das Defizit von 4,1 Millionen Euro ist ungewöhnlich für den Vatikan. 2008
lag es noch bei 0,9 Millionen Euro. Es erstaunt umso mehr, als die
finanziellen Zuwendungen der Katholiken für die Arbeit des Papstes, der so
genannte Peterspfennig, zwischen 2008 und 2009 von 60 auf 65 Millionen Euro
angestiegen sind und auch andere Einnahmen nicht zurückgingen. Vielmehr
sind gesteigerte Ausgaben vor allem für päpstlichen Ministerien und
Kommunikationsmittel für das Loch verantwortlich.
«Verschlossene Auster» für katholische Kirche
WELT
Der Kritik-Preis der deutschen Journalistenvereinigung «netzwerk
recherche» (nr) für den «Informationsblockierer des Jahres» geht 2010 an
die römisch-katholische Kirche für ihren Umgang mit den
Missbrauchskandalen. Stellvertretend für die Kirche nahm Matthias Kopp,
Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, die «Verschlossene Auster» in
Hamburg entgegen.
RNA/apd
«Es wurde vertuscht, verleugnet und verheimlicht», heisst es in einer
Pressemitteilung vom Sonntag. «Die Deutschen Bischöfe geben bei der
Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nur die Tatsachen zu, die sich nicht mehr
leugnen lassen. Die katholische Kirche respektiert den Anspruch der
Öffentlichkeit auf frühzeitige und vollständige Information nicht und
widerspricht damit ihren eigenen Werte-Postulaten nach Wahrhaftigkeit und
Ehrlichkeit.»
Jahrzehntelang sei geschwiegen worden. Pädophile Pfarrer seien trotz
bekannter Fälle sexuellen Missbrauchs immer wieder geschützt worden. Die
Täter hätten nicht nur die Körper und Seelen ihrer Opfer, sondern auch ihre
Machtpositionen missbraucht. Den Aussagen der missbrauchten Opfer sei
weniger Glauben geschenkt worden als den Priestern. Die Täter, die als
Pfarrer autoritäre Instanzen seien, hätten auf diese Weise ein
Schweigekartell errichten können, das von der Kirche geduldet wurde.
Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, nahm den
Preis ausdrücklich an. Er räumte ein, dass die Kirche «Kommunikationsfehler
gemacht» und sich «zu lange schützend vor die Täter gestellt» habe: «Wir
haben mit einem falsch verstanden Täterschutz Fehler gemacht und können
jetzt nicht zum 'Business as usual' zurückkehren.»
Zürichsee-Urnen beigesetzt
SCHWEIZ
Die insgesamt 67 Bestattungsurnen und zahlreichen Urnenfragmente, die am
18. April im Zürichsee vor Küsnacht gefunden wurden, sind laut
Medienmitteilung des Kantons Zürich letzte Woche in einem anonymen Grab auf
dem Friedhof Hinderriet in Küsnacht beigesetzt worden.
RNA/comm.
Dies, nachdem die Staatsanwaltschaft die Urnen freigegeben hat. Die
Beisetzung fand im Rahmen einer schlichten überkonfessionellen Feier im
Beisein von Regierungsrat Markus Kägi statt. Die Baudirektion habe sich für
die Bestattung in einem anonymen Grab entschieden, nachdem klar gewesen
sei, dass die Identität der Verstorbenen nicht mehr zu eruieren war, steht
in der Medienmitteilung. Deren letzter Wille oder derjenige der Angehörigen
konnte somit nicht in Betracht gezogen werden. Die Bestattung solle den
Verstorbenen eine würdige letzte Ruhestätte gewähren.
Laut «Neue Zürcher Zeitung» vom 20. April hatte vermutlich die
Sterbehilfeorganisation Dignitas jene 35 Urnen im Wasser versenkt. Darauf
deute das Dokument einer Seebestattung aus dem Jahr 2003 hin.