Infosekta: 2009 mehr Anfragen zum Heiligen Geist
SCHWEIZ
Die Zürcher Fachstelle für Sektenfragen Infosekta verzeichnete 2009 eine
Zunahme der Anfragen zu Gemeinschaften mit christlichem Hintergrund. 2008
betrafen 32 Prozent der Anfragen christliche Gemeinschaften, 2009 waren es
44 Prozent, schreibt Infosekta im Jahresbericht 2009. Insgesamt
verzeichnete die Fachstelle 1065 Beratungskontakte, in denen sich «der
unübersichtliche Weltanschauungsmarkt» widerspiegle.
RNA/comm.
80 Prozent der Anfragen beträfen kleine, teilweise unbekannte Gruppen und
Hauskreise sowie «selbsternannte Lebensberater, Propheten und Heilerinnen».
Bei einer Zuordnung der Anfragen nach weltanschaulichen Kriterien ergibt
sich gemäss Jahresbericht folgendes Bild: 44 Prozent sind dem christlichen,
33 Prozent dem esoterischen und 18 Prozent dem säkularen Umfeld zuzuordnen.
Bei den Anfragen zu christlichen Gruppen kämen verschiedene Themen zur
Sprache, so etwa die «Heilung durch den Heiligen Geist». Die Fachstelle
nennt als Beispiel die Kingdom Embassy International: An den «Nights of
Miracles» nähmen Personen mit schweren Gebrechen teil, die sich Heilung und
Erlösung erhofften. Ein weiteres Thema sei der «euphorische Kick» durch den
Heiligen Geist, wie er etwa in der charismatischen Wort-und-Geist-Bewegung
vermittelt werde: Junge Erwachsene tauchten begeistert in die neue
Erlebniswelt ein und würden jeglichen Kontakt zur Familie abbrechen.
Infosekta beobachtet zudem laut eigenen Angaben eine Verbindung der «Kraft
des positiven Denkens» mit dem christlichen Glauben. 71 Prozent der
Anfragen beziehen sich auf eine konkrete Gruppe. An der Spitze stehen
Scientology (7 Prozent) und die Zeugen Jehovas (6 Prozent). Erneut habe es
Anfragen zum ehemaligen Verein zur Förderung der Psychologischen
Menschenkenntnisse gegeben, obschon dieser sich 2002 aufgelöst habe.
Die Beratungsstelle feiert 2010 ihren zwanzigsten Geburtstag. In den
beiden Jahrzehnten hat die 1990 gegründete Fachstelle laut Jahresbericht
über 18.000 Anfragen beantwortet. Während des Jubiläumsjahres soll eine
Broschüre herausgegeben werden, die die Veränderungen und Entwicklungen der
Sektenszene aufarbeitet. Im Herbst sind zudem verschiedene Anlässe zum
Phänomen Sekte geplant.
Missionssynode: neue Spitze gewählt
SCHWEIZ
Mit dem Festgottesdienst im Zürcher Grossmünster und einem bunten
Missionsfest wurde die dritte Missionssynode geschlossen. Das
internationale Parlament von Mission 21 hat vorher seine Spitzen neu
bestellt.
RNA/comm.
Trotz des kühlen Wetters herrschte laut einer Pressemitteilung eine
herzlich warme Atmosphäre beim Abschlussgottesdienst und dem
anschliessenden Missionsfest. Auf der Kanzel des altehrwürdigen
Grossmünsters von Zürich predigte die Kameruner Pfarrerin Jeanne Mbah. Der
Gottesdienst wurde im Schweizer Fernsehen übertragen.
Der bisherige Vizepräsident der Missionssynode, Edwin Mora, wurde zum
neuen Vorsitzenden für die kommenden drei Jahre gewählt. Der Theologe aus
Costa Rica, ist Professor für praktische Theologie. Seit Jahren ist er
engagiert in der Lateinamerikanischen
Kontinentalversammlung von Mission 21. Stellvertretende Vorsitzende wurde
die Journalistin Nina Sahdeva Ndotoni. Als Präsidentin der
SüdafrikaMission, einem Trägerverein von Mission 21, ist sie mit diesem
Missionswerk bestens vertraut. Nach dem Rücktritt von Monika Haas-Leber,
Basel, aus dem Vorstand von Mission 21 wurde Samuel Lutz als neues Mitglied
gewählt. Samuel Lutz ist Pfarrer und als ehemaliger langjähriger Präsident
des Berner Synodalrates bestens mit den Realitäten der Schweizer
Kirchenlandschaft vertraut.
Nachdem die Synode des welschen Département Missionaire éxchange et
Mission und die AV des SEK der Vereinbarung bereits zugestimmt hatten,
wurde diese auch von der Missionssynode beschlossen. Es wird eine
Koordinationskonferenz eingerichtet. Neu leisten die Kantonalkirchen
Sockelbeiträge an die Missionswerke.
«Goooaaaaal» in Grand Rapids!
WELT
Selbst die Vereinigende Generalversammlung 2010 in Grand Rapids, USA
(18.-28. Juni), welche die Fusion des Reformierten Weltbundes und des
Reformierten Ökumenischen Rates markiert, ist im Fussballfieber. Ein
Stimmungsbericht von Pfarrer Jan-Gerd Heetderks, Synodenpräsident aus
Holland.
RNA/comm.
Enthusiastische Brasilianer und Chilenen, verzweifelte Engländer und
Italiener, enttäuschte Deutsche, Süd-Afrikaner und Tschechen, lächelnde
Niederländer und Süd-Koreaner, begeisterte Schweizer (auf jeden Fall bis
gestern) … Nein, ich schreibe nicht über die Auswirkung des ersten
Berichtes des Nominierungs-Ausschusses, sondern über die
Fussballweltmeisterschaft. Und wenn in der Halle auf einmal ein Aufschrei
zu hören ist, ist das nicht wegen umgekipptem heissen Kaffe, sondern weil
Kamerun ein Tor geschossen hat.
Sogar in Grand Rapids, wo sonst nur die Calvin Nights Basketball spielen,
wird der Fussball gefeiert. Manchmal kommen einige Delegationen am Morgen
etwas später (natürlich heimlich), obwohl der Bus rechtzeitig abfuhr.
Verschlafen? Nein, das Team des eigenen Landes spielte, und die Versuchung,
das Spiel zu sehen, war grösser als der geistliche Hunger nach Bibelarbeit
und Morgengottesdienst.
So weit, so gut. Aber wo sonst gemeinsam gejubelt wird, wenn man zusammen
Fussball guckt, freut sich jetzt bei einem Tor ein Teil der Gruppe laut und
die anderen schlagen sich vor Ärger auf die Oberschenkel. Eine strenge,
deutsche Teilnehmerin stellte den Antrag, die Fernsehapparate im Gebäude
auf ein anderes Programm einzustellen, aber zum Glück kam es nicht so weit.
Um noch mal auf die traurigen und freudevollen Gesichter zurückzukommen –
wer wird am Ende feiern können? Schliesslich lacht, wer zuletzt lacht, am
besten. Für die Nominierung des Exekutivausschusses gelten Quoten, im
Fussball gibt es diese Quoten für Weltmeister nicht. Bis jetzt haben die
Europäer den grössten Teil vom Titelkuchen genommen (wie immer), aber die
Südamerikaner haben in der Fussballgeschichte auch eine Menge Titel
gewonnen; die besten Fussballspieler der Geschichte hatten sie auch.
Wenn die neue Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen wirklich Einheit in
Gerechtigkeit feiern will, müsste eigentlich jeder jetzt hoffen, dass ein
afrikanisches oder asiatisches Team endlich einmal Weltmeister wird. Ein
Vorschlag für das Policy Reference-Committee? Aber wie wir alle wissen,
beim Fussball hört die Freundschaft auf. Und damit drängt sich die Frage
auf, ob die Fussballweltmeisterschaft womöglich die gerade gefeierte
Einheit bedroht. Wird die Frage nach dem neuen Weltmeister in Grand Rapids
wichtiger als geteilte reformierte Tradition oder Unrecht und Gefahren der
Globalisierung? Nein, wohl nicht. Die Einheit im Geist durch das Band des
Friedens ist stärker! – Wenigstens bis zum Achtelfinale.
Missionssynode in Zürich: neue Spitze gewählt
SCHWEIZ
Mit dem Festgottesdienst im Zürcher Grossmünster und einem bunten
Missionsfest ist am Sonntag die dritte Missionssynode zu Ende gegangen. Das
internationale Parlament von Mission 21 hat vorher seine Spitzen neu
bestellt. Edwin Mora aus Costa Rica ist der Vorsitzende der Synode, seine
Stellvertreterin ist Nina Sahdeva Ndotoni, Präsidentin der
Südafrikamission. Der ehemalige Berner Synodalratspräsident Samuel Lutz in
den Vorstand von Mission 21 gewählt.
RNA/comm.
Zum ersten Mal haben die Delegierten der Missionssynode sich ein Thema
gegeben, an dem nun dezentral in allen Kontinenten gearbeitet wird: «Wasser
des Lebens». Wo ist Wasser durch den Klimawandel bedroht? Wo ist es durch
Umweltverschmutzung gefährdet? Wo führt versiegendes Wasser zu
Flüchtlingsströmen? Inwiefern wird durch zunehmende Kommerzialisierung von
Wasser das Menschenrecht auf Wasser für die arme Bevölkerung gefährdet?
Mission 21 will laut Medienmitteilung «Bewusstsein schaffen, wo in Bezug
auf Wasser die von Gott gebotene Gerechtigkeit bedroht ist, welcher
Lebensstil Bedrohung fördert - und was Kirchen angesichts der
Herausforderungen konkret und gemeinsam tun können».
An der Missionssynode wurde auch eine Vereinbarung unterzeichnet, in der
die Zusammenarbeit zwischen dem Schweizerischen Kirchenbund SEK und den
Missionsorganisationen verbindlich geregelt wird.
EVP verzichtet auf Volksinitiative für Religionsartikel
SCHWEIZ
Die EVP verzichtet nach der Vernehmlassung bei Parteigremien und
kirchlichen Organisationen auf eine Volksinitiative für einen neuen
Religionsartikel in der Verfassung. Dies hat der Zentralvorstand am Samstag
in Solothurn beschlossen. Gleichzeitig will Nationalrat Walter Donzé die
Debatte im Parlament mit einer parlamentarischen Initiative anstossen und
die christlichen Werte und den Religionsfrieden sichern.
RNA/comm.
Das Anliegen wird von der EVP nach wie vor als nötig und wichtig erachtet,
wie auch eine Vernehmlassung bei Parteigremien und den verschiedensten
kirchlichen Organisationen ergeben habe. Über die konkrete Ausgestaltung
gingen die Meinungen indessen auseinander. Ohne die breite Unterstützung
aller Kantonalparteien und der kirchlichen Verbände wolle der
Zentralvorstand aber das grundsätzliche Anliegen nicht gefährden.
Serbien gründet Interreligiösen Rat
WELT
Das grösste ex-jugoslawische Land hat gestern einen Interreligiösen Rat
gegründet. Die Institution stellt keine unabhängige Körperschaft dar,
sondern ist an das serbische Religionsministerium angegliedert.
RNA/comm.
Die Mitglieder des Rates sind zurzeit der orthodoxe Bischof Irinej von
Backa, der römisch-katholische Erzbischof von Belgrad, Stanislav Hocevar,
der Vorsteher der Islamischen Gemeinde in Serbien, Reis-ul-Ulama Adem
Zilkic, sowie Rabbiner Isak Asijel von der Jüdischen Gemeinde.
Der Interreligiöse Rat ist laut Medienmitteilung für weitere Nominierungen
aus dem Kreis der so genannten historischen Kirchen und
Glaubensgemeinschaften in Serbien offen. Zu dieser Gruppe gehören auch noch
drei protestantische Kirchen.
Der serbische Religionsminister, Professor Bogoljub Sijakovic, sagte, der
Interreligiöse Rat solle die Religionsfreiheit fördern, sich zu wichtigen
gesellschaftlichen Fragen äussern und verschiedene Formen von
Veranstaltungen organisieren. Er solle sich auch mit der Bedeutung der
Religionsfreiheit und der «religiösen Kultur» im europäischen Kontext
befassen.
Grand Rapids: Generalversammlung für weltweite reformierte Einheit
WELT
Die Vereinigung des Reformierten Weltbundes und des Reformierten
Ökumenischen Rates ist ein Fakt. Am Freitagmorgen beschlossen beide
Generalversammlungen dieser Organisationen die Vereinigung. In beiden
Sitzungen wurde laut Medienmitteilung dankbar auf die Entwicklungen
reagiert.
RNA/comm.
«Diese Vereinigung ist ein Akt des Glaubens», sagte Pfarrerin Ery
Hutabarat aus Indonesien, nachdem sowohl Weltbund als auch die Rat die
Vereinigung beschlossen hatten. «Natürlich sind wir noch unterwegs», sagte
Peter Borgdorff, Präsident des Ökumenischen Rates, in seiner Predigt.
«Diese neue Gemeinschaft ist noch im Aufbau, aber wir bauen im Vertrauen
auf Jesus Christus. » Weltbund-Präsident Clifton Kirkpatrick erinnerte in
seiner Predigt an die Berufung zu Gemeinschaft und Gerechtigkeit, eine
Berufung die die Kirche nicht vernachlässigen dürfe. «Es wird Zeit, unsere
Gaben in das gemeinsame geistliche Haus zu bringen, das auf den lebenden
Stein Jesus Christus gegründet ist.»
Am Anfang der gemeinsamen Sitzung wurde mitgeteilt, dass 73 Teilnehmer und
Gäste von den US-Behörden kein Visum bekommen hatten, offenbar wegen
Verdachts auf Gefährdung der Sicherheit oder Angst vor Verletzung der
Immigrationsgesetze. Die Präsidenten verurteilten das Vorgehen der Behörden
gegenüber den Abgewiesenen scharf. Es sei nicht zu akzeptieren, dass die
Kirchen im Westen im Grunde keine Generalversammlung mehr organisieren
könnten, weil nicht alle Eingeladenen kommen könnten.
Delegierte der Missionssynode prangern Afrikabild an
SCHWEIZ
Mit einem multikulturellen Gottesdienst wurde am 16. Juni die dritte
internationale Missionssynode von Mission 21 in Zürich eröffnet. Der
Eröffnungsgottesdienst zeigte, wie sehr die Welt als «globales Dorf» in der
Schweiz bereits Alltagsrealität ist: Er wurde von Zürcher Christen mit
Migrationshintergrund gestaltet. Am Sonntag wird das Grossmünster Ort der
Abschlussfeier.
RNA/comm.
Der fröhliche, vielsprachige und rhythmisch wie musikalisch
interkulturelle Eröffnungs-Gottesdienst zeigte eines deutlich: Die Kulturen
der Welt sind in der Schweiz längt in grossen Fülle präsent. Diese Menschen
bilden eigene Kirchen, die im «Zentrum für Migrationskirchen» in
Zürich-Wipkingen ihr Zuhause haben. Die internationale Dimension der
reformierten Landeskirche von Zürich ist Gastgeberin für die Synode des
weltweiten Missions-Netzwerkes Mission 21. Ein gutes Symbol: Denn gerade
durch ihre Verbundenheit mit Mission 21 bekomme für die Schweizer
Landeskirchen das Schlagwort «Think global – act local» («Denke global,
handle vor Ort!») Hand und Fuss, heisst es in einer Pressemitteilung.
Leider haben drei Delegierte - aus Tansania, dem Kongo und dem Sudan - kein
Visum erhalten, um in die Schweiz zu reisen. Gründe dafür werden im
Communiqué keine genannt.
Der Direktor von Mission 21 wies in seiner Eröffnungspredigt darauf hin,
um was es bei Mission 21 grundsätzlich geht: das Leben jedes Menschen habe
nur einen Sinn, wenn er «eine Mission» erfüllen könne. Jeder Mensch habe
eine Berufung, einen Ruf in sich, den er wahrnehmen muss. Damit schliesse
er sich Gottes Mission in dieser Welt an. «Mission ist die grundlegende
Wirklichkeit unseres Lebens. Wir sind Christenmenschen, weil wir von Gott
berufen sind, mitzuarbeiten bei der Erfüllung seiner Ziele für die
Menschheit als Ganze».
Mission 21 legt für 2009 eine ausgeglichene Rechnung vor. Das Rohbudget
für 2011 weist zwar ein Minus von CHF 300’000 auf. Allerdings gesteht die
Hoffnung, dass die Einnahmen von Kirchgemeinden und aus Spenden besser
ausfallen als angenommen.
Die Kirchen jedes Kontinents präsentieren an der Synode jeweils die
Situation, in der sie stehen. Am Donnerstag haben die afrikanischen
Delegierten ihre Hoffnung für Afrika beschrieben, das in einigen Ländern
ökonomisch sogar gewachsen ist – trotz der Finanzkrise. Auch wiesen sie
darauf hin, dass die meisten Regionen eine Phase des Friedens und der
Stabilität erleben. Die Verfügbarkeit von Trinkwasser sei immer noch ein
Problem, dass sich durch den Klimawandel verschärfe. Sie zeigten auf, wie
China und Indien in neokolonialistischer Weise nach Afrika ausgreifen und
Märkte sowie Wirtschaftskreisläufe einrichten, die Afrika keinen
wirtschaftlichen Nutzen bringen. Der Delegierte aus Ghana griff zudem ein
brisantes Thema auf: Hilfswerke zeigen beim Sammeln von Spenden hässliche
Bilder von armen Menschen in zerlumpten Kleidern, sie stellen mit Vorliebe
hungernde Kinder mit ihren verelendeten Müttern aus. Solche Bilder
verletzen die Würde dieser Menschen, die keiner Veröffentlichung zustimmen
würden, sagte der Delegierte. Sie suggerierten zudem ein falsches Bild von
Afrika. Die anderen Kontinente präsentieren ihre Anliegen am Freitag und
Samstag. Auch das Schwerpunktthema für die nächsten drei Jahre wird dann
bestimmt.
Mit einem Fernsehgottesdienst aus dem Zürcher Grossmünster ab 10 Uhr und
dem anschliessenden traditionellen und kulturell bunten Missionsfest mit
reichhaltigem Programm findet die Missionssynode am 20. Juni ihren
Abschluss. Dazu ist die Öffentlichkeit eingeladen.
AG: Pfarrer vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs freigesprochen
SCHWEIZ
Ein reformierter Aargauer Pfarrer ist vom Vorwurf des mehrfachen sexuellen
Missbrauchs seiner Tochter freigesprochen worden. Vor Bezirksgericht
Zofingen AG hatte die Anklage am 17. Juni eine Freiheitsstrafe von
fünfeinhalb Jahren gefordert.
RNA/sda
«Im Zweifel für den Angeklagten» – mit diesem Grundsatz begründete der
Gerichtspräsident das Urteil. Das fünf Mitglieder zählende Gericht fällte
das Urteil nicht einstimmig. Es gebe jedoch «zu wenig Indizien» und keine
medizinischen Befunde, die auf einen jahrelangen sexuellen Missbrauch
hindeuteten, sagte der Präsident.
Damit folgte das Bezirksgericht dem Verteidiger, der für den 48-jährigen
Deutschen einen Freispruch verlangt hatte. Die Staatsanwältin, die sich auf
die Aussagen der Tochter gestützt hatte, hatte eine Freiheitsstrafe von
fünfeinhalb Jahren gefordert.
Die Anklage warf dem vom Dienst suspendierten Pfarrer vor, seine
mittlerweile 22-jährige Tochter während mehr als zwölf Jahren sexuell
missbraucht zu haben. Sie sprach von einem «gravierenden Fall». Die
Aussagen der Tochter seien «glaubhaft». Die Staatanwältin lässt offen, ob
sie das Urteil weiterziehen wird.
In der Anklageschrift waren alle Details der angeblichen Missbrauchsserie
präzis aufgeführt. Die Tochter hatte im März 2008 nach einer
Gruppentherapie Strafanzeige gegen ihren Vater eingereicht. Die Tochter war
am Prozess während fast einer Stunde befragt worden. Sie hat heute
psychische sowie körperliche Probleme, befindet sich in Behandlung und
bezieht eine IV-Rente.
Der Angeklagte wies vor Gericht alle Vorwürfe zurück. «Ich habe keine
Erinnerungen, weil es die Vorfälle nicht gab», sagte er. Bei der Festnahme
im April 2008 habe er an ein «Missverständnis» gedacht. Der Vater hielt der
Tochter psychische Störungen und depressive Stimmungen vor. Sie suche nur
Aufmerksamkeit und habe die Vorwürfe aufgrund des «Erwartungsdrucks von
Therapeuten» erhoben. Den Antrag des Angeklagten, die Öffentlichkeit vom
Prozess auszuschliessen, hatte das Gericht abgelehnt.
Der freigesprochene Pfarrer aus dem Bezirk Brugg wird vorerst von seinen
Amtspflichten enthoben bleiben. Die Reformierte Landeskirche Aargau wartet
ab, bis der Freispruch rechtskräftig ist. Die Kirchgemeinde, wo der Pfarrer
seit drei Jahren angestellt ist, hatte die Landeskirche nicht über den Fall
informiert. Die Kirchenpflege hatte dem Mann wegen seiner guten Amtsführung
das Vertrauen ausgesprochen. Das trug der Behörde Kritik ein.
Der Kirchenrat der Landeskirche habe das «in diesen Situationen übliche»
Disziplinarverfahren gegen den Pfarrer sofort eingeleitet, wie die
Landeskirche dazu in einer Medienmitteilung vom 17. Juni schreibt. Das
Verfahren werde erst dann weitergeführt, wenn die die schriftliche
Urteilsbegründung vorliege und wenn klar sei, ob die Staatsanwaltschaft
gegen das Urteil rekurriere oder nicht. Der Kirchenrat überprüfe dann, ob
das Disziplinarverfahren eingestellt werden könne.
In Fällen, in denen schwerwiegende und begründete Vorwürfe im Bereich
sexueller Übergriffe gegen eine Pfarrerin oder einen Pfarrer erhoben
werden, eröffne der Kirchenrat grundsätzlich ein Disziplinarverfahren gegen
den betroffenen Pfarrer oder die Pfarrerin und suspendiere ihn oder sie
vorsorglich vom Dienst, bis die Vorwürfe abgeklärt seien, heisst es weiter.
Katholische Presseagentur Kipa 2009 mit Gewinn
SCHWEIZ
Die Katholische Internationale Presseagentur (Kipa) mit Sitz in Zürich und
Freiburg hat das Jahr 2009 mit einem Gewinn von 17200 (Vorjahr 5380)
Franken abgeschlossen. Die stark ausgebaute Online-Berichterstattung mit
tagesaktuellen Themen sei ein Erfolg.
RNA/sda
So verdreifachte sich die Zahl der Besuche auf der Internet-Seite
Kipa-apic.ch auf 376000, wie dem Geschäftsbericht 2009 der Kipa zu
entnehmen ist. Die Zahl der angezeigten Seiten nahm um den Faktor acht auf
2,9 (Vorjahr 0,37) Millionen zu.
Die Online-Berichterstattung sei zu einem wichtigen Bestandteil der
Redaktionsarbeit geworden, schreibt Kipa-Chefredaktor Josef Bossart.
Erstmals in der 93-jährigen Geschichte der Agentur sei an allen 365 Tagen
des Jahres gearbeitet worden.
Insgesamt publizierte die deutschsprachige Kipa im letzten Jahr 6326
Beiträge. Im französischsprachigen Apic-Dienst waren es 5087. Die Kipa ist
die weltweit älteste internationale katholische Presseagentur. Sie
beschäftigt aktuell fünf Personen in Zürich, während es bei der Apic in
Freiburg vier Personen sind.